deutsche Einheit
deutsche Einheit, das Zentralproblem der deutschen Frage nach 1945, umfasst in sich wandelnder Perspektive - entsprechend der histor. Entwicklung - 1) die Frage der Wiedergewinnung der nat. Einheit eines souveränen Dtl.s während der Zeit seiner Besetzung (1945-55) und Teilung (1949-90), einschließlich der innerdt. Beziehungen zw. den 1949 entstandenen beiden dt. Staaten und des im Wesentlichen fortdauernden Zusammengehörigkeitsgefühls ihrer Bevölkerung, 2) den Prozess der staatl. Vereinigung der Deutschen Demokratischen Republik und der Bundesrep. Dtl. (1989/90), 3) die Integrationsprozesse zur Überwindung der inneren, psychosozialen Spaltung der Deutschen und die Bestrebungen zur Herstellung einheitl. ökonomischer und sozialer Lebensverhältnisse im vereinigten souveränen Dtl. (seit 1990). Mit dem Problem eng verbunden blieb die Frage nach der Identität der Deutschen.Während die Regierungen der Bundesrepublik Deutschland am Wiedervereinigungsgebot des Grundgesetzes festhielten, ging die Dt. Demokrat. Rep. (DDR), unterstützt von der UdSSR, seit Mitte der 1950er-Jahre von der Existenz zweier souveräner Staaten aus (»Zweistaatentheorie«). Der in der dt. Bevölkerung bis 1989/90 prinzipiell fortdauernde, aber in unterschiedl. Ausprägung sich verdeutlichende Wille zur Überwindung der Spaltung sicherte auch das Festhalten der Deutschen - trotz der trennenden innerdt. Grenze - am Fortbestehen der einheitl. dt. Nation. Die mannigfach über alle Trennung hinweg aufrechterhaltene deutsch-dt. Verbundenheit bildete die Basis für den nach Krise und Kollaps der DDR sowie dem unblutigen Verlauf der »nationaldemokrat. Revolution« (ab Sept./Okt. 1989) unerwartet in Gang gesetzten deutsch-dt. Einigungsprozess, wie er mit überraschender Dynamik zw. dem Fall der Berliner Mauer als dem Symbol der Teilung (9. 11. 1989) und dem vertragl. Vollzug der d. E. (3. 10. 1990; deutsche Geschichte) verlief.Die d. E. wie ihre künftige Vollendung mit der Schaffung der »inneren Einheit« der Deutschen ist ein Geschehen von europ. Rang mit Ausstrahlungswirkung darüber hinaus. Es hängt von dem gemeinsamen Willen der dt. Nation ab, Trennendes zu überwinden und eine neuartige dt. »Identität mit Legitimität stiftender Kraft« im Innern wie nach außen in einem geeinten Europa zu schaffen.
▣ Literatur:
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⃟ Pond, E.: Beyond the wall. Germany's road to unification. Washington, D. C., 1993.
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⃟ Korte, K.-R.: Die Chance genutzt? Die Politik zur Einheit Dtl.'s. Frankfurt am Main u. a. 1994.
⃟ Ash, T. G.: Im Namen Europas. Dtl. u. der geteilte Kontinent. A. d. Engl. Neuausg. Frankfurt am Main 1995.
⃟ Bender, P.: Die »Neue Ostpolitik« u. ihre Folgen. Vom Mauerbau zur Vereinigung. Neuausg. München 15.-17. Tsd. 1995.
⃟ Fünf Jahre d. E. Auswahlbibliographie 1990-1995, hg. v. den Wissenschaftl. Diensten des Dt. Bundestages. Bonn 1995.
⃟ Wende-Literatur. Bibliographie u. Materialien zur Literatur der d. E., hg. v. J. Fröhling u. a. Frankfurt am Main u. a. 1996.
⃟ Dokumente zur Deutschlandpolitik, D. E. bearb. v. H. J. Küsters u. a. München 1998.