Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Dreißigjähriger Krieg
Dreißigjähriger Krieg,europ. Religions- und Staatenkonflikt, der aus dem konfessionellen Ggs. im Hl. Röm. Reich dt. Nation und dem Ggs. zw. Habsburgermonarchie und Ständen entstand und auf dt. Boden 1618-48 ausgetragen wurde. Im Reich standen sich zunächst die schon 1608/09 gegr. konfessionellen Bündnisse (prot. Union, kath. Liga) unter Führung von Kurpfalz bzw. Bayern gegenüber; Vermittlungsversuche des auf Ausgleich bedachten Kaisers Matthias I. scheiterten; es kam zum prot. Aufstand in Böhmen.
Böhmisch-Pfälzischer Krieg (1618-23): Der Böhm. Aufstand (ausgelöst durch den »Prager Fenstersturz« 1618) weitete sich durch die Absetzung Ferdinands II. durch die böhm. Stände (1619) und die Wahlannahme des pfälz. Kurfürsten Friedrich V. (»Winterkönig«) zum Reichskonflikt aus. Ferdinand warf mit Unterstützung Spaniens und der Liga unter Führung von Herzog Maximilian I. von Bayern Böhmen nieder (Schlacht am Weißen Berg bei Prag, 8. 11. 1620); Feldherr J. T. von Tilly eroberte die Pfalz und besiegte die Protestanten bei Wimpfen (6. 5. 1622), Höchst (20. 6. 1622) und Stadtlohn (6. 8. 1622). Bayern erhielt die pfälz. Kurwürde (1623). Böhmen wurde gewaltsam rekatholisiert.
Niedersächsisch-Dänischer Krieg (1625-29): Von England und Holland unterstützt, griff der dän. König Christian IV., Herzog von Holstein, 1625 ein, um sich in Nord-Dtl. eine Machtbasis für den Kampf mit Schweden um die Ostseeherrschaft zu schaffen, musste sich aber nach seiner Niederlage bei Lutter am Barenberge (27. 8. 1626) gegen das Heer der Liga unter Tilly und der Besetzung Jütlands im Lübecker Frieden (12. 5. 1629) zur Neutralität verpflichten. Mit einem eigenen kaiserl. Heer schlug A. von Wallenstein den prot. Söldnerführer Graf Ernst II. von Mansfeld an der Dessauer Brücke (25. 4. 1626), besetzte den Ostseeraum von Pommern bis Jütland und belagerte vergeblich Stralsund (1628). Mit dem Restitutionsedikt (6. 3. 1629) schien sich endgültig eine Kräfteverschiebung zugunsten des Katholizismus anzubahnen. Doch die gleichzeitigen zentralist. Bestrebungen des Kaisers forderten auch den Widerstand der kath. Fürsten heraus, die mit frz. Unterstützung auf dem Regensburger Kurfürstentag 1630 die Entlassung Wallensteins durchsetzten.
Schwedischer Krieg (1630-35): Beunruhigt durch die kaiserl. Machtstellung an der Ostsee, griff Gustav II. Adolf von Schweden in den Krieg ein (Landung in Pommern, 4. 7. 1630). Sein Vorstoß nach Süden (Sieg über Tilly bei Breitenfeld, 17. 9. 1631; bei Rain am Lech, 15. 4. 1632) veranlasste den Kaiser zu Wallensteins erneuter Berufung; in der Schlacht bei Lützen (16. 11. 1632) fiel der Schwedenkönig. Sein Kanzler Graf A. Oxenstierna fasste durch den Heilbronner Bund (23. 4. 1633) die süd- und westdeutschen prot. Fürsten auch weiterhin unter schwed. Führung zusammen. Wegen seiner eigenmächtigen Verhandlungen mit den Schweden wurde Wallenstein geächtet, abgesetzt und am 25. 2. 1634 in Eger im kaiserl. Auftrag ermordet. Die Niederlage der Schweden und des Heilbronner Bundes unter Bernhard von Sachsen-Weimar bei Nördlingen (6. 9. 1634) führte zum Frieden von Prag (30. 5. 1635), der neben der Einigung zwischen prot. Ständen und Kaiser auch die Säuberung des Reichs von fremden Truppen vereinbarte.
Schwedisch-Französischer Krieg (1635-48): Frankreich, schon seit 1631 der Geldgeber Schwedens, griff nun in den Kampf ein, um der Übermacht des Hauses Habsburg zu begegnen. In Richelieus Auftrag stellte Bernhard von Weimar ein Heer auf. Doch keiner Seite gelang es, den Krieg militärisch zu entscheiden; Siegen der Franzosen unter Bernhard von Weimar am Oberrhein (Eroberung Breisachs, 17. 12. 1638) und der Schweden unter J. Banér (bei Wittstock, 4. 10. 1636; Vorstoß bis Prag, 1638, und Regensburg, 1641) und L. Torstenson (bei Breitenfeld, 2. 11. 1642, und Jankau in Mähren, 6. 3. 1645) standen Siege der Bayern unter Mercy und Werth über die Franzosen (u. a. bei Tuttlingen, 24. 11. 1643) gegenüber. Der Krieg verlagerte sich nach Süd-Dtl. Die allgemeine Erschöpfung führte nach zahlreichen vergebl. Verhandlungen (seit 1644) am 24. 10. 1648 zum Westfälischen Frieden. (deutsche Geschichte)
Literatur:
Schormann, G.: Der D. K. Göttingen 21993.
Dt. Gesch. in Quellen u. Darstellung, Bd. 4: Gegenreformation u. D. K. 1555-1648, hg. v. B. Roeck. Stuttgart 1996.
Burkhardt, J.: Der D. K. Lizenzausg. Darmstadt 1997.
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