Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Elisabeth
I Elisabeth,bibl. Gestalt, Frau des Priesters Zacharias, Mutter Johannes' des Täufers (Lk. 1, 5); Heilige, Tag: 5. 11.
II Elisabeth,
Herrscherinnen:
Englandbzw. Großbritannien:
1) E. I.(engl. Elizabeth), Königin von England (1558-1603), letzte Herrscherin aus dem Hause Tudor, * Greenwich (heute zu London) 7. 9. 1533, ✝ Richmond upon Thames (heute zu London) 24. 3. 1603; Tochter Heinrichs VIII. und der Anna Boleyn; gelangte nach dem Tod ihrer Halbschwester Maria der Katholischen auf den Thron und errichtete mit der polit. Hilfe von Baron Burghley eine starke Krongewalt; stellte durch die Uniformitätsakte von 1559 die anglikan. Staatskirche wieder her. Als Papst Pius V. 1570 E. exkommunizierte, wurden die Katholiken unter harte Ausnahmegesetze gestellt. E.s kath. Nebenbuhlerin Maria Stuart, die Königin von Schottland, geriet 1568 in ihre Gefangenschaft und wurde unter dem Vorwurf der Teilnahme an Verschwörungen 1587 hingerichtet. Außenpolitisch in Gegensatz zu Spanien unter Philipp II. geraten, unterstützte E. den niederländ. Unabhängigkeitskampf und die Übergriffe engl. Freibeuter (Drake, Raleigh) gegen span. Schiffe. Der Sieg über die Armada 1588 sicherte Englands Rolle als prot. Großmacht (Aufschwung von Handel und Schifffahrt). Die Anfänge des engl. Kolonialreichs wurden geschaffen (Virginia). Zu polit. Macht und wirtsch. Aufstieg trat die Blüte des geistigen Lebens (Shakespeare) im sog. Elisabethanischen Zeitalter. Zu den Günstlingen E.s gehörten R. Dudley, Earl of Leicester, und R. Devereux, Earl of Essex. E. blieb unvermählt (»jungfräul. Königin«, engl. »the Virgin Queen«).
Literatur:
Neale, J. E.: E. I. Königin von England. A. d. Engl. Sonderausg. München 1994.
Williams, N.: E. I. von England. Beherrscherin eines Weltreiches. A. d. Engl. Tb.-Ausg. München 1994.
2) E. II. (engl. Elizabeth), Königin von Großbritannien und Nordirland, Haupt des Commonwealth, * London 21. 4. 1926; bestieg nach dem Tod ihres Vaters, Georg VI., 1952 den Thron (gekrönt 1953);
seit 20. 11. 1947 mit Philip Mountbatten (Philip, Herzog von Edinburgh); der Ehe entstammen Charles, Anne (* 1950), Andrew (* 1960) und Edward (* 1964).
Österreich-Ungarn:
3) E., Kaiserin von Österreich und Königin von Ungarn, * München 24. 12. 1837, ✝ Genf 10. 9. 1898; Tochter des Herzogs Maximilian Joseph in Bayern,
seit 1854 mit Kaiser Franz Joseph I. Sie setzte sich bes. für den Ausgleich mit Ungarn ein und entzog sich, v. a. nach dem Tod des Kronprinzen Rudolf (1889), dem Hofleben durch Reisen; in Genf von dem italien. Anarchisten L. Luccheni erstochen.
Literatur:
Hamann, B.: E. Kaiserin wider Willen. Tb-Ausg. München 81996.
Pfalz:
4) E., Kurfürstin von der Pfalz und Königin von Böhmen, * Falkland Castle (bei Perth) 19. 8. 1596, ✝ London 13. 2. 1662; Tochter Jakobs I. von England,
seit 1613 mit Kurfürst Friedrich V. von der Pfalz, dem böhm. »Winterkönig«; ging mit ihm 1620 in die Niederlande ins Exil, kehrte 1661 nach England zurück.
5) E. Charlotte, gen. Liselotte von der Pfalz, Herzogin von Orléans, * Heidelberg 27. 5. 1652, ✝ Saint-Cloud (Dép. Hauts-de-Seine) 8. 12. 1722, Enkelin von 4);
seit 1671 mit Herzog Philipp I. von Orléans, Bruder Ludwigs XIV.; am frz. Hof bewahrte sie ihr urwüchsiges und natürl. Wesen, das sich bes. in ihren Briefen ausdrückt. Ihre Erbansprüche beim Tod ihres Bruders, des Kurfürsten Karl (✝ 1685), boten Ludwig XIV. den Anlass zum Pfälzischen Erbfolgekrieg.
Literatur:
Lebigre, A.: Liselotte von der Pfalz. Eine Wittelsbacherin am Hofe Ludwigs des XIV. A. d. Frz. Tb.-Ausg. München 1995.
Liselotte von der Pfalz. Madame am Hofe des Sonnenkönigs. Ausstellung der Stadt Heidelberg zur 800-Jahr-Feier, ..., im Heidelberger Schloß, hg. v. S. Paas, Beiträge v. H. Alexander Adda u. a. Heidelberg 1996.
Preußen:
6) E. Christine, Königin, * Wolfenbüttel 8. 11. 1715, ✝ Berlin 13. 1. 1797; Tochter des Herzogs Ferdinand Albrecht II. von Braunschweig-Bevern, Nichte Kaiser Karls VI.,
seit 1733 mit dem späteren Friedrich II., d. Gr., lebte seit dessen Regierungsantritt (1740) in kinderloser Ehe von ihm getrennt.
Rumänien:
7) E., Königin, * Schloss Monrepos (bei Neuwied) 29. 12. 1843, ✝ Bukarest 2. 3. 1916;
seit 1869 mit Fürst Karl von Hohenzollern (seit 1881 König Carol I. von Rumänien); schrieb unter dem Namen Carmen Sylva Gedichte und Unterhaltungsromane über rumän. Landschaft und Bräuche.
Russland:
8) E. Petrowna (Jelisaweta Petrowna), Kaiserin (1741-62), * Kolomenskoje (heute zu Moskau) 29. 12. 1709, ✝ Sankt Petersburg 5. 1. 1762; Tochter Peters I., d. Gr., und Katharinas I., setzte ihre Thronansprüche gegen die Regentin Anna Leopoldowna durch die Palastrevolution von 1741 durch. Sie beendete 1743 den Krieg mit Schweden und war im Siebenjährigen Krieg Verbündete Österreichs und Frankreichs gegen Friedrich d. Gr. Sie bestimmte den späteren Peter III. zu ihrem Nachfolger und vermählte ihn 1745 mit der späteren Kaiserin Katharina II. 1755 gründete sie die Univ. Moskau, 1757 die Akademie der schönen Künste in Sankt Petersburg.
Literatur:
Rice, T. T.: E. von Rußland. Die letzte Romanow auf dem Zarenthron. A. d. Engl. München 1973.
Coughlan, R.: Frauen auf dem Zarenthron. E. u. Katharina. A. d. Amerikan. Düsseldorf 1976.
Spanien:
9) E. von Valois [-va'lwa], Königin, * Fontainebleau 13. 4. 1545, ✝ Aranjuez 3. 10. 1568; Tochter Heinrichs II. von Frankreich und der Katharina von Medici, seit 1559 die dritte Gemahlin König Philipps II. Das ihr nachgesagte Liebesverhältnis zu ihrem Stiefsohn Carlos hat nicht bestanden.
10) E. Farnese, Königin, * Parma 25. 10. 1692, ✝ Aranjuez 11. 7. 1766; Tochter des Herzogs von Parma, zweite Gemahlin Philipps V. (seit 1714); politisch ehrgeizig und erfolgreich, erreichte sie durch Verhandlungen und Kriege, dass von ihren Söhnen Karl 1735 Neapel-Sizilien und Philipp 1748 Parma erhielt.
Thüringen:
11) E. (E. von Ungarn), Landgräfin, * Burg Sárospatak (Ungarn) 1207, ✝ Marburg 17. 11. 1231; ungar. Königstochter,
seit 1221 mit Landgraf Ludwig IV. von Thüringen. Nach seinem Kreuzfahrertod 1227 durch Heinrich Raspe vertrieben, widmete sich E. in dem von ihr in Marburg gestifteten Hospital ganz der Armen- und Krankenpflege. 1235 heilig gesprochen, Tag: 19. 11.
Literatur:
Jaschke, G.: Die Heilige E. von Thüringen. Langen 1990.
Hoppe, G.: E., Landgräfin von Thüringen. Eisenach 31991.
Ohler, N.: E. von Thüringen. Fürstin im Dienst der Niedrigsten. Göttingen u. a. 21992.
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