Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Dekadenz
Dekadẹnz[lat.] die (frz. Décadence), Niedergang, Verfall, bes. bei Kulturen. Der Begriff wird insbes. als ästhet. Kategorie verwendet, v. a. zur Kennzeichnung einer Entwicklungsrichtung innerhalb der europ. Literatur (bes. in Frankreich) gegen Ende des 19. Jh. (Fin de Siècle), der Dekadenzdichtung. Sie entstand aus dem Bewusstsein überfeinerter Kultur als Zeichen einer späteren Stufe des kulturellen Verfalls und vertritt die Welt einer freien, autonomen Ästhetik gegenüber einer Welt von fest gefügten Moral- und Wertvorstellungen. Vorbereitet wurde die Dekadenzdichtung u. a. durch Lord Byron, N. Lenau, A. de Musset, G. Leopardi, E. A. Poe und T. De Quincey; das D.-Gefühl gipfelt in der Dichtung C. Baudelaires. Weitere Vertreter waren u. a. in Frankreich J.-K. Huysmans, die frz. Symbolisten, in Österreich P. Altenberg, der frühe H. von Hofmannsthal, der junge R. M. Rilke, in Italien G. D'Annunzio, in England O. Wilde, in Deutschland S. George.
Literatur:
Hinterhäuser, H.: Fin de siècle 1977.
Horstmann, U.: Ästhetizismus u. D. München 1983.
Rasch, W.: Die literar. Décadence um 1900. München 1986.
D. in Dtl. Beiträge zur Erforschung der Romanliteratur um die Jahrhundertwende, hg. v. D. Kafitz. Frankfurt am Main u. a. 1987.
Kunz, U.: Der Zeit ihre Kunst, der Kunst ihre Freiheit. Ästhetizist. Realimus in der europ. Décadenceliteratur um 1900. Hamburg 1997.
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