Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Edelsteine
Edelsteine, Sammelbez. für zur Herstellung von Schmuck oder auch kunstgewerbl. Gegenständen verwendete, durch schönes Aussehen, meist auch durch Härte und Seltenheit hervorstechende nichtmetall. Materialien. E. sind überwiegend natürlich vorkommende, heute z. T. auch synthetisch hergestellte Minerale (von den etwa 2 500 bekannten Mineralen der Erdkruste etwa 70). Die zu Schmuckzwecken verwendeten Minerale wurden früher meist in die Gruppe der bes. klaren, harten, z. T. auch sehr seltenen E. (i. e. S.) und die der vielfach undurchsichtigen, nicht so widerstandsfähigen und weniger wertvollen Halb-E. unterteilt. Da sich diese Gruppen jedoch nicht klar gegeneinander abgrenzen lassen, fasst man sie heute meist alle unter dem Begriff E. oder Schmucksteine zusammen. Gewichtseinheit ist das Karat (0,2 g). Zu den wertvollsten E. zählen der Diamant, Varietäten des Berylls, Korunds und Chrysoberylls sowie der Opal. E. kommen in Gesteinen und Erzen vor und werden in Tagebauen und Steinbrüchen sowie aus Seifen gewonnen. - Durchsichtige E. werden zur Entfaltung der Lichtwirkung facettiert geschliffen (Brillant), durchscheinende und undurchsichtige meist gewölbt (gemugelt, Cabochon) oder sind als flache Siegelsteine gravierfähig. Das Schleifen umfasst Klopfen und/oder Sägen, Ebauchieren (Grobschleifen) und Facettieren (Polieren). - Synthet. E. (Synthesen) sind kristalline Substanzen, die ganz oder teilweise durch Kristallzüchtung hergestellt wurden, deren chem. Zusammensetzung, Feinstruktur und physikal. Eigenschaften mit den natürl. E. identisch sind. In wirtsch. bedeutenden Mengen hergestellt werden Korunde (Rubin, Saphir), Spinelle und Smaragd. - Imitationen gleichen nur äußerlich natürl. E.; sie bestehen vorwiegend aus gefärbten Gläsern, aber auch aus keram. Massen und Kunstharzen. Synthesen und Imitationen müssen im Handel eindeutig als solche gekennzeichnet sein. Die wirtsch. bedeutendsten E.-Lagerstätten befinden sich in Australien, Brasilien, Birma, Madagaskar, Namibia, in der Rep. Südafrika, in Simbabwe, Sri Lanka, Thailand, Jakutien (Russ. Föderation) und in der Demokrat. Rep. Kongo. Haupthandelsplätze für Roh-E. sind London, New York und Idar-Oberstein. Besondere Aufgabe der E.-Kunde (Gemmologie) ist die Erarbeitung von Methoden zur Unterscheidung natürl. E. von Synthesen und Imitationen; dazu werden z. B. Goniometer, Polarisationsmikroskope und Röntgenapparate eingesetzt.Geschichte: In der Antike kamen E. v. a. aus dem Orient, seit der Entdeckung Amerikas auch aus Süd- und Mittelamerika; im 19. Jh. sind bes. in Brasilien, Russland, Afrika und in Australien neue Fundstätten erschlossen worden. Das Schleifen von E. war im Altertum kaum verbreitet; es entwickelte sich im Spät-MA. aus dem Mugeln. Hoch entwickelt war seit röm. Zeit die Steinschneidekunst. Aus frühen Ansätzen im 5. Jh. erreichte die Schmuckverwendung von E. im MA. einen Höhepunkt in Werken kirchl. Kunst und den Insignien der Herrscher. Seit dem 16. Jh. wurden E. als profaner Schmuck verwendet. In dieser Zeit entwickelte sich der Brillantschliff.
Literatur:
Chudoba, K. F.u. Gübelin, E. J.: Edelsteinkundl. Handbuch. Bonn 31974.
E. u. Schmucksteine. Alle Edel- u. Schmucksteine der Welt, bearb. v. W. Schumann. Neuausg. München u. a. 1995.
GU-Naturführer E. u. Schmucksteine, bearb. v. R. Hochleitner. München 21995.
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