Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Eisenzeit
Eisenzeit,nach Stein- und Bronzezeit die dritte große vorgeschichtl. Periode, in der Eisen als Werkstoff für Waffen, Geräte und Schmuck verwendet wird. Eisenschmuck und -prunkwaffen kommen vereinzelt schon in der Bronzezeit und in voreisenzeitl. Kulturen des Alten Orients vor. Als Erfinder der Eisentechnik gelten die Hethiter, die 1400-1200 v. Chr. eine Art Eisenmonopol im Nahen Osten hatten.In Europa wird die E. außerhalb des Bereiches der grch. und etrusk. Hochkulturen in einen älteren und einen jüngeren Abschnitt geteilt, wobei als wichtigster Vertreter der älteren Stufe die Hallstattzeit, der jüngeren die La-Tène-Zeit gilt. Das Ende der E. wird, dem Einsetzen schriftl. Quellen entsprechend, gebietsweise unterschiedlich datiert. Als »vorröm.« E. werden häufig die von der Hallstattkultur und der La-Tène-Kultur geprägten Perioden zusammengefasst (8.-1. Jh. v. Chr.). Es folgten die Römerzeit (1.-4. Jh. n. Chr.) und die Zeit der Völkerwanderung. In N-Europa bildete die Wikingerzeit den Abschluss der frühgeschichtl. Eisenzeit.Die Kultur der älteren E. zeigt zunächst nur geringe Unterschiede gegenüber der vorangegangenen Urnenfelderkultur. Doch werden bald Tendenzen zur Konzentration wirtsch. und polit. Macht bemerkbar, z. B. Salzgewinnung und -vertrieb in Hallstatt und Halle (Saale). Anlagen bewehrter Fürstensitze weisen auf krieger. Kontakte der Stammes- oder Kulturgemeinschaft hin, aber es bestanden auch Handelsbeziehungen. In Osteuropa ist der Beginn der E. durch das Aufkommen des Reiterkriegertums geprägt (Kimmerier, Skythen). Grabfunde (»Fürstengräber«) weisen auf eine deutl. soziale Schichtung der Bevölkerung hin, wobei das Luxusbedürfnis der Herrenschicht die Entstehung einer spezialisierten Handwerkerschaft (Waffen- und Goldschmiede) ebenso wie den Fernhandel begünstigte (grch. Importgüter aus Etrurien seit der Epoche der Hallstattkultur). Verziert wurden Waffen, Hausrat, Schmuck und Kultgeräte aus Bronze, Gold oder Eisen. Aus Eisen wurden v. a. Werkzeuge (Beile, Äxte, Sägen, Zangen, Messer) und landwirtsch. Geräte hergestellt. Die Entwicklung von Sense, Pflugschar und Hacke führte zu einer Intensivierung des Ackerbaus. In der jüngeren E. (etwa seit 500 v. Chr.) waren weite Teile Europas von der La-Tène-Kultur beeinflusst. Als ihre Träger sind kelt. (gall.) Völker bezeugt, die in krieger. Invasionen aus einem Kerngebiet in Süd-Dtl. und O-Frankreich auf N-Italien, Teile der Balkanhalbinsel und Kleinasiens, die Iber. Halbinsel und England sowie Irland ausgriffen. Im nördl. Mittel- und in N-Europa verhinderten german. Völker ein Eindringen der Kelten, gerieten aber kulturell unter deren Einfluss. Seit dem 3. Jh. v. Chr. führten kelt. Stämme nach grch. Vorbild die Geldwirtschaft ein. Es entstanden Wehranlagen (Oppida), die dauernd bewohnt waren (Städte), manche von mehreren Zehntausend Personen.Im Vergleich mit den vorangegangenen Perioden wurde die soziale und kulturelle Entwicklung in der E. immer schneller und führte zu staatsähnl. Stammesorganisationen, die gelegentlich die Hochkulturen des Mittelmeerraumes gefährdeten (Skythenzüge nach Mitteleuropa, Kelten-, Kimbern- und Teutoneneinfälle in Italien).
Literatur:
Kutscha, G.: Auf den Spuren der Vorzeit. Sonderausg. Gütersloh 1987.
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