Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Chemiefasern
Chemiefasern[ç-] (Synthesefasern), i. w. S. alle auf chem. Wege erzeugten Fasern aus organ. oder auch anorgan. Materialien, i. e. S. die aus makromolekularen Naturstoffen (natürl. Polymere) oder Kunststoffen (synthet. Polymere) gewonnenen und v. a. zur Herstellung von Textilien und techn. Geweben geeigneten Fasern. Sie werden in Form von endlosen Filamentgarnen (früher auch Chemie- oder Kunstseide gen.) von auf eine bestimmte Länge geschnittenen Chemiespinnfasern oder von Chemiebändchen (Düsen- oder Schnittbändchen) erzeugt.Die wichtigsten Arten der synthet. C. sind: die Polyamide (Nylon, Perlon, Rilsan, Kevlar u. a.), die Polyester (Diolen, Trevira, Dacron u. a.), die Polyacrylnitrile (Dralon, Orlon u. a.) und die Polyurethane (Elasthan). Ihre Vorprodukte werden durch Polymerisation, Polykondensation oder Polyaddition gewonnen. - Anorgan. C. sind die Silikatfasern (Glasseide und Glaswolle), die nur als Isoliermaterial dienende Schlackenwolle (Sillan) und Keramikfasern (Fiberfrax), die Metallfäden und Stahlfasern sowie die Kohlenstofffasern zur Verstärkung von Verbundwerkstoffen.Beim Nassspinnverfahren (Viskoseverfahren) wird die Spinnlösung durch Spinndüsen gedrückt und in einem Fällbad fadenförmig ausgeschieden (»ausgefällt«). Beim Trockenspinnverfahren (für Acetat und z. T. Polyacrylnitril) verdampft man das flüchtige Lösungsmittel, nachdem sich der Faden gebildet hat. Beim Schmelzspinnverfahren werden thermoplast. Moleküle wie Polyamide, Polyester oder Polyolefine aus der Schmelze durch Anblasen mit Kaltluft verfestigt. - Nicht durch einen Spinnprozess, sondern durch Längsschneiden hochverstreckter Polyäthylen- oder Polypropylenfolien entsteht Chemieflock (Kurzfasern), durch Spleißen (Splitten) werden Spaltfasergarne oder verspinnbare Splitterfasern erzeugt.Die Eigenschaften der C. lassen sich weitgehend beeinflussen durch Zusätze zur Spinnlösung oder -schmelze. Aus profilierten Düsenöffnungen ersponnene Profilfasern ergeben neben erhöhter Haftfähigkeit einen Glanz- oder Glitzereffekt. Durch physikal. und chem. Modifikationen entstehen Spezialtypen, z. B. Hohlfasern mit guter Wärmeisolation oder Mikrofasern mit hoher Feuchtigkeitsaufnahme. Aus zwei versch. Polymeren werden Bikomponentenfasern mit stabiler Kräuselung ersponnen. Von besonderer Bedeutung ist das Texturieren der synthet. Filamentgarne (Helanca u. a.) zur Herstellung voluminöser und gleichzeitig elast. Kräuselgarne. Im techn. Bereich werden die versch. Typen der C. für Autoreifen, Treibriemen, Transportbänder, Gurte, Seile, Schläuche, Planen, Schutzanzüge, elektr. Isolierungen, Kunststoffarmierungen u. a. eingesetzt. - Die Weltproduktion an C. auf Zellulose- und Synthetikbasis betrug (1996) rd. 21 Mio. Tonnen.
▣ Literatur:
Koslowski, H. J.: Chemiefaser-Lexikon. Frankfurt am Main 111997.
⃟ Loy, W.: Die C. Berlin 1997.
Chemiefasern[ç-] (Synthesefasern), i. w. S. alle auf chem. Wege erzeugten Fasern aus organ. oder auch anorgan. Materialien, i. e. S. die aus makromolekularen Naturstoffen (natürl. Polymere) oder Kunststoffen (synthet. Polymere) gewonnenen und v. a. zur Herstellung von Textilien und techn. Geweben geeigneten Fasern. Sie werden in Form von endlosen Filamentgarnen (früher auch Chemie- oder Kunstseide gen.) von auf eine bestimmte Länge geschnittenen Chemiespinnfasern oder von Chemiebändchen (Düsen- oder Schnittbändchen) erzeugt.Die wichtigsten Arten der synthet. C. sind: die Polyamide (Nylon, Perlon, Rilsan, Kevlar u. a.), die Polyester (Diolen, Trevira, Dacron u. a.), die Polyacrylnitrile (Dralon, Orlon u. a.) und die Polyurethane (Elasthan). Ihre Vorprodukte werden durch Polymerisation, Polykondensation oder Polyaddition gewonnen. - Anorgan. C. sind die Silikatfasern (Glasseide und Glaswolle), die nur als Isoliermaterial dienende Schlackenwolle (Sillan) und Keramikfasern (Fiberfrax), die Metallfäden und Stahlfasern sowie die Kohlenstofffasern zur Verstärkung von Verbundwerkstoffen.Beim Nassspinnverfahren (Viskoseverfahren) wird die Spinnlösung durch Spinndüsen gedrückt und in einem Fällbad fadenförmig ausgeschieden (»ausgefällt«). Beim Trockenspinnverfahren (für Acetat und z. T. Polyacrylnitril) verdampft man das flüchtige Lösungsmittel, nachdem sich der Faden gebildet hat. Beim Schmelzspinnverfahren werden thermoplast. Moleküle wie Polyamide, Polyester oder Polyolefine aus der Schmelze durch Anblasen mit Kaltluft verfestigt. - Nicht durch einen Spinnprozess, sondern durch Längsschneiden hochverstreckter Polyäthylen- oder Polypropylenfolien entsteht Chemieflock (Kurzfasern), durch Spleißen (Splitten) werden Spaltfasergarne oder verspinnbare Splitterfasern erzeugt.Die Eigenschaften der C. lassen sich weitgehend beeinflussen durch Zusätze zur Spinnlösung oder -schmelze. Aus profilierten Düsenöffnungen ersponnene Profilfasern ergeben neben erhöhter Haftfähigkeit einen Glanz- oder Glitzereffekt. Durch physikal. und chem. Modifikationen entstehen Spezialtypen, z. B. Hohlfasern mit guter Wärmeisolation oder Mikrofasern mit hoher Feuchtigkeitsaufnahme. Aus zwei versch. Polymeren werden Bikomponentenfasern mit stabiler Kräuselung ersponnen. Von besonderer Bedeutung ist das Texturieren der synthet. Filamentgarne (Helanca u. a.) zur Herstellung voluminöser und gleichzeitig elast. Kräuselgarne. Im techn. Bereich werden die versch. Typen der C. für Autoreifen, Treibriemen, Transportbänder, Gurte, Seile, Schläuche, Planen, Schutzanzüge, elektr. Isolierungen, Kunststoffarmierungen u. a. eingesetzt. - Die Weltproduktion an C. auf Zellulose- und Synthetikbasis betrug (1996) rd. 21 Mio. Tonnen.
▣ Literatur:
Koslowski, H. J.: Chemiefaser-Lexikon. Frankfurt am Main 111997.
⃟ Loy, W.: Die C. Berlin 1997.