Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Dietrich von Bern
Dietrich von Bẹrn[nach Bern, dem mhd. Namen von Verona], Gestalt der german. Heldendichtung, in der der Ostgotenkönig Theoderich d. Gr. weiterlebt. Das Hildebrandslied setzt schon eine von der Geschichte abweichende got. Dietrichdichtung voraus, nach der D. v. B. vor Odoaker floh und 30 Jahre lang am Hof des Hunnenkönigs Etzel lebte. Das dt. Doppelepos von der »Rabenschlacht« (Schlacht um Ravenna) und von »Dietrichs Flucht« behandelt vor allem D. v. B.s Versuche, mithilfe der Hunnen sein Reich wiederzugewinnen. Als Gegner D. v. B.s tritt jetzt ein älterer Gotenkönig des 4. Jh. auf, Ermanrich. Von Ermanrichs Tod und Dietrichs Heimkehr berichtet die nord. Thidrekssaga. In das Nibelungenlied wurde Dietrich als Idealgestalt des christlich-ritterl. Helden aufgenommen. Im »Wormser Rosengarten« und im Epos von Biterolf und Dietleib vermischen sich Dietrich-, Siegfried- und Burgundenstoff. Märchenhafte Fabeln, die D. v. B. im Kampf mit Riesen und Zwergen und als Befreier von Jungfrauen zeigen, bestimmen die Epen von Goldemar, Ecke (»Ecken Ausfahrt«), Sigenot, Laurin und der Jungfrau Virginal.
Literatur:
Haustein, J.: Der Helden Buch. Zur Erforschung dt. Dietrichepik im 18. u. frühen 19. Jh. Tübingen 1989.
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