Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
El Salvador
El Salvadọr Fläche: 21 041 km2
Einwohner: (1995) 5,77 Mio.
Hauptstadt: San Salvador
Verwaltungsgliederung: 14 Departamentos
Amtssprache: Spanisch
Nationalfeiertag: 15. 9.
Währung: 1 El-Salvador-Colón = 100 Centavos
Zeitzone: MEZ —7 Std.
(amtlich span. República de El Salvador; dt. Rep. El Salvador), die kleinste Republik Zentralamerikas, an der Küste des Pazif. Ozeans; grenzt im W an Guatemala, im N und O an Honduras.
Staat und Recht: Nach der Verf. von 1983 ist El S. eine präsidiale Republik. Staatsoberhaupt und Reg.chef ist der für fünf Jahre direkt gewählte Präsident. Gesetzgebendes Organ ist das Abg.haus (84 Abg., für drei Jahre gewählt); es besteht Wahlpflicht für Bürger über 18 Jahre. Einflussreichste Parteien: Nationalist. Republikan. Allianz (ARENA); Christdemokrat. Partei (PDC), Nat. Versöhnungspartei (PCN) und Demokrat. Zusammenschluss (CD). Die Guerillabewegung FMLN wurde 1992 in eine polit. Partei umgebildet.
Landesnatur: El S. ist bis auf einen schmalen, feuchtheißen Küstenstreifen fruchtbares Hügel- und Gebirgsland (»Gartenrepublik«). Das Innere, ein 400-500 m hohes, vom Río Lempa durchflossenes Plateau mit Grasfluren und Seen (Ilopangosee, 60 km2, 248 m tief), wird von je einem parallel zur Küste laufenden bewaldeten Gebirgszug begrenzt, im N bis 1 650 m ü. M. hoch; im S (Küstengebirge) 14 z. T. noch tätige Vulkane (Santa Ana 2 381 m ü. M.). - Die Temperaturen des wechselfeuchten trop. Klimas (mittlere Jahrestemperaturen 26,8 ºC; höchste Niederschläge Mai bis Oktober) nehmen in Höhen über 500 m ü. M. ab.
Bevölkerung: Rd. 90 % der Bev. sind Mestizen, die Übrigen Indios und Weiße (meist altspan. Abstammung). El S. ist das am dichtesten besiedelte Land Zentralamerikas. Das jährl. Bev.wachstum liegt bei 2,4 %. Viele Menschen wandern in die Nachbarländer aus. Größte Städte sind San Salvador, Santa Ana, San Miguel, Nueva San Salvador (Santa Tecla). - Es besteht neunjährige allgemeine Schulpflicht, der Unterricht ist kostenlos. Die Analphabetenquote beträgt 27 %. Unter den meist privaten 38 Hochschuleinrichtungen sind die bedeutendsten eine staatl. (gegr. 1841) und eine private Univ. (gegr. 1966) in San Salvador. - Rd. 92 % der Bev. sind Katholiken.
Wirtschaft, Verkehr: Die innenpolit. Unruhen der letzten Jahre, stark sinkende Preise des Hauptexportproduktes Kaffee bei gleichzeitig steigenden Rohölpreisen wirkten sich negativ auf die wirtsch. Entwicklung aus. - Der wichtigste Wirtschaftszweig ist die Landwirtschaft (50-60 % der Exporterlöse). Die landwirtsch. Nutzfläche ist sehr ungleich verteilt (0,7 % der Eigentümer besitzen 38 % der landwirtsch. Nutzfläche). Die 1980 eingeleitete Bodenreform geriet schon 1983 ins Stocken. Hauptanbauprodukte bes. für den Export sind Kaffee, Baumwolle, Zuckerrohr, für die Selbstversorgung Mais, Reis, Bohnen und Hirse; Nahrungsmittelimporte sind notwendig. In den Savannen wird Viehzucht betrieben. Die Forstwirtschaft ist weltgrößter Produzent von Perubalsam. In der Fischwirtschaft erfolgte eine Spezialisierung auf Krustentiere. Neben Guatemala ist El S. das industriell am weitesten entwickelte Land Zentralamerikas. In kleineren und mittleren Betrieben werden heim. Rohstoffe und Halbwaren weiterverarbeitet. Die Handelsbilanz ist negativ. Kaffee hat einen Anteil von etwa 40 % am Gesamtexporterlös. Wichtigste Handelspartner sind die USA, Guatemala und Deutschland. - El S. besitzt ein gut ausgebautes Verkehrsnetz mit einem 602 km langen Eisenbahnnetz, v. a. für den Kaffee- und Baumwolltransport, sowie 12 320 km Straßen (davon rd. 1 700 km asphaltiert), darunter die 317 km lange »Carretera Panamericana« zw. Guatemala und Honduras und die nahezu parallel verlaufende Küstenstraße. Haupthäfen sind Acajutla und Cutuco; der Zugang zum Hafen Puerto Barrios in Guatemala ist vertraglich zugesichert; internat. Flughafen bei San Salvador.
Geschichte: El S. wurde 1524/25 von P. de Alvarado unterworfen; es gehörte bis 1821 zu Spanien, 1823-38/41 zur Zentralamerikan. Föderation; seitdem unabhängige Republik. Das polit. Leben wurde von den rivalisierenden Gruppen der Liberalen und Konservativen bestimmt; der wirtsch. Einfluss der USA wuchs bis zur Weltwirtschaftskrise ständig (Kaffeemonokultur). Bauernunruhen unter dem KP-Führer Farabundo Marti, hervorgerufen durch die starken sozialen Widersprüche, brachten schließlich 1931 General M. Hernández Martínez an die Macht; er regierte das Land (bis 1944) diktatorisch, leitete aber eine Reformpolitik ein, die zwar nach seinem Sturz durch die folgende Militärregierung fortgesetzt wurde, aber keine grundlegenden Verbesserungen erzielte. Soziale Spannungen entluden sich auch im »Fußballkrieg« gegen Honduras 1969. Nach dem Sturz von C. H. Romero (Präs. 1977-79) und der Machtübernahme durch eine Militärjunta begann ein blutiger, die ganze Region bedrohender Bürgerkrieg, in dem Reg.truppen mit Unterstützung der USA gegen die linksgerichtete Frente Farabundo Marti para la Liberación Nacional (FMLN) kämpften. Nach Umbildung der Regierung Ende 1980 wurde der reformorientierte J. N. Duarte (PDC) Präs. (bis 1982, erneut 1984-89); er begann Verhandlungen mit der FMLN, die auch unter seinem Nachfolger A. F. Cristiani von der rechtsgerichteten ARENA-Partei weitergeführt wurden. Die seit 1990 von der UNO, der OAS und der kath. Kirche vermittelten Gespräche führten am 16. 1. 1992 zu einem Friedensabkommen zw. den Bürgerkriegsparteien (Überwachung des Waffenstillstandes bis 1995 durch eine UN-Friedenstruppe, Wiedereingliederung der Guerilla ins zivile Leben, Reduzierung der Armee, Landreform). Im Dez. 1992 wurde der Bürgerkrieg offiziell für beendet erklärt. Nach Schätzungen forderte er 75 000 bis 80 000 Tote; etwa 500 000 Menschen wurden vertrieben oder flüchteten. Aus den von der UNO beobachteten Wahlen von 1994 ging wieder die ARENA-Partei als Siegerin hervor (mit A. Calderón Sol als Staatspräs.), zweitstärkste Gruppe wurde die zur Partei umgeformte FMLN. Diese Kräfteverteilung blieb auch bei den Präsidentschaftswahlen 1999 erhalten, Staatspräs. wurde F. Flores von der ARENA-Partei.
Literatur:
Anderson, T. P.: Politics in Central America. Guatemala, El S., Honduras, and Nicaragua. Neuausg. New York 1988.
Gabriel, L.: Aufstand der Kulturen. Konfliktregion Zentralamerika: Guatemala, El S., Nicaragua. Neuausg. München 1988.
Keeping the peace. Multidimensional UN operations in Cambodia and El S., hg. v. M. W. Doyle u. a. Cambridge 1997.
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