Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Eisenbahn
Eisenbahn,Bez. für Schienenbahnen mit Ausnahme der Straßenbahnen und Bahnen besonderer Art (z. B. Schwebe-, Hoch- oder Untergrundbahnen). Fahrzeuge sind zu Zügen gekuppelte Eisenbahnwagen mit einer Lokomotive oder einem Triebwagen, bei dem Antriebsmaschine und Nutzraum eine Wageneinheit bilden. Die Vorteile der E. liegen v. a. in der geringen Rollreibung zwischen Rad und Schiene, sodass nur geringe Zugkräfte für hohe Anhängelasten nötig sind. E. werden nach der Spurweite in Regelspurbahnen (auch Normal- oder Vollspur), Breitspur- und Schmalspurbahnen (Eisenbahnbau) unterschieden. Nach Beschaffenheit und techn. Ausstattung unterscheidet man Haupt- und Nebenbahnen, wobei Letztere nicht schneller als 100 km/h fahren dürfen. Es gibt Staats- und Privatbahnen, die wiederum nach E. des öffentl. Verkehrs (für jedermann zugänglich) und des nicht öffentl. Verkehrs (Werk- und Industriebahnen) unterschieden werden. In Dtl. entstand 1994 aus der Dt. Bundesbahn und der Dt. Reichsbahn die Deutsche Bahn AG.Zuggattungen: In Europa verkehren im Personenverkehr u. a. seit 1987 der EuroCity (EC), im Nachtreiseverkehr seit 1993 der EuroNight (EN) und seit 1995 der EuroNightLine. Im dt. Binnenverkehr bestehen ein Fernzugnetz mit InterCityExpress (ICE) (seit 1991), InterCity (IC), InterRegio (IR) und nachts InterCityNight (ICN) und ein Nahverkehrsnetz in den Regionen mit StadtExpress (SE), RegionalExpress (RE) und RegionalBahn (RB, mit Halt auf allen Stationen) sowie S-Bahn-Netze im Bereich von Großstädten und Ballungsgebieten. Güterzüge werden im kombinierten Verkehr innerhalb Dtl.s als InterKombiExpress (IKE) im Direktverkehr zwischen Wirtschaftszentren, als InterKombi (IK) mit Austausch von Wagengruppen auf Zwischenbahnhöfen und als InterKombiLogistik (IKL) im Logistikverkehr bezeichnet. Schnellverkehr: Ein wesentl. Ziel europ. E.-Verwaltungen ist der Ausbau ihrer Netze für den Schnellverkehr, um höhere Geschwindigkeiten und kürzere Fahrzeiten erreichen zu können. Dafür müssen E.-Strecken z. T. neu trassiert oder ausgebaut und mit modernen Signal- und Transportsteuereinrichtungen versehen werden. Fast ausnahmslos wird die elektrische Zugförderung vorgesehen. Die Höchstgeschwindigkeit des ICE beträgt 280 km/h, des IC und IR 200 km/h. Die schnellsten Züge der Welt (Frankreich, Spanien) fahren fahrplanmäßig mit 300 km/h, der Geschwindigkeitsrekord liegt bei 515,3 km/h, erreicht vom »TGV-Atlantique« (Frankreich). - Die Eisenbahnforschung untersucht die technisch-physikal. Bedingungen des Rad-Schiene-Systems einschließlich des Fahrweges, Fahrzeuge, Energieversorgung, Betriebsleittechnik und des Umweltschutzes.Geschichte: 1801 erteilte das engl. Parlament die Konzession für die erste öffentl. Pferde-E. von Wandsworth nach Croydon, die jeder mit eigenem Fuhrwerk benutzen konnte. Die erste von G. Stephenson gebaute Lokomotive zog 1825 die erste öffentl. Dampf-E. (zunächst nur für Güter) Stockton-Darlington. Die erste Personen-Dampf-E. verkehrte seit 1830 zw. Liverpool und Manchester (Weiteres Lokomotive). Die erste Dampf-E. Dtl.s fuhr am 7. 12. 1835 von Nürnberg nach Fürth. 1837-39 wurde die Strecke Leipzig-Dresden gebaut (116 km). Zw. 1870 und 1910 wurden im Dt. Reich die meisten E.-Strecken gebaut. Erste elektr. E. fuhren ab 1895. Ab 1914 setzte sich der Dieselmotor als Verbrennungskraftmaschine für E. durch.
Literatur:
G. Adler Lexikon der E., hg. v. u. a. Berlin 81990.
Fiedler, J.: Grundlagen der Bahntechnik. Düsseldorf 31991.
Schivelbusch, W.: Geschichte der Eisenbahnreise. Neuausg. Frankfurt am Main 9.-10. Tsd. 1995.
Klubescheidt, D.: Die Eisenbahnen der Welt. Stuttgart 1997.
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