Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Diamant
Diamạnt[von grch. adámās, eigtl. »Unbezwingbares«],
1) die, graf. Technik: ein Schriftgrad von vier Punkt.
2) der, Mineralogie: aus reinem Kohlenstoff (C) bestehendes kub. Mineral. Die Kristalle sind teils eingewachsen, teils lose, meist charakteristisch gerundet; ihre vorherrschenden Formen sind Oktaeder und Dodekaeder, seltener Würfel. D. kommen auch in dichten, regellosen Massen (Ballas) oder in dichten bis körnigen, schwarz glänzenden koksartigen Rollstücken (Carbonados) vor. Farblos (»blauweiß«) ist der D. einer der wertvollsten Edelsteine; auch kräftige, durch Fremdatome (Verunreinigungen) verursachte (»Fantasie«-)Farben (Rot, Blau, Grün, Orange- und Goldgelb, Kaffeebraun), werden hoch bewertet. Der D. ist der härteste natürl. Stoff (Mohshärte 10, Dichte 3,52), doch gut spaltbar und sehr spröde. Er wird bes. als Brillant bearbeitet, um seine opt. Eigenschaften (Brechzahl 2,40-2,48) am besten zur Wirkung zu bringen.Vorkommen: Bis ins 18. Jh. war Indien das einzige Herkunftsland, 1725 kamen Brasilien und 1866/67 Südafrika hinzu. D. finden sich in »primären« (Muttergestein Kimberlit, Peridotit; bergmänn. Abbau in Australien, der Rep. Südafrika, Demokrat. Rep. Kongo, Russland [Sibirien]) und in »sekundären« Lagerstätten sowie weit verbreitet in losen und verfestigten Flussablagerungen (Seifen); Abbau durch Auswaschen. 1983 wurde in W-Australien das Argylfeld (die größte D.-Tagebaumine der Erde) entdeckt. Als neuestes Förderland ist Kanada 1996/97 hinzugekommen. Die Qualität der Rohsteine wird nach Kristallform, Farbe, Reinheit und Größe, die der geschliffenen D. nach Farbe, Reinheit, Schliffgüte und Größe beurteilt. Gewichtseinheit ist das Karat (1 ct = 0,2 g). Größter Roh-D. war der faustgroße »Cullinan« (3 106 ct), der zu 105 Brillanten verarbeitet wurde, deren größte als »Cullinan I« (530,20 ct) und »Cullinan II« (317,40 ct) zum brit. Kronschatz gehören.Wirtschaft: Rd. 75 % der D.-Förderung werden zu techn. Zwecken verwendet (Industrie-D., D.-Werkzeuge), z. B. als Bohrkronenbesatz, Glasschneider, Drahtziehsteine, für Abricht-, Dreh- u. a. Werkzeuge. Die Synthese von D. bei sehr hohen Drücken und Temperaturen gelang 1956 und wird heute vielerorts zu techn. Zwecken industriell betrieben. Seit den 1980er-Jahren lässt sich aus der Gasphase bei Niederdruck sog. CVD-D. (CVD-Verfahren) als D.-Film abscheiden (Verwendung in der Optik). 1992 ist es gelungen, aus dem seltenen Kohlenstoffisotop 13C isotopenreine 13C-D.-Kristalle zu züchten (größere Packungsdichte als Natur-D.). Außerdem fand man heraus, dass sich der fußballförmige Kohlenstoff (Fulleren) C60 schon bei Raumtemperatur unter bestimmtem Druck in D. umwandelt. Bei einer weltweiten D.-Produktion 1996 (1990) von rd. 120 (102) Mio. ct waren Australien mit 41,9 (34,7) Mio., Demokrat. Rep. Kongo mit 22,2 (19,4) Mio., Russland mit 18,5 (15,0) Mio., Botswana mit 17,7 (17,4) Mio. sowie die Rep. Südafrika mit 9,8 (8,7) Mio. ct die größten D.-Produzenten (für Ind.- und Schmuck-D.). Rd. 80 % des weltweiten Umsatzes an Roh-D. werden von den südafrikan. De Beers Consolidated Mines über die Central Selling Organization, CSO, London (gegr. 1930) abgewickelt. Weil die Weltproduktion u. a. durch Russland, Kanada und Australien ausgedehnt wurde, kontrolliert die CSO heute nur noch ein Viertel der Produktion. Hauptabnahmeländer sind die USA und Japan. Größtes Umschlagzentrum für Schmuck- und natürl. Industrie-D. ist Antwerpen (vier D.-Börsen); gehandelt werden sie vornehmlich in London und Antwerpen. Wichtigste Schleifzentren sind Antwerpen, Tel Aviv, Bombay und New York; in Dtl. Idar-Oberstein.
▣ Literatur:
Lenzen, G.: Diamantenkunde mit krit. Darst. der Diamantengraduierung. Eine Einführung, unter Mitarb. v. B. Günther. Kirschweiler 41986.
⃟ Lange-Mechlen, S.: D.en. Stuttgart u. a. 41989.
⃟ The nature of diamonds, hg. v. G. E. Harlow. Cambridge 1998.
1) die, graf. Technik: ein Schriftgrad von vier Punkt.
2) der, Mineralogie: aus reinem Kohlenstoff (C) bestehendes kub. Mineral. Die Kristalle sind teils eingewachsen, teils lose, meist charakteristisch gerundet; ihre vorherrschenden Formen sind Oktaeder und Dodekaeder, seltener Würfel. D. kommen auch in dichten, regellosen Massen (Ballas) oder in dichten bis körnigen, schwarz glänzenden koksartigen Rollstücken (Carbonados) vor. Farblos (»blauweiß«) ist der D. einer der wertvollsten Edelsteine; auch kräftige, durch Fremdatome (Verunreinigungen) verursachte (»Fantasie«-)Farben (Rot, Blau, Grün, Orange- und Goldgelb, Kaffeebraun), werden hoch bewertet. Der D. ist der härteste natürl. Stoff (Mohshärte 10, Dichte 3,52), doch gut spaltbar und sehr spröde. Er wird bes. als Brillant bearbeitet, um seine opt. Eigenschaften (Brechzahl 2,40-2,48) am besten zur Wirkung zu bringen.Vorkommen: Bis ins 18. Jh. war Indien das einzige Herkunftsland, 1725 kamen Brasilien und 1866/67 Südafrika hinzu. D. finden sich in »primären« (Muttergestein Kimberlit, Peridotit; bergmänn. Abbau in Australien, der Rep. Südafrika, Demokrat. Rep. Kongo, Russland [Sibirien]) und in »sekundären« Lagerstätten sowie weit verbreitet in losen und verfestigten Flussablagerungen (Seifen); Abbau durch Auswaschen. 1983 wurde in W-Australien das Argylfeld (die größte D.-Tagebaumine der Erde) entdeckt. Als neuestes Förderland ist Kanada 1996/97 hinzugekommen. Die Qualität der Rohsteine wird nach Kristallform, Farbe, Reinheit und Größe, die der geschliffenen D. nach Farbe, Reinheit, Schliffgüte und Größe beurteilt. Gewichtseinheit ist das Karat (1 ct = 0,2 g). Größter Roh-D. war der faustgroße »Cullinan« (3 106 ct), der zu 105 Brillanten verarbeitet wurde, deren größte als »Cullinan I« (530,20 ct) und »Cullinan II« (317,40 ct) zum brit. Kronschatz gehören.Wirtschaft: Rd. 75 % der D.-Förderung werden zu techn. Zwecken verwendet (Industrie-D., D.-Werkzeuge), z. B. als Bohrkronenbesatz, Glasschneider, Drahtziehsteine, für Abricht-, Dreh- u. a. Werkzeuge. Die Synthese von D. bei sehr hohen Drücken und Temperaturen gelang 1956 und wird heute vielerorts zu techn. Zwecken industriell betrieben. Seit den 1980er-Jahren lässt sich aus der Gasphase bei Niederdruck sog. CVD-D. (CVD-Verfahren) als D.-Film abscheiden (Verwendung in der Optik). 1992 ist es gelungen, aus dem seltenen Kohlenstoffisotop 13C isotopenreine 13C-D.-Kristalle zu züchten (größere Packungsdichte als Natur-D.). Außerdem fand man heraus, dass sich der fußballförmige Kohlenstoff (Fulleren) C60 schon bei Raumtemperatur unter bestimmtem Druck in D. umwandelt. Bei einer weltweiten D.-Produktion 1996 (1990) von rd. 120 (102) Mio. ct waren Australien mit 41,9 (34,7) Mio., Demokrat. Rep. Kongo mit 22,2 (19,4) Mio., Russland mit 18,5 (15,0) Mio., Botswana mit 17,7 (17,4) Mio. sowie die Rep. Südafrika mit 9,8 (8,7) Mio. ct die größten D.-Produzenten (für Ind.- und Schmuck-D.). Rd. 80 % des weltweiten Umsatzes an Roh-D. werden von den südafrikan. De Beers Consolidated Mines über die Central Selling Organization, CSO, London (gegr. 1930) abgewickelt. Weil die Weltproduktion u. a. durch Russland, Kanada und Australien ausgedehnt wurde, kontrolliert die CSO heute nur noch ein Viertel der Produktion. Hauptabnahmeländer sind die USA und Japan. Größtes Umschlagzentrum für Schmuck- und natürl. Industrie-D. ist Antwerpen (vier D.-Börsen); gehandelt werden sie vornehmlich in London und Antwerpen. Wichtigste Schleifzentren sind Antwerpen, Tel Aviv, Bombay und New York; in Dtl. Idar-Oberstein.
▣ Literatur:
Lenzen, G.: Diamantenkunde mit krit. Darst. der Diamantengraduierung. Eine Einführung, unter Mitarb. v. B. Günther. Kirschweiler 41986.
⃟ Lange-Mechlen, S.: D.en. Stuttgart u. a. 41989.
⃟ The nature of diamonds, hg. v. G. E. Harlow. Cambridge 1998.