Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Edda
Ẹdda, Name zweier Werke der altisländ. Literatur, die jüngere Prosa- oder Snorra-E. und die ältere Lieder- oder Sæmundr-E. Den Namen E. führte urspr. nur die jüngere E., die ältere erhielt ihn erst im 17. Jh. durch isländ. Gelehrte.
Die Snorra-Edda, verfasst von Snorri Sturluson zw. 1220 und 1230, erhalten in Handschriften aus dem 13. und 14. Jh., ist ein Lehrbuch für junge Skalden über die dichter. Ausdrücke, die Umschreibungen (Kenningar, Kenning) und die versch. Versarten. Sie beginnt mit einer Darstellung der nord. Mythologie, der Gylfaginning (König Gylfis Täuschung) in dialog. Form; es folgen die Skáldskaparmál (Sprache der Dichtkunst), reich an Zitaten aus der Skaldendichtung des 9.-12. Jh.; den Schluss bildet das Háttatal (Aufzählung der Versarten), ein Lobgedicht Snorri Sturlusons auf den norweg. König Håkon und den Jarl Skuli.
Die Lieder-Edda, früher dem Sæmundr Sigfússon zugeschrieben, einem isländ. Gelehrten des 11./12. Jh., ist in einer Handschrift aus dem 13. Jh. erhalten. Sie ist eine Sammlung von etwa 30 Liedern aus Mythologie und Heldensage, die in der überlieferten Form hauptsächlich aus der Wikingerzeit (8.-11. Jh.) stammen. Die Götterlieder umfassen Visionsdichtung (Völuspá), Götterschwänke, dialog. Wissensdichtung und Spruchdichtung (Hávamál). Die Heldenlieder zeigen z. T. Spuren dt. Vorlagen (z. B. das »Alte Atlilied«, die Sigurd- und Gudrunlieder aus dem Nibelungenstoff). Im Unterschied zur kunstvollen Skaldendichtung sind die E.-Lieder in volkstüml. Sprache geschrieben.
Literatur:
Jónas Kristjánsson: E.s u. Sagas. Die mittelalterl. Literatur Islands, übers. v. M. Pétursson u. a. Hamburg 1994.
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