Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
dänische Literatur.
dänische Literatur.Vor der Reformation sind die »Gesta Danorum« (um 1200) des Saxo Grammaticus, die »Folkeviser« (Tanzlieder, Balladen) und die »Kaempeviser« (Heldenlieder) Zeugnisse der dän. Volkskultur. Die Übersetzung der Bibel von C. Pedersen (»Christians III. Bibel«, 1550) ist von Luther beeinflusst. Literar. Höhepunkte des 17. Jh. waren Leonora Christina Ulfeldts Autobiographie »Jammersminde« (abgeschlossen 1685) sowie Werke von A. Bording und T. Kingo.
Der eigentl. Begründer der modernen d. L. war L. Holberg (* 1684, ✝ 1754), der den beherrschenden Einfluss des dt. Barock zugunsten aufklärer. Ideen und Vorbilder aus England und Frankreich zurückdrängte. Mit dem Klopstockjünger J. Ewald begann die in der Wiss. schon früher einsetzende altnord. Renaissance. Ende des 18. Jh. gewann die dt. Aufklärung fast unumschränkte Vorherrschaft; sie rief auch heftige Gegenwirkung hervor (P. A. Heiberg). Jens Baggesen wollte zw. den Zeitströmungen und Nationen vermitteln. 1802/03 brachte H. Steffens mit seinen Vorlesungen die Ideen der dt. Romantik nach Dänemark. Romantiker, wenigstens in ihren Anfängen, waren A. Oehlenschläger und B. S. Ingemann. Überragende Bedeutung gewann der Philosoph und Theologe S. Kierkegaard. Der moralist. Schriftsteller F. Paludan-Müller und der Theologe und Volkserzieher N. F. S. Grundtvig verkörperten das Gewissen ihrer Zeit. Der Hegelianer J. L. Heiberg wurde der ästhet. und ideelle Erzieher Dänemarks; er rief eine Blüte des dän. Theaters hervor. Weltberühmt wurden die seit 1835 erscheinenden Märchen H. C. Andersens. Georg Brandes forderte in seinen Vorlesungen der 70er- und 80er-Jahre die Verknüpfung der Literatur mit der Gesellschaft; er war ein Vorkämpfer von Realismus und Naturalismus. In wechselnder Auseinandersetzung mit Brandes standen fast alle bedeutenden dän. Autoren des »Modernen Durchbruchs« (J. P. Jacobsen, H. Drachmann, K. Gjellerup, H. Bang). Gleichzeitig mit dem frz. Symbolismus erlebte Dänemark eine lyr. Renaissance (L. Holstein, V. Stuckenberg, J. Jørgensen, S. Claussen u. a.). Anfang des 20. Jh. entstand eine realist. Literatur von großen Talenten aus der Provinz, zu denen J. Aakjaer, J. Knudsen, J. V. Jensen, H. Pontoppidan u. a. zählen. Die Arbeiterbewegung schilderte M. Andersen Nexø. Neuere Erzähler sind u. a. J. Paludan, Tania Blixen, Nils Petersen, Martin A. Hansen, K. Lindemann, H. C. Branner, W. Heinesen, J.-F. Jacobsen, Hans Kirk, K. Rifbjerg, V. Sørensen, L. Panduro; Lyriker: u. a. Paul La Cour, T. Kristensen, O. Wivel, H. Rasmussen; Dramatiker: u. a. K. Munk, K. Abell, C. E. Soya. Die Gegenwartsliteratur vertreten K. Sørensen, J. Møllehave, J. Jensen, E. Kløvedal Reich, T. Hansen, Cecil Bødker. Die dän. Gegenwartsliteratur wird von vielen Schriftstellerinnen geprägt: Elsa Gress, Maria Marcus, Suzanne Brøgger, Jette Drewsen, Dea Trier Mørch u. a.
Vertreter der Postmoderne in den späten 1980er- und frühen 1990er-Jahren sind u. a. Lise Nørgaard, P.-H. Trampe, J. Thorgaard, J. C. Grøndahl. Einige Autoren der jüngsten d. L. wie P. Vad, P. Hultberg und v. a. P. Høeg haben auch internat. Ansehen gefunden.
Literatur:
H. M.u. W. Svendsen: Geschichte der d. L. Neumünster 1964.
Nord. Literaturgeschichte. Redaktion: M. Brøndsted u. a., 2 Bde. A. d. Dän. München 1982-84.
Friese, W.: Neuere skandinav. Literatur, auf mehrere Bde. ber. Bern 1986 ff.
Friese, W.: »... am Ende der Welt«. Zur skandinav. Literatur der frühen Neuzeit. Leverkusen 1989.
Dansk litteraturhistorie, Beiträge v. S. Kaspersen u. a., 9 Bde. Neuausg. Kopenhagen 1990.
Grundzüge der neueren skandinav. Literaturen, hg. v. F. Paul. Darmstadt 21991.
A history of Danish literature, hg. v. S. H. Rossel. Lincoln, Nebr., 1992.
Präsentationen, hg. v. K. Brynhildsvoll, Bd.: Dän. Gegenwartsautoren. Morsbach 1995.
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