Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Dürer
Dürer,Albrecht, Maler, Grafiker, Kunsttheoretiker, * Nürnberg 21. 5. 1471, ✝ ebd. 6. 4. 1528; gilt als künstler. Repräsentant seiner Epoche, die ihre Wurzeln noch im spätmittelalterl. Handwerkertum hatte, die aber den geistigen Neuerungen, insbesondere den humanist. Strömungen der Reformation, offen gegenüber standen. Aus Italien brachte D. das Selbstverständnis des Renaissancekünstlers mit und setzte die theoret. Erkenntnisse seiner Zeit in seinem Werk um. - 1485/86 erlernte D. das Goldschmiedehandwerk in der Werkstatt seines Vaters Albrecht D. d. Ä. (* 1427, ✝ 1502), war Schüler M. Wolgemuts, dann Aufenthalt am Oberrhein, 1494/95 in Venedig (Landschaftsaquarelle). 1498 erschienen 15 Holzschnitte zur Apokalypse, 1504 der Kupferstich »Adam und Eva«, der ein erstes Ergebnis seiner Beschäftigung mit der Proportionslehre ist. 1501-10 entstand der Holzschnittzyklus »Marienleben«, 1496 bis 1498 und 1510 die »Große Passion«, 1509-11 die »Kleine Passion«, 1508-12 die »Kupferstichpassion«. Ab 1509 Ratsherr in Nürnberg, ab 1512 für Kaiser Maximilian tätig: Zeichnungen für Holzschnitte der »Ehrenpforte« und des »Großen Triumphwagens« sowie farbige Randfederzeichnungen zum Gebetbuch des Kaisers. Die humanistisch geprägten großen Kupferstiche »Ritter, Tod und Teufel« (1513), »Hl. Hieronymus« (1514) und »Melancolia« (1514) zählen zu seinen bedeutendsten Leistungen. Als Maler schuf D. Andachtsbilder und Altäre, u. a. den sog. Dresdner Altar (um 1496 ; Dresden, Gemäldegalerie), den Paumgartner-Altar (zw. 1498/1504; München, Alte Pinakothek), die »Anbetung der Könige« (1504; Florenz, Uffizien), »Rosenkranzfest« (1506; Prag, Nationalgalerie), »Allerheiligenbild« (1511; Wien, Kunsthistor. Museum), »Hl. Hieronymus« (1521; Lissabon, Museu de Arte Antigua). D. hat wesentl. Anteil an der Bildnismalerei; das Persönlichkeitsbewusstsein der Renaissance drückt sich in seinen Selbstbildnissen aus (1493, Paris, Louvre; 1498, Madrid, Prado; 1500, München, Alte Pinakothek). Während bzw. nach seiner 2. Venedigreise (1505-07) entstanden »Junge Venezianerin« (1505; Wien, Kunsthistor. Museum), »Michael Wolgemut« (1516; Nürnberg, German. Nationalmuseum), »Hieronymus Holzschuher« und »Jakob Muffel« (beide 1526; Berlin, Gemäldegalerie). 1526 vermachte D. seiner Vaterstadt u. a. die sog. »Vier Apostel« (München, Alte Pinakothek). Aus seiner Spätzeit stammen freie Entwürfe, so einer Kreuzigung und eines Holzschnitts des Abendmahls (1523). - D. verfasste zahlr. Schriften, u. a. »Underweysung der Messung mit dem Zirkel und Richtscheyt in Linien, Ebenen und ganzen Körpern« (1525); »Etliche Unterricht zur Befestigung der Stett, Schloß und Flecken« (1527); »Vier Bücher von menschlicher Proportion« (1528); »Tagebuch der Reise in die Niederlande, Familienchronik. Reime, Briefe an Pirkheimer aus Venedig« (1506).
Literatur:
Panofsky, E.: Das Leben u. die Kunst A. D.s. A. d. Engl. München 1977.
Anzelewsky, F.: A. D. Werk u. Wirkung. Stuttgart 1980.
Wölfflin, H.: Die Kunst A. D.s. München 91984.
Strieder, P.: D. Königstein im Taunus 21989.
Hutchinson, J. C.: A. D. Eine Biographie. A. d. Engl. Frankfurt am Main u. a. 1994.
Ullmann, E.: A. D. Selbstbildnisse u. autobiograph. Schriften als Zeugnisse der Entwicklung seiner Persönlichkeit. Berlin 1994.
Kutschbach, D.: A. D. Die Altäre. Stuttgart u. a. 1995.
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