Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Deckenmalerei
Deckenmalerei,die Bemalung einer Innenraumdecke; sie ist wie die Wandmalerei eng an die Architektur und die Wölbetechnik gebunden. Die besterhaltenen Beispiele aus dem Altertum sind die D. unterird. Grabanlagen der Ägypter und der Etrusker sowie die der Katakomben. Die Kassettendecke der Griechen und Römer zeigte in ihren Feldern meist nur dekorative Motive; anders die Flachdecke mittelalterl. Kirchen mit Themen der christl. Ikonographie (Sankt Martin in Zillis, um 1150; Sankt Michael in Hildesheim, um 1200). Die für die Entwicklung der D. in gewölbten Räumen entscheidenden Ausgangspositionen waren die Mosaiken der frühchristl. und byzantin. Kirchen. Die mittelalterl. Entwicklung gipfelt in der Romanik; mehrere Kirchen in Frankreich und Katalonien vermitteln eine umfassende Vorstellung von den Bildprogrammen, die den ganzen Innenraum beherrschen. In der Renaissance wird die antike Kassettendecke wieder aufgegriffen und mit Tafelbildern eingelegt. Die durch Stuckrahmen eingeteilten Felder bekrönte erstmals Mantegna mit einem illusionist. Fresko (1474; Camera degli sposi, Castello di Corte, Mantua). Michelangelo schuf in der Sixtin. Kapelle im Vatikan die vollendete Lösung zw. illusionist. Einzelbild und Scheinarchitektur. Von A. Correggio (Parma, Dom), A. Pozzo, P. da Cortona und Tiepolo (Treppenhaus der Residenz in Würzburg) führt die Entwicklung zu den deutschen und österr. Barockmalern (C. D. Asam, J. B. Zimmermann, M. Günther, P. Troger, F. A. Maulbertsch). Deren illusionist. Deckenmalereien der Treppenhäuser, Empfangssäle und Bibliotheken in Schlössern und Klöstern sprengen die Ausmaße des Raumes und öffnen eine eigene Welt; bevorzugte Themen sind Apotheosen, Visionen und mytholog. Szenen. Der Klassizismus verstand die Decke wieder als Raumabschluss, so A. R. Mengs in der Villa Albani, Rom. Ein Beispiel für die selten gewordene D. im 20. Jh. sind M. Chagalls 1964 vollendete Deckenbilder im Palais Garnier (ehem. Pariser Opernhaus).
Literatur:
Lindemann, B. W.: Bilder vom Himmel. Studien zur Deckenmalerei des 17. u. 18. Jh.s. Worms 1994.
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