Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Dante Alighieri
Dạnte Alighieri[-ali'gjɛ:ri], italien. Dichter, * Florenz im Mai 1265, ✝ Ravenna 14. 9. 1321. Von D. A.s Kindheit und Jugend ist wenig bekannt. Im 9. Lebensjahr sah er zum ersten Mal Beatrice, die er in seinen Dichtungen verherrlichte; sie starb im Alter von 24 Jahren 1290. Um 1293
mit Gemma Donati. Von 1296 an bekleidete er versch. Ämter in Florenz. Im Kampf um die Unabhängigkeit von Florenz gegen die Einmischungsversuche des Papstes Bonifatius VIII. verstrickte er sich in eine erfolglose Opposition. Er wurde 1302 aus Florenz verbannt und kurz darauf zum Tode verurteilt. Seitdem führte er ein Wanderleben. Seine großen Hoffnungen auf den Italienzug Kaiser Heinrichs VII. wurden durch den Tod Heinrichs (1313) vernichtet. Die letzten Lebensjahre verbrachte D. A. in Ravenna.Sein Hauptwerk ist die in toskan. Mundart geschriebene »Divina Commedia« (dt. »Die Göttliche Komödie«, entstanden etwa 1311-21), ein allegorisch-lehrhaftes Gedicht in 100 Gesängen mit 14 230 Versen in Terzinen, das von D. A. nur »Commedia« genannt wurde. Das Werk ist in die drei Hauptteile Inferno (Hölle), Purgatorio (Läuterungsberg) und Paradiso (Paradies) gegliedert, es stellt im allegor. Sinn des MA. den Weg der sündigen Seele zum Heil dar. Geleitet wird der Dichter dabei von Vergil, der Verkörperung von Vernunft, Wiss. und Philosophie, den Beatrice, die verklärte Jugendliebe, jetzt das Symbol der göttl. Gnade, gesandt hat. Dieser führt ihn durch die neun Höllenkreise auf den Berg der Läuterung. Im Paradies übernimmt Beatrice selbst die Führung durch die neun Himmel bis zur Anschauung der Gottheit. Auf seiner Wanderung spricht D. A. mit den Seelen berühmter Verstorbener über Fragen der Theologie und Philosophie, über die Kirche, den Staat und Italien. So umfasst die »Divina Commedia« enzyklopädisch die geistigen Themen der mittelalterl. Kultur. Daneben stehen kleinere Werke: in italien. Sprache »La vita nuova« (dt. »Das neue Leben«, 1292-95 entstanden), die Darstellung seiner Jugendliebe, Gedichte mit Prosatext, dem Dolce Stil nuovo verbunden; »Le rime«, eine Samml. von Gedichten (spätestens 1305 abgeschlossen); »Il convivio« (dt. »Das Gastmahl«, 1306-08 entstanden; unvollendet), das erste Beispiel wiss. italien. Prosa. In lat. Sprache »De vulgari eloquentia« (dt. »Über die Volkssprache«, nach 1305 entstanden), eine unvollendete Abhandlung über Ursprung und Wesen der Sprache und der dichter. Formen; »De monarchia« (dt. »Über die Monarchie«, 1310-15 entstanden), D. A. verficht hier die Selbstständigkeit des Reiches gegenüber der Kirche; außerdem »Epistulae« (Briefe) und »Eclogae« (zwei Hirtengedichte, um 1319). - Bereits 1373 erhielt G. Boccaccio in Florenz den ersten Lehrstuhl zur Erläuterung der Werke D. A.s. Seine eigtl. überragende Bedeutung für die europ. Kultur wurde erst in der Romantik erkannt.
Literatur:
Altomonte, A.: Dante. Eine Biographie. A. d. Italien. Neuausg. Reinbek 1994.
Risset, J.: Dante. Une vie. Paris 1995.
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: Dante Alighieri