Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Chor
Chor[k-; grch. chóros] der,
1) Literatur und Musik: in der Antike Tanzplatz, Tanzschar, dann bes. Kulttanz und -gesang für versch. Gottheiten. Bed. Chorlyriker des 7.-5. Jh. v. Chr. waren Alkman, Simonides, Pindar, Bakchylides. Aus dem C.-Gesang entstand (nach Aristoteles) das Drama durch Hinzutreten von Schauspielern. Der C. (12-15 Sänger ohne Maske) war dann ein wesentl. Bestandteil der grch. Tragödie des 5. Jh.; er repräsentierte das Volk als Ganzes.
In neuerer Zeit Bez. für eine Vereinigung von Sängern, die ein Gesangsstück gemeinsam vortragen, wobei jede Stimme mehrfach besetzt ist. Man unterscheidet nach der Zusammensetzung Männer-, Frauen-, Kinder-, Knaben-, Mädchen- sowie gemischten (Männer und Frauen) C., nach der Stimmenzahl (Sopran, Alt, Tenor, Bass) zwei-, drei-, vierstimmigen C. oder im Hinblick auf seine Bestimmung Kirchen-, Kammer-, Opernchor. Wichtige Formen der C.-Musik sind: C.-Lied, Messe, Motette, Tedeum und Magnifikat, Kantate, Oratorium, Passion, Requiem.
Bei Saiteninstrumenten bezeichnet C. eine Gruppe zusammengehöriger, gleich gestimmter Saiten, auch zusammengehörige Gruppe gleicher Musikinstrumente: Gamben-, Streicherchor.
2) Sakrale Baukunst: zunächst der für die Sänger bestimmte Raum vor dem Altar, dann der den Geistlichen vorbehaltene, das Hauptschiff i. d. R. im Osten abschließende Teil des Kirchenraumes mit dem Hochaltar und dem Chorgestühl. Er ist oft, bes. wenn sich eine Krypta unter ihm befindet, um einige Stufen erhöht und durch C.-Schranken oder einen Lettner, seit dem 17. Jh. auch durch ein schmiedeeisernes Gitter, vom Kirchenschiff getrennt. Durch Weiterführen der Seitenschiffe um den C. entsteht der C.-Umgang, oft mit ausstrahlenden C.-Kapellen (Kapellenkranz). Der Abschluss des C. wird C.-Haupt genannt. In roman. Zeit wurden größere Kirchen in Dtl. meist mit einem zweiten C. im Westen gebaut.
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