Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Dagestan
Dagestạn[türk.-pers. »Land der Berge«] (Republik D.), Teil-Rep. in der Russ. Föderation, an der NO-Abdachung des Großen Kaukasus und am Kasp. Meer, 50 300 km2, (1997) 2,12 Mio. Ew. (1989: 28 % Awaren, 15,6 % Darginer, 12,8 % Kumücken, 9,2 % Russen, ferner Lesgier, Laken u. a.); Hptst. ist Machatschkala. Angebaut wird Mais, in der trockenheißen Küstenniederung bes. Weizen, im N bei Bewässerung Baumwolle und Reis. In den Gebirgstälern herrschen Schafzucht, in geschützten Lagen auch Gemüse-, Wein- und Obstbau vor. D. ist reich an Bodenschätzen, bes. Erdöl und Erdgas im Küstengebiet. Die Ind. (Maschinenbau, Nahrungsmittelind., Teppichknüpfereien) ist in Machatschkala (hier auch Univ.) und Derbent konzentriert.
Geschichte: Der südl. Teil des Gebiets von D. wurde im 3. Jh. n. Chr. von den Sassaniden unterworfen, ein Küstenstreifen im 4. Jh. von den Hunnen. Im 7./8. Jh. eroberten die Araber das Land und führten den Islam ein. In der Mitte des 11. Jh. bemächtigten sich die Seldschuken eines Großteils von D. In der ersten Hälfte des 13. Jh. fielen die Mongolen ein (Angliederung an das Reich der Goldenen Horde). Mehrere schon im MA. entstandene Kleinreiche erlebten seit dem 16./17. Jh. ihre Blütezeit. Seit dem 16. Jh. war D. ein Streitobjekt zw. dem Osman. Reich, Persien und Russland, dessen Kosaken in die Terekregion vordrangen. Mit dem russisch-pers. Vertrag von 1813 fiel D. an Russland. Seitdem sah sich dieses immer wieder mit Aufständen der Völker D.s und Tschetscheniens konfrontiert. Der während des russ. Bürgerkrieges (1918-21) ausgebrochene Aufstand wurde von der Roten Armee niedergeschlagen. Am 20. 1. 1921 wurde die Dagestan. ASSR im Rahmen der Russ. SFSR gegründet und damit in die UdSSR eingegliedert. Trotz verschärfter Verfolgung des Islam blieb dieser jedoch fest in der Bev. verankert. Nach dem Zerfall der Sowjetunion (1991) bildeten sich in D. versch. Nationalbewegungen, u. a. der Kumücken und Lesgier, die sich bes. gegen das Übergewicht der Awaren in den Machtpositionen wendeten. Am 31. 3. 1992 unterzeichnete D. als »Republik D.« einen Föderationsvertrag mit Russland. Aufgrund der vielfältigen ethn. Potenziale entwickelten sich zw. den Völkern Konflikte bes. um Verfügungsrechte über den für alle knappen Boden. 1996 zogen die Kämpfe zw. Tschetschenien und der russ. Zentral-Reg. D. stark in Mitleidenschaft.
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