Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
deutsche Kunst.
deutsche Kunst.Die Geschichte der d. K. beginnt zur Zeit Karls d. Gr., andererseits wird die karolingische Kunst als Kunst des Fränkischen Reiches ausgegrenzt. Die ottonische Kunst löste sich weitgehend von spätantiken Traditionen, führte aber Elemente der karoling. Kunst weiter und stellte den ersten Höhepunkt der Romanik dar.Romanik: Die Baukunst der Romanik übernahm den bis in got. Zeit verbindlichen karoling. Kirchentypus der dreischiffigen Basilika, oft mit mächtigen Westwerken oder als Doppelchoranlagen ausgebildet. Charakteristisch sind die ausgewogene Gruppierung der Bauteile, die Rhythmisierung durch Stützenwechsel (Sankt Michael in Hildesheim; geweiht 1033) und die Vorliebe für geschlossene Wandflächen; die Ausformung des Würfelkapitells gehört ebenfalls in die Zeit der Romanik. Bed. Leistungen wurden auf dem Gebiet der otton. Buch- und Wandmalerei (Reichenauer Schule), der Goldschmiedekunst und der Bronzebildnerei (Bernwardstür, 1015, Dom S. Mariä in Hildesheim) erzielt. Auch in der Epoche der Salier war Dtl. in der Baukunst führend (Kaiserdom in Speyer, 1061 geweiht; Einwölbung [Kreuzgratgewölbe] um 1080 ff.). Der Wille zur Plastiziät zeigt sich auch in der roman. Bildhauerkunst (Gerokruzifix, um 970, Kölner Dom; Imad-Madonna in Paderborn, zw. 1051 und 1076). In der Baukunst der Stauferzeit blieb die Geschlossenheit des Baukörpers bestehen (Wormser Dom, 1181 geweiht), das Kreuzrippengewölbe wurde um 1120/30 aus Frankreich übernommen.Gotik: Bereits im Übergang von der Romanik zur Gotik steht die spätstauf. Bildhauerkunst: Figurenzyklen in Straßburg (Südportal und Engelspfeiler, um 1235), Bamberg (Adamspforte, Bamberger Reiter, vor 1237) und die Arbeiten des Naumburger Meisters. Die Baukunst der Gotik, v. a. durch die Bauhütten vermittelt, setzte mit der Marburger Elisabethkirche (1233 ff.) ein; sie ist an der frz. Frühgotik orientiert. Mit der Trierer Liebfrauenkirche (1233 ff.), v. a. aber dem Kölner Dom (1248 ff.) und dem Straßburger Münster (Langhaus 1235 ff.) wurde auch im Reichsgebiet die frz. Kathedralgotik aufgegriffen und verbreitet (Freiburger Münster), begleitet von einer Blüte der dt. Glasmalerei (v. a. im 14. Jh.), der auch die großen Hallenkirchen der Bettelorden Raum gaben (Regensburg, um 1250, Erfurt, Freiburg im Breisgau, Colmar, Greifswald). Die Architektur des Ostseeraums wurde im 13./14. Jh. v. a. von der Backsteingotik geprägt (u. a. Lübecker Marienkirche, Nikolaikirche in Stralsund, Schweriner Dom, Marienkirche in Danzig). Die westfäl. Hallenkirchen nahmen ihren Ausgang von der hochgot. Wiesenkirche in Soest (1317 ff.), die süddt. Baukunst von dem Hallenchor der Heiligkreuzkirche in Schwäbisch Gmünd (H. Parler, 1351 ff.), Landshut (St. Martin, 1387 ff.) und in der 2. Hälfte des 15. Jh. von den Georgskirchen von Dinkelsbühl und Nördlingen sowie der Frauenkirche in München (Neubau 1468-88). P. Parler schuf die ersten monumentalen Netzgewölbe der dt. Baukunst (Prager Dom). Bed. Bauvorhaben waren auch (ab Ende des 14. Jh.) das Ulmer Münster und (ab Anfang des 15. Jh.) der Wiener Stephansdom (Flamboyantstil). Neben sakralen Bauaufgaben gewann die profane Baukunst zunehmend an Bedeutung. Städt. Repräsentationsbauten (Patrizierhäuser, Zunft- und Rathäuser, Tore, Türme und Stadtmauern) sind Zeugen aufstrebender Bürgerkultur (Aachen, Braunschweig, Breslau, Lüneburg, Stralsund, Tangermünde, Thorn u. a.). - Die got. Plastik des 13./14. Jh. übernahm die Portalprogramme der frz. Kathedralen (Straßburg, Köln, Regensburg, Freiburg im Breisgau); es entstanden Andachtsbilder wie Schmerzensmann und Pietà. In der 2. Hälfte des 14. Jh. verlieh P. Parler der Bauskulptur einen neuen Realismus. Den Übergang zum 15. Jh. bestimmte die internat. Strömung des »Weichen Stils« (Schöne Madonnen). Das 15. Jh. wurde zu einer der produktivsten Epochen der dt. Bildhauerei: N. Gerhaert von Leyden (Wien, Straßburg, Baden-Baden), G. Erhart, A. Krafft, B. Notke, H. Backofen, H. Leinberger. Der spätgot. Schnitzaltar erlebte eine Blütezeit in Süd-Dtl. (H. Multscher, M. Pacher, Niklaus Hagenauer, V. Stoß, T. Riemenschneider und Meister H. L.). In der Malerei hatte in der 2. Hälfte des 14. Jh. Prag (Meister Theoderich) besondere Bedeutung, die böhm. Tafelmalerei wirkte u. a. auf Meister Bertram in Hamburg. Andere Zentren waren Köln (S. Lochner) und der Oberrhein (K. Witz). In der 2. Hälfte des 15. Jh. machte sich - wie schon bei L. Moser - niederländ. Einfluss bemerkbar: Meister des Marienlebens (Köln), Hausbuchmeister, M. Schongauer, H. Pleydenwurff, M. Wolgemut. M. Pacher brachte Elemente der italien. Renaissance ein. Einen wichtigen Beitrag lieferte die d. K. mit der Entwicklung der Druckgrafik (Spielkartenmeister, Hausbuchmeister, Meister E. S. und v. a. M. Schongauer).Renaissance: Der Begriff wird für die d. K. des 16. Jh. mit Vorbehalt verwendet, da die Kunst auch weiterhin stark von got. Stilelementen durchsetzt blieb und vielfach manierist. Züge trug, z. B. in der profanen Baukunst (Rat- und Bürgerhäuser). Als einer der reinsten Renaissancebauten gilt der Ottheinrichsbau (1556 ff.) des Heidelberger Schlosses, in der Bildhauerkunst erhält das Sebaldusgrab der Vischer-Werkstatt in Nürnberg (Sebalduskirche, vollendet 1519) einen bed. Stellenwert; daneben wirkten u. a. A. Pilgram und H. Daucher. Die Maler dieser Zeit gehörten zu den schöpferischsten Künstlern der d. K. überhaupt. M. Grünewald schuf Altarwerke von visionärer Ausdruckskraft, die noch stark aus der got. Vorstellungswelt erwuchsen. A. Dürer brachte von seinen Italienreisen die ersten Landschaftsaquarelle der dt. Kunst mit, ferner ein neues Selbstverständnis als Künstler. Sein Werk entstand aus der Spannung zw. spätgot. Gestaltung (v. a. in der Grafik) und dem Bemühen um renaissancehafte Klarheit in der Menschendarstellung. Zahlr. weitere Maler sorgten für den künstler. Reichtum der ersten Jahrzehnte des 16. Jh. (L. Cranach d. Ä., H. Baldung, H. Holbein d. J. und A. Altdorfer, der Hauptvertreter der Donauschule). Niederländ. und italien. Strömungen waren Grundlage der dt. manierist. Malerei an den Höfen von München und Prag (H. von Aachen, B. Spranger). In der Übergangszeit vom Manierismus zum Frühbarock entstanden bed. Werke der Bildhauerkunst (H. Gerhard, H. Reichle, J. Zürn und L. Münstermann).Barock: Ansätze dt. Barockkunst im frühen 17. Jh., in der Architektur durch E. Holl (Augsburger Rathaus, 1615-20), in der Plastik durch G. Petel, in der Malerei durch die Landschaften des Frankfurters A. Elsheimer in Rom, die mytholog. und religiösen Bilder des J. Liss sowie die Stillleben von G. Flegel, wurden durch den Dreißigjährigen Krieg unterbrochen. Erst seit 1680, als im übrigen Europa bereits der Spätbarock begann, entwickelte sich der dt. Barock nun kontinuierlich fort, getragen durch den Darstellungswillen der absolutist. Fürsten und der kath. Kirche. Beherrschende Gattung war die Architektur. Die Bauten der österr. Baumeister J. B. Fischer von Erlach (Karlskirche in Wien, 1716 ff.), J. L. von Hildebrandt (Oberes Belvedere in Wien, 1723 vollendet), J. Prandtauer (Stift Melk, 1702-36) sowie A. Schlüters Berliner Schloss (1698 ff.) entstanden in Auseinandersetzung mit dem röm. Hochbarock. C. und K. I. Dientzenhofer prägten das barocke Stadtbild Prags (Sankt Nikolaus auf der Kleinseite, 1703 ff.), die Brüder Asam erbauten die Klosterkirche Weltenburg (um 1718), J. Dientzenhofer errichtete für Fürstbischof L. F. von Schönborn Schloss Weißenstein bei Pommersfelden und die Klosterkirche in Banz (1709-19). J. B. Neumann schuf in der Würzburger Residenz eine der großartigsten Treppenhausanlagen; für den Kirchenbau fand er überzeugende Lösungen in der Durchdringung von Längs- und Zentralbau (Vierzehnheiligen, 1743 ff.; Neresheim, 1745 ff.). Bed. Barockbaumeister waren außerdem J. M. Fischer (Klosterkirche Zwiefalten, ab 1741, Klosterkirche Ottobeuren, 1741 ff.), D. Zimmermann (Wallfahrtskirche Steinhausen bei Schussenried, 1727-33).Dem Rokoko zuzurechnen sind das von G. W. von Knobelsdorff 1744-48 errichtete Schloss Sanssouci in Potsdam, die Wies von D. Zimmermann (1745 ff.) und die Münchner Amalienburg von F. Cuvilliés d. Ä. (1734-39). Die barocken Bauwerke verbanden sich mit Plastik und Malerei zu grandiosen Gesamtkunstwerken (Dresdner Zwinger von D. Pöppelmann, 1711-28, plast. Schmuck von B. Permoser). Einige Baumeister waren auch als Bildhauer tätig, z. B. A. Schlüter. Im süddt. Raum widmeten sich zahlr. Künstler dem Stuckdekor (J. B. Zimmermann, E. Q. Asam, P. Egell, J. A. Feuchtmayer, J. B. Straub, I. Günther) und der Deckenmalerei (u. a. J. M. Rottmayr, F. A. Maulpertsch, C. D. Asam, Januarius und Johann Zick, J. B. Zimmermann). Die bedeutendste Deckenmalerei schuf im Treppenhaus der Würzburger Residenz der Italiener G. B. Tiepolo (1751 ff.). Neben den Stilmitteln des Rokoko wurden frühklassizist. Strömungen deutlich (G. R. Donner, Wien, Neumarktbrunnen, 1737 ff.; A. R. Mengs, mit dem Deckengemälde »Parnaß« der Villa Albani in Rom,1760/61).19. Jahrhundert: F. von Erdmannsdorff, sein Schüler F. Gilly (Entwürfe) und C. G. Langhans (Brandenburger Tor, 1788-91) waren Vertreter des Klassizismus in Berlin. In München wirkte L. von Klenze, in Karlsruhe F. Weinbrenner. K. F. Schinkel in Berlin verwendete beliebig klassizist. oder got. Formverkleidungen für seine Bauten, womit er bereits auf den Historismus verwies, der für das weitere 19. Jh. charakteristisch blieb. Neue Bauaufgaben wurden das Theater, das Museum sowie seit dem letzten Drittel des Jh. auch Bahnhöfe. Die Bildhauerei beschränkte sich auf Porträtbüsten, Grab- und Denkmäler (G. von Schadow, C. D. Rauch und A. von Hildebrand). Für die klassizist. Maler (Deutschrömer, Nazarener) wurde Rom Ausbildungs- und Wirkungszentrum. Die Malerei im Umkreis von C. D. Friedrich und P. O. Runge wurde durch ein von der literar. Romantik beeinflusstes Naturgefühl getragen. Bei M. von Schwind verband sich die Romantik mit märchenhaften, bei L. Richter und C. Spitzweg mit biedermeierl. Zügen. In der Mitte des 19. Jh. setzten sich realist. Auffassungen durch (A. von Menzel, W. Leibl, H. Thoma). Idealist. und symbolist. Tendenzen überwogen bei A. Böcklin, A. Feuerbach, H. von Marées. Gegen Ende des Jh. entwickelten Maler wie M. Slevogt, M. Liebermann und L. Corinth einen dt. Impressionismus.20. Jahrhundert: Der Jugendstil vollzog mit seiner einheitl. künstler. Durchformung des gesamten menschl. Lebensraums eine entschiedene Abwendung vom Historismus. Architekten zur Zeit des Jugendstils wie A. Loos, O. Wagner, P. Behrens, J. M. Olbrich, J. Hoffmann, B. Pankok, R. Riemerschmid und der in Dtl. arbeitende Belgier H. van de Velde schufen durch ihre funktionale Auffassung die Voraussetzungen für die dt. Werkbundausstellungen: 1914 in Köln (Glaspavillon von B. Taut) und 1927 die Weißenhofsiedlung in Stuttgart. Internat. Bedeutung errang das 1919 von W. Gropius gegründete Bauhaus. Den Anschluss an den internat. Standard fand die dt. Architektur erst wieder mit H. B. Scharoun (Berliner Philharmonie, 1960-63), G. Böhm, F. Otto und G. Behnisch. Die dt. Malerei vollzog zu Beginn des Jh. mit dem Expressionismus eine entscheidende Wendung, getragen v. a. von den Malern der Brücke (E. L. Kirchner, E. Heckel, K. Schmidt-Rottluff, M. Pechstein, O. Mueller, E. Nolde) und des Blauen Reiters (F. Marc, A. Macke, W. Kandinsky, Gabriele Münter u. a.). Kandinsky wandte sich um 1910 der abstrakten Kunst zu. Die expressionist. Bildhauerei vertraten E. Barlach, Käthe Kollwitz, zeitweilig auch W. Lehmbruck und G. Marcks. Auf breiter Basis etablierte sich die dt. abstrakte Malerei jedoch erst nach dem Ersten Weltkrieg, als sich nicht zuletzt aus internat. Anregungen (De Stijl, Suprematismus und Konstruktivismus) eine systemat. Bildtektonik, u. a. im Bauhaus, ausprägte (L. Feininger, J. Itten, O. Schlemmer, P. Klee, F. Vordemberge-Gildewart, W. Baumeister u. a.). Gleichzeitig arbeiteten Künstler wie G. Grosz, O. Dix, M. Beckmann, K. Hubbuch, auch Käthe Kollwitz einen gesellschafts- und sozialkrit. Realismus aus. Auf die Verunsicherung bürgerl. Denkens zielten die Dada-Künstler mit gattungsprengenden Collagen und Materialbildern, Nonsenslyrik und Aktionen (H. Arp, M. Ernst, R. Hausmann, K. Schwitters, Hannah Höch, J. Heartfield).
Künstler der Dada-Bewegung wie H. Arp und M. Ernst, die sich dem Surrealismus zuwandten, waren bereits zur Emigration gezwungen und arbeiteten bis in die zweite Hälfte des Jh. meist in Paris. Ihre Ideen wurden von u. a. von H. Bellmer und M. Zimmermann weitergeführt. Die Vielfalt der künstler. Richtungen wurde im Dritten Reich zugunsten eines ideolog. Neoklassizismus unterdrückt, die abstrakte Kunst als »entartet« verfemt und eine Vielzahl von abstrakten bzw. sozialkritisch-realist. Künstlern in die Illegalität bzw. Emigration getrieben. Förderung erfuhren hingegen u. a. A. Breker und J. Thorak.Kunst der Bundesrep. Dtl.: Nach 1945 wurde die abstrakte Kunst wieder aufgenommen (W. Baumeister), wobei internat., v. a. frz. Kontakte (H. Hartung, Wols u. a. Tachisten) Einfluss gewannen (K. F. Dahmen, G. Hoehme). Neben der figürl. Plastik (E. Cimiotti, G. Seitz) gab es auch konstruktivist. Ansätze als Versuch, Raum, Umraum und Zeit zu definieren (O. H. Hajek, E. Hauser, N. Kricke), auch mit kinet. Mitteln wie Bewegung, Licht, Wasser (H. Mack). Plakative (H. Antes) und neokonstruktivist. Malerei (G. K. Pfahler, G. Fruhtrunk), Objektkunst (G. Graubner u. a.; Op-Art) und von amerikan. Pop-Art und Fotorealismus beeinflusster Neuer Realismus (K. Klapheck, M. Lüpertz) entwickelten sich neben- und nacheinander. In die 60er-Jahre reichen auch Konzept- und Aktionskunst zurück, deren bekannteste dt. Vertreter J. Beuys, J. Gerz, HA Schult, W. Vostell und S. Polke sind. Ende der 70er-Jahre traten die Neuen Wilden (R. Fetting, H. Middendorf) in Erscheinung. Auf dem Gebiet der Grafik sind u. a. HAP Grieshaber, J. Grützke, P. Wunderlich, H. Janssen, K. Staeck und J. Immendorff von Bedeutung.In den 80er- und 90er-Jahren sind auf dem Gebiet der Architektur durch Entwürfe von G. Behnisch (Dt. Postmuseum, Frankfurt am Main, 1990; Neubau des Dt. Bundestags, Bonn, 1992), G. Böhm (Univ.-Bibliothek Mannheim, 1988), A. Schultes (Kunstmuseum Bonn, 1992), M. von Gerkan, V. Marg & Partner (Flughafen Stuttgart, 1994; Leipziger Messehallen, 1996) u. a. eindrucksvolle Lösungen gelungen.
Im Bereich der figurativen Malerei arbeiten M. Bach, M. van Ofen und Karin Knefel, konstruktive Bilder wurden von I. Knoebel geschaffen. Eine expressive Figürlichkeit findet man unter den jüngeren, hauptsächlich aus der DDR stammenden Künstlern, darunter H. Leiberg, Cornelia Schleime, H. Ebersbach, R. Stangl, Angela Hampel und M. Götze. Vor allem mit Holz arbeiten S. Balkenhol, W. Pokorny und S. Pietryga. Künstler einer jüngeren Generation wie Katharina Fritsch und Leni Hoffmann erweitern das plast. Formenvokabular um Objektinstallationen, Prozessanordnungen u. a. Für die Bereiche der Computerkunst und Videoinstallation entstand mit dem Zentrum für Kunst- und Medientechnologie in Karlsruhe (gegr. 1990) ein neuer Kristallationspunkt.Kunst der DDR: In der DDR wurde der krit. Realismus der Nachkriegszeit innerhalb der Malerei und Grafik v. a. von ehem. Mitgl. der Künstlervereinigung ASSO (Assoziation Revolutinärer Bildender Künstler Deutschlands) getragen (O. Nerlinger, O. Nagel, W. Lachnit, H. und Lea Grundig, C. Querner). Beiträge zur Grafik leisteten u. a. H. Sandberg, J. Hegenbarth, H. T. Richter und E. Hassebrauk. Die antifaschist. Bewältigung der jüngsten Vergangenheit, Aufbauthemen und Arbeiterdarstellungen erhielten in den ersten Jahren vorrangige Bedeutung. In der Plastik entstanden wichtige Werke antifaschistischer Denkmalskunst (F. Cremer, W. Grzimek). Dogmatisch entstellte Forderungen nach einer festen parteil. Bindung der Kunst führten schon Ende der 40er-/Anfang der 50er-Jahre zu heftigen Debatten (Formalismus-Diskussion 1948-51). Künstler, die sich gegen eine polit. Vereinnahmung ihrer Werke wendeten oder stilistisch nicht ins Konzept »passten«, wurden diffamiert (W. Lachnit, W. Rudolph u. a.). Entsprechend den Zielsetzungen des sozialistischen Realismus wurde auf den Bitterfelder Konferenzen (»Bitterfelder Weg«, 1959, 1964) ein sich gegenseitig befruchtendes Verhältnis von Künstlern und Werktätigen als Basis künstler. Schaffens proklamiert. Mitte der 50er-Jahre einsetzend (und in den Folgejahren immer nachdrücklicher), begannen sich bes. jüngere Künstler von problemlosem Optimismus und vordergründiger Verständlichkeit zu distanzieren (u. a. G. Baselitz, A. R. Penck, M. Uhlig, C. Weidensdorfer). Die Lockerung der Doktrin des sozialist. Realismus in den 70er-Jahren wirkte sich zugunsten einer Erweiterung der künstler. Ausdrucksmittel sowie der Motiv- und Themenkreise aus. Künstler wie der am Konstruktivismus geschulte H. Glöckner und der feinsinnige »fantast.« Realist G. Altenbourg oder der konzeptionell arbeitende C. Claus fanden zögernd offizielle Anerkennung. Zu den führenden Vertretern dieser neuen Version des sozialist. Realismus zählten u. a. W. Sitte, B. Heisig, W. Mattheuer, W. Tübke, V. Stelzmann, A. Rink, S. Gille, deren Stilkonzepte z. T. in Anlehnung an Entwicklungslinien des dt. Expressionismus und der Neuen Sachlichkeit, z. T. in Anknüpfung an Formengut der Renaissance und des Manierismus neue Gestaltungsformen einbrachten. Zu den häufig mythologisch oder allegorisch-symbolisch verschlüsselten »Problembildern« traten zunehmend Darstellungen, die eine zurückhaltende, stärker subjektiv-verinnerlichte Sicht kennzeichnet (N. Quevedo u. a.). Vielfältig war die Produktion auf den Gebieten Zeichnung und Grafik (u. a. G. Altenbourg, G. Kettner, W. Wolff, M. Uhlig). Trotz eines proklamierten Stilpluralismus konnten sich v. a. experimentelle Richtungen nur schwer behaupten (u. a. H.-H. Grimmling, L. Dammbeck, E. Göschel, P. Herrmann, J. Böttcher). - Zahlr. Künstler verließen das Land, u. a. 1980 A. R. Penck, 1983 H. Leiberg und R. Kerbach, 1984 Cornelia Schleime, 1986 V. Stelzmann und H.-H. Grimmling.
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