Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Darm
Darm(lat. Intestinum, grch. Enteron, Darmtrakt, Darmkanal), den Körper teilweise oder ganz durchziehender, der Nahrungsaufnahme und Verdauung dienender Teil des Verdauungskanals. Die D.-Länge beträgt beim erwachsenen Menschen etwa 3 m, völlig ausgedehnt bis etwa 8 m. Der D. gliedert sich in den Dünn-D. (Intestinum tenue), einen glatten Schlauch mit vielen bewegl. D.-Schlingen, der die Nahrungsstoffe verdaut und resorbiert, und den an der Oberfläche vielfach ausgebuchteten Dick-D. (Intestinum crassum), der das Unverdaute durch Wasserentzug eindickt und entleert. Der Dünn-D. besteht aus dem vom Magen ausgehenden Zwölffinger-D. (Duodenum, etwa 30 cm lang), in den die Ausführungsgänge der Leber und der Bauchspeicheldrüse münden, dem Leer-D. (Jejunum) und dem Krumm-D. (Ileum). An den Krumm-D. schließt sich der Dick-D. an; er beginnt mit einem kurzen, sackförmigen Anhang, dem Blind-D., an dem der Wurmfortsatz (Appendix) hängt. Auf den Blind-D. folgt der Grimm-D. (Colon, Kolon); dieser hat beim Menschen einen rechtsseitig aufsteigenden (aufsteigender Dick-D.), einen quer laufenden (Querdick-D., Querkolon), einen linksseitig nach unten führenden (absteigender Dick-D.) und (vor dem Übergang in den Mast-D.) einen s-förmigen Abschnitt (Sigmoid, Sigma). Der unterste Teil des Mast-D. (Rectum) ist durch den unwillkürl. inneren Schließmuskel verschlossen und mündet durch den mit dem willkürl. ringförmigen Schließmuskel umgebenen After nach außen. An der Einmündungsstelle des Dünn-D. in den Dick-D. verhindert eine Schleimhautfalte, die Bauhin-Klappe, ein Rückfließen des D.-Inhalts. Festgehalten wird der Dünn-D. v. a. durch das Gekröse (Mesenterium), eine große Falte des Bauchfells, die die Blut- und Lymphgefäße und die Nerven zum D. leitet. Der Dick-D. ist an der hinteren Bauchwand, am Magen und am großen Netz befestigt. - Die D.-Wand besteht aus einer äußeren, glatten Haut, einer mittleren, die Darmperistaltik bewirkenden Muskelschicht mit Längs- und Ringfasern und einer inneren Schleimhaut, die bes. die Nahrungsstoffe aufnimmt. Die Schleimhaut des Dünn-D. hat viele nahezu kreisförmig verlaufende Falten (Kerckring-Falten) mit den zarten, die innere Oberfläche vergrößernden D.-Zotten und enthält viele Blut- und Lymphgefäße sowie Drüsen, die den Darmsaft absondern.Der D. der einfachsten vielzelligen Tiere, der Hohltiere (Coelenterata), hat nur eine Öffnung, die Mund und After ist. Bei höheren Tieren sind Mund und After getrennt, der D. ist von der Verteilung der Nährstoffe im Körper durch das Blutgefäßsystem abgelöst. Dem Darm i. e. S. ist oft, so bei den Wirbeltieren, ein Magen vorgeschaltet. Der Säugetier-D. ist i. Allg. bei Pflanzenfressern länger als bei Fleischfressern, da die pflanzl. Nahrung schwerer aufzuschließen ist. Pflanzenfresser haben deshalb vielfach noch Gärkammern, in denen die Pflanzenkost verdaulich gemacht wird, z. B. Wiederkäuermagen und Blinddarm. Der Wirbeltier-D. ist urspr. im vordersten Abschnitt als Kiemen-D. zur Atmung ausgebildet, so zeitlebens bei den Fischen.
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