Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Dreyfusaffäre
Dreyfusaffäre,tief greifende innenpolit. Erschütterungen in Frankreich, die aus dem militärgerichtl. Prozess gegen den frz. Hauptmann jüd. Abstammung Alfred Dreyfus (* 1859, ✝ 1935) entstanden. Dieser wurde wegen angebl. Verrats militär. Geheimnisse an das Dt. Reich 1894 zu lebenslängl. Deportation auf die Teufelsinsel bei Cayenne verurteilt. Die Hintergründe des Prozesses sind in antisemit. Strömungen zu sehen. Seitdem 1898 É. Zola (»J'accuse«) öffentlich für ihn eingetreten war, forderte die Linke, insbes. die Bewegung des Radikalsozialismus mit G. Clemenceau und J. Jaurès, die Wiederaufnahme des Verfahrens; 1899 wurde Dreyfus begnadigt und schließlich 1906 vollständig rehabilitiert. Die D., an der ganz Frankreich leidenschaftlich Anteil nahm, führte zur Polarisierung der polit. Kräfte: Die nationalistisch-klerikalen, antisemit. Rechten sammelten sich u. a. in der Action Française, die Linken im Bloc républicain, der die Macht 1899 übernahm (Kabinett Waldeck-Rousseau) und v. a. die kath. Kirche bekämpfte (1905 endgültige Trennung von Staat und Kirche).
Literatur:
Duclert, V.: Die Dreyfus-Affäre. Militärwahn, Republikfeindschaft, Judenhaß. A. d. Frz. Berlin 1994.
Dreyfus u. die Folgen, hg. v. J. H. Schoeps u. H. Simon. Berlin 1995.
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