Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Dominikanische Republik
Dominikanische Republik ⃟ Fläche: 48 442 km2
Einwohner: (1995) 7,82 Mio.
Hauptstadt: Santo Domingo
Verwaltungsgliederung: 29 Prov., 1 Nationaldistrikt
Amtssprache: Spanisch
Nationalfeiertag: 27. 2.
Währung: 1 Dominikanischer Peso (dom$) = 100 Centavos (cts)
Zeitzone: MEZ — 5 Std.
(amtl. República Dominicana), Staat im Bereich der Westind. Inseln, im O der zu den Großen Antillen gehörenden Insel Hispaniola; grenzt im W an Haiti.
Staat und Recht: Nach der Verf. von 1966 ist die D. R. eine präsidiale Republik. Staatsoberhaupt und oberster Inhaber der Exekutive (Reg.chef) ist der für vier Jahre direkt gewählte Präs.; nach der Verf.änderung von 1994 ist nur eine einmalige Amtszeit möglich. Die Legislative liegt beim Zweikammerparlament, bestehend aus Senat (30 Mitgl.) und Abg.haus (120 Abg.), dessen Legislaturperiode vier Jahre beträgt. - Einflussreichste Parteien sind die Christlichsoziale Reformpartei (PRSC), die Revolutionäre Dominikan. Partei (PRD) und die Dominikan. Befreiungspartei (PLD).
Landesnatur: Die D. R. umfasst etwa zwei Drittel der Insel Hispaniola. Das Land ist gegliedert durch mehrere NW-SO-verlaufende Gebirgszüge und Längssenken des Kordillerensystems. In der Cordillera Central liegt die höchste Erhebung der Westindischen Inseln (Pico Duarte, 3 175 m ü. M.). Im Süden ist bes. bei Santo Domingo eine Küstenebene vorgelagert. - Das Klima steht unter dem Einfluss des Passat, bestimmt durch den Wechsel einer winterl. Trocken- mit einer sommerl. Regenzeit. Die Gebirgszüge erhalten bis über 2 000 mm Niederschlag/Jahr. - Die Vegetation zeigt eine Abfolge von der Trocken- und Dornstrauchvegetation bis zum regen- oder sommergrünen Bergwald sowie Nebelwald.
Bevölkerung: Etwa 70 % der Einwohner sind Mulatten, je 15 % Weiße bzw. Schwarze. Die jährl. Zuwachsrate beträgt 1,9 %; im Hptst.distrikt leben rd. 40 % der Gesamtbevölkerung. Der Anteil der Stadtbev. nimmt sehr rasch zu. Allg. Schulpflicht besteht vom 7. bis 14. Lebensjahr, die jedoch nur teilweise verwirklicht ist. Es gibt fünf Hochschulen, die größte ist die staatl. Univ. in Santo Domingo (gegr. 1538 und damit die älteste Univ. ganz Amerikas). Die Analphabetenquote liegt bei etwa 17 %. Die Bev. ist überwiegend (91 %) katholisch.
Wirtschaft, Verkehr: Wirtsch. Grundlage des zu den Entwicklungsländern mit mittlerem Einkommen zählenden Landes sind Zuckerrohranbau, Bergbau und zunehmend der Tourismus. Auf die Landwirtschaft entfallen 15 % des Bruttoinlandprodukts und 70 % des Exportwerts. Sie nutzt 73 % der Gesamtfläche; die Hälfte der landwirtsch. Fläche ist in den Händen weniger Großgrundbesitzer konzentriert oder in Staatsbesitz. Neben dem Zuckerrohranbau wird die Kaffee-, Kakao-, Bananen-, Tabak- und Sisalerzeugung ausgebaut. Der Bergbau fördert bes. Silber, Gold, Nickel, Eisenerz. - Haupthandelspartner sind die USA, Venezuela und Mexiko. - Der staatlich geförderte Fremdenverkehr bringt steigende Deviseneinnahmen. Die D. R. entwickelt sich innerhalb der Karibik zu einem der wichtigsten Ziele des Massentourismus, bes. für Nordamerikaner und Deutsche. - Die Insel verfügt über ein gut ausgebautes Straßennetz. Die Eisenbahn (staatlich oder private Plantagenbahnen für den Transport von Zuckerrohr und Bananen) dient nur dem Güterverkehr. Wichtigste Häfen sind Santo Domingo, Río Haina und La Romana an der S-Küste und Puerto Plata an der N-Küste. Internat. Flughäfen bei Santo Domingo, in Puerta Plata und Punta Cana.
Geschichte: Die 1492 von Kolumbus aufgesuchte Insel Hispaniola gehörte zunächst insgesamt zum span. Kolonialreich. Ihre indian. Urbevölkerung war im 16. Jh. ausgerottet. Im 17. Jh. geriet sie in ihrem westl. Teil unter frz. Einfluss (Haiti, Geschichte). 1795 musste Spanien im Frieden von Basel auch den Ostteil an Frankreich abtreten (bis 1808). 1821 erklärte sich dieses Gebiet für unabhängig, 1822 wurde es jedoch von Haiti besetzt und erst 1844 unter J. P. Duarte selbstständige Republik. Die folgenden Jahrzehnte waren bestimmt von polit. Instabilität; 1905 übernahmen die USA die Finanzkontrolle, 1916-24 hielten sie die D. R. besetzt. Mit einem Militärputsch gelangte 1930 R. L. Trujillo an die Macht; bis zu seiner Ermordung (1961) beherrschte er mit seiner Familie Politik und Wirtschaft des Landes. Der Aufbau eines demokrat. Staatswesens wurde danach durch ständige Unruhen behindert, die 1965 in Putsch und Bürgerkrieg mündeten. Eine militär. Intervention der USA (offiziell unter Führung der OAS) beendete 1966 die Krise. Der im gleichen Jahr gewählte gemäßigt-konservative Präs. J. V. Balaguer (PRSC) war in den folgenden Jahrzehnten der führende Politiker des Landes (als Präs. 1966-78 und 1986-96). In den 90er-Jahren war die von Weltbank und IMF geforderte Sparpolitik immer wieder Ursache von Protestaktionen der Bevölkerung. Anlässlich massiver Vorwürfe der Wahlfälschung zugunsten Balaguers kam es 1994 zu schweren Unruhen. Die Proteste gegen die Sozialpolitik setzten sich auch unter Balaguers gewähltem Nachfolger L. Fernandez Reyna (PLD, seit 1996) fort.
▣ Literatur:
Ferguson, J.: D. R. Zwischen Slums u. Touristendörfern. A. d. Engl. Frankfurt am Main 1993.
⃟ Gewecke, F.: Der Wille zur Nation. Nationsbildung u. Entwürfe nationaler Identität in der D. R. Frankfurt am Main 1996.
Einwohner: (1995) 7,82 Mio.
Hauptstadt: Santo Domingo
Verwaltungsgliederung: 29 Prov., 1 Nationaldistrikt
Amtssprache: Spanisch
Nationalfeiertag: 27. 2.
Währung: 1 Dominikanischer Peso (dom$) = 100 Centavos (cts)
Zeitzone: MEZ — 5 Std.
(amtl. República Dominicana), Staat im Bereich der Westind. Inseln, im O der zu den Großen Antillen gehörenden Insel Hispaniola; grenzt im W an Haiti.
Staat und Recht: Nach der Verf. von 1966 ist die D. R. eine präsidiale Republik. Staatsoberhaupt und oberster Inhaber der Exekutive (Reg.chef) ist der für vier Jahre direkt gewählte Präs.; nach der Verf.änderung von 1994 ist nur eine einmalige Amtszeit möglich. Die Legislative liegt beim Zweikammerparlament, bestehend aus Senat (30 Mitgl.) und Abg.haus (120 Abg.), dessen Legislaturperiode vier Jahre beträgt. - Einflussreichste Parteien sind die Christlichsoziale Reformpartei (PRSC), die Revolutionäre Dominikan. Partei (PRD) und die Dominikan. Befreiungspartei (PLD).
Landesnatur: Die D. R. umfasst etwa zwei Drittel der Insel Hispaniola. Das Land ist gegliedert durch mehrere NW-SO-verlaufende Gebirgszüge und Längssenken des Kordillerensystems. In der Cordillera Central liegt die höchste Erhebung der Westindischen Inseln (Pico Duarte, 3 175 m ü. M.). Im Süden ist bes. bei Santo Domingo eine Küstenebene vorgelagert. - Das Klima steht unter dem Einfluss des Passat, bestimmt durch den Wechsel einer winterl. Trocken- mit einer sommerl. Regenzeit. Die Gebirgszüge erhalten bis über 2 000 mm Niederschlag/Jahr. - Die Vegetation zeigt eine Abfolge von der Trocken- und Dornstrauchvegetation bis zum regen- oder sommergrünen Bergwald sowie Nebelwald.
Bevölkerung: Etwa 70 % der Einwohner sind Mulatten, je 15 % Weiße bzw. Schwarze. Die jährl. Zuwachsrate beträgt 1,9 %; im Hptst.distrikt leben rd. 40 % der Gesamtbevölkerung. Der Anteil der Stadtbev. nimmt sehr rasch zu. Allg. Schulpflicht besteht vom 7. bis 14. Lebensjahr, die jedoch nur teilweise verwirklicht ist. Es gibt fünf Hochschulen, die größte ist die staatl. Univ. in Santo Domingo (gegr. 1538 und damit die älteste Univ. ganz Amerikas). Die Analphabetenquote liegt bei etwa 17 %. Die Bev. ist überwiegend (91 %) katholisch.
Wirtschaft, Verkehr: Wirtsch. Grundlage des zu den Entwicklungsländern mit mittlerem Einkommen zählenden Landes sind Zuckerrohranbau, Bergbau und zunehmend der Tourismus. Auf die Landwirtschaft entfallen 15 % des Bruttoinlandprodukts und 70 % des Exportwerts. Sie nutzt 73 % der Gesamtfläche; die Hälfte der landwirtsch. Fläche ist in den Händen weniger Großgrundbesitzer konzentriert oder in Staatsbesitz. Neben dem Zuckerrohranbau wird die Kaffee-, Kakao-, Bananen-, Tabak- und Sisalerzeugung ausgebaut. Der Bergbau fördert bes. Silber, Gold, Nickel, Eisenerz. - Haupthandelspartner sind die USA, Venezuela und Mexiko. - Der staatlich geförderte Fremdenverkehr bringt steigende Deviseneinnahmen. Die D. R. entwickelt sich innerhalb der Karibik zu einem der wichtigsten Ziele des Massentourismus, bes. für Nordamerikaner und Deutsche. - Die Insel verfügt über ein gut ausgebautes Straßennetz. Die Eisenbahn (staatlich oder private Plantagenbahnen für den Transport von Zuckerrohr und Bananen) dient nur dem Güterverkehr. Wichtigste Häfen sind Santo Domingo, Río Haina und La Romana an der S-Küste und Puerto Plata an der N-Küste. Internat. Flughäfen bei Santo Domingo, in Puerta Plata und Punta Cana.
Geschichte: Die 1492 von Kolumbus aufgesuchte Insel Hispaniola gehörte zunächst insgesamt zum span. Kolonialreich. Ihre indian. Urbevölkerung war im 16. Jh. ausgerottet. Im 17. Jh. geriet sie in ihrem westl. Teil unter frz. Einfluss (Haiti, Geschichte). 1795 musste Spanien im Frieden von Basel auch den Ostteil an Frankreich abtreten (bis 1808). 1821 erklärte sich dieses Gebiet für unabhängig, 1822 wurde es jedoch von Haiti besetzt und erst 1844 unter J. P. Duarte selbstständige Republik. Die folgenden Jahrzehnte waren bestimmt von polit. Instabilität; 1905 übernahmen die USA die Finanzkontrolle, 1916-24 hielten sie die D. R. besetzt. Mit einem Militärputsch gelangte 1930 R. L. Trujillo an die Macht; bis zu seiner Ermordung (1961) beherrschte er mit seiner Familie Politik und Wirtschaft des Landes. Der Aufbau eines demokrat. Staatswesens wurde danach durch ständige Unruhen behindert, die 1965 in Putsch und Bürgerkrieg mündeten. Eine militär. Intervention der USA (offiziell unter Führung der OAS) beendete 1966 die Krise. Der im gleichen Jahr gewählte gemäßigt-konservative Präs. J. V. Balaguer (PRSC) war in den folgenden Jahrzehnten der führende Politiker des Landes (als Präs. 1966-78 und 1986-96). In den 90er-Jahren war die von Weltbank und IMF geforderte Sparpolitik immer wieder Ursache von Protestaktionen der Bevölkerung. Anlässlich massiver Vorwürfe der Wahlfälschung zugunsten Balaguers kam es 1994 zu schweren Unruhen. Die Proteste gegen die Sozialpolitik setzten sich auch unter Balaguers gewähltem Nachfolger L. Fernandez Reyna (PLD, seit 1996) fort.
▣ Literatur:
Ferguson, J.: D. R. Zwischen Slums u. Touristendörfern. A. d. Engl. Frankfurt am Main 1993.
⃟ Gewecke, F.: Der Wille zur Nation. Nationsbildung u. Entwürfe nationaler Identität in der D. R. Frankfurt am Main 1996.