Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Churchill
Churchill['tʃə:tʃɪl], alte engl. Familie. John C. erhielt 1702 den Titel eines Herzogs von Marlborough. Die Nachkommen seiner Tochter Anna, die 1700 Charles Spencer (* 1674, ✝ 1722) heiratete, erbten die Herzogswürde und legten sich den Namen Spencer Churchill zu.
1) Randolph Henry Spencer, Lord C., brit. Politiker, * Blenheim Palace 13. 2. 1849, ✝ London 24. 1. 1895, Vater von 2); 1885/86 Min. für Indien, 1886 Schatzkanzler; hatte als Konservativer durch seine imperialist. und sozialreformer. Ideen großen polit. Einfluss.
2) Sir (seit 1953) Winston Leonard Spencer, brit. Politiker, * Blenheim Palace 30. 11. 1874, ✝ London 24. 1. 1965, Sohn von 1); zunächst Offizier, 1899-1900 Kriegsberichterstatter im Burenkrieg, trat 1904 von der Konservativen zur Liberalen Partei über. 1908-10 war er Handels- und 1910/11 Innenminister. Seit 1911 Erster Lord der Admiralität, trieb C. die Flottenrüstung voran, musste aber im Ersten Weltkrieg nach dem Scheitern der Dardanellenexpedition zurücktreten. Als Kriegs- und Luftfahrtmin. (1918-21) war C. ein strikter Befürworter der alliierten Intervention in Sowjetrussland. Nach dem Zerfall der Liberalen Partei schloss er sich wieder den Konservativen an. 1924-29 war er Schatzkanzler. Seine Kritik an der regierungsamtl. Indien- und Dtl.-Politik (Appeasement) brachte ihn in Ggs. zu seiner Partei; er warnte frühzeitig vor Hitler.
Nach Ausbruch des 2. Weltkrieges wurde C. auf Druck der öffentl. Meinung zum Ersten Lord der Admiralität und nach dem Scheitern der brit. Norwegenexpedition und dem Beginn des Frankreichfeldzugs zum Premiermin. berufen (10. 5. 1940). In dieser Position wurde er zum Symbol des Durchhaltewillens seiner Nation, sorgte für Einigkeit im Innern (Kabinett der »Nationalen Konzentration«) und unter den in der »Anti-Hitler-Koalition« verbündeten Mächten Großbritannien, USA und UdSSR. Mit dem amerikan. Präs. F. D. Roosevelt verkündete C. 1941 die Atlantikcharta und vertrat sein Land auf den Konferenzen von Teheran, Casablanca, Kairo und Jalta. Bei Kriegsende fand er nicht die Unterstützung Roosevelts, als er eine frühzeitige Eindämmung der sowjet. Machtexpansion anstrebte. Nach der Wahlniederlage der Konservativen im Juli 1945 trat er noch während der Potsdamer Konferenz zurück. Danach Oppositionsführer, plädierte C. für ein westl. Verteidigungsbündnis. Im Sept. 1946 rief er in Zürich zur europ. Zusammenarbeit auf, ohne jedoch Großbritannien als Teil des engeren Europas zu begreifen. 1951-55 war er erneut Premierminister. C. hat sich auch als Maler und Schriftsteller (1953 Nobelpreis für Literatur) einen Namen gemacht.
Werke: Weltkrisis, 6 Bde. (1923-31); Der Zweite Weltkrieg, 6 Bde. (1948-53); Aufzeichnungen zur europ. Geschichte, 4 Bde. (1956-58).
Ausgaben:His complete speeches, 1897-1963, hg. v. R. R. James, 8 Bde. (1974); C. and Roosevelt. The complete correspondence, hg. v. W. F. Kimball, 3 Bde. (1984).
▣ Literatur:
Haffner, S.: W. C. Reinbek 56.-57. Tsd. 1995.
⃟ Lukacs, J.: C. u. Hitler. Der Zweikampf 10. Mai-31. Juli 1940. A. d. Amerikan. Neuausg. München u. a. 1995.
⃟ Neville, P.: W. C. Statesman or opportunist? London 1996.
Churchill['tʃə:tʃɪl], alte engl. Familie. John C. erhielt 1702 den Titel eines Herzogs von Marlborough. Die Nachkommen seiner Tochter Anna, die 1700 Charles Spencer (* 1674, ✝ 1722) heiratete, erbten die Herzogswürde und legten sich den Namen Spencer Churchill zu.
1) Randolph Henry Spencer, Lord C., brit. Politiker, * Blenheim Palace 13. 2. 1849, ✝ London 24. 1. 1895, Vater von 2); 1885/86 Min. für Indien, 1886 Schatzkanzler; hatte als Konservativer durch seine imperialist. und sozialreformer. Ideen großen polit. Einfluss.
2) Sir (seit 1953) Winston Leonard Spencer, brit. Politiker, * Blenheim Palace 30. 11. 1874, ✝ London 24. 1. 1965, Sohn von 1); zunächst Offizier, 1899-1900 Kriegsberichterstatter im Burenkrieg, trat 1904 von der Konservativen zur Liberalen Partei über. 1908-10 war er Handels- und 1910/11 Innenminister. Seit 1911 Erster Lord der Admiralität, trieb C. die Flottenrüstung voran, musste aber im Ersten Weltkrieg nach dem Scheitern der Dardanellenexpedition zurücktreten. Als Kriegs- und Luftfahrtmin. (1918-21) war C. ein strikter Befürworter der alliierten Intervention in Sowjetrussland. Nach dem Zerfall der Liberalen Partei schloss er sich wieder den Konservativen an. 1924-29 war er Schatzkanzler. Seine Kritik an der regierungsamtl. Indien- und Dtl.-Politik (Appeasement) brachte ihn in Ggs. zu seiner Partei; er warnte frühzeitig vor Hitler.
Nach Ausbruch des 2. Weltkrieges wurde C. auf Druck der öffentl. Meinung zum Ersten Lord der Admiralität und nach dem Scheitern der brit. Norwegenexpedition und dem Beginn des Frankreichfeldzugs zum Premiermin. berufen (10. 5. 1940). In dieser Position wurde er zum Symbol des Durchhaltewillens seiner Nation, sorgte für Einigkeit im Innern (Kabinett der »Nationalen Konzentration«) und unter den in der »Anti-Hitler-Koalition« verbündeten Mächten Großbritannien, USA und UdSSR. Mit dem amerikan. Präs. F. D. Roosevelt verkündete C. 1941 die Atlantikcharta und vertrat sein Land auf den Konferenzen von Teheran, Casablanca, Kairo und Jalta. Bei Kriegsende fand er nicht die Unterstützung Roosevelts, als er eine frühzeitige Eindämmung der sowjet. Machtexpansion anstrebte. Nach der Wahlniederlage der Konservativen im Juli 1945 trat er noch während der Potsdamer Konferenz zurück. Danach Oppositionsführer, plädierte C. für ein westl. Verteidigungsbündnis. Im Sept. 1946 rief er in Zürich zur europ. Zusammenarbeit auf, ohne jedoch Großbritannien als Teil des engeren Europas zu begreifen. 1951-55 war er erneut Premierminister. C. hat sich auch als Maler und Schriftsteller (1953 Nobelpreis für Literatur) einen Namen gemacht.
Werke: Weltkrisis, 6 Bde. (1923-31); Der Zweite Weltkrieg, 6 Bde. (1948-53); Aufzeichnungen zur europ. Geschichte, 4 Bde. (1956-58).
Ausgaben:His complete speeches, 1897-1963, hg. v. R. R. James, 8 Bde. (1974); C. and Roosevelt. The complete correspondence, hg. v. W. F. Kimball, 3 Bde. (1984).
▣ Literatur:
Haffner, S.: W. C. Reinbek 56.-57. Tsd. 1995.
⃟ Lukacs, J.: C. u. Hitler. Der Zweikampf 10. Mai-31. Juli 1940. A. d. Amerikan. Neuausg. München u. a. 1995.
⃟ Neville, P.: W. C. Statesman or opportunist? London 1996.