Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Casanova
I Casanova [nach dem italien. Schriftsteller] der, umgangsprachl. für jemanden, der es versteht, auf verführer. Weise die Liebe der Frauen zu gewinnen; Frauenheld.
II Casanova,
Giacomo Girolamo, Chevalier de Seingalt (wie er sich selbst adelte), italien. Schriftsteller und Abenteurer, * Venedig 2. 4. 1725, ✝ Dux (Duchcov, Nordböhm. Gebiet) 4. 6. 1798; führte nach seinem Theologie- und Jurastudium in Padua ein unstetes Wanderleben, bereiste (als Diplomat) ganz Europa und stand in Verbindung mit vielen bed. Persönlichkeiten Europas (Voltaire, Friedrich d. Gr.); 1755 in Venedig wegen Atheismus eingekerkert; 1756 gelang ihm die Flucht aus den Bleikammern. War ab 1785 Bibliothekar des Grafen Waldstein auf Schloss Dux in Böhmen, wo er ab 1790 seine berühmten Memoiren in frz. Sprache schrieb (erste Ausgabe des Originaltextes: »Histoire de ma vie«, 6 Bde., 1960-62; dt. »Geschichte meines Lebens«); die Memoiren gehören zu den kulturgeschichtlich bedeutendsten Quellenwerken des 18. Jh., da C. ein ausgezeichneter Beobachter und Menschenkenner war und ein großes Erzähltalent besaß. Er hinterließ neben einem utop. Roman (»Eduard und Elisabeth oder Die Reise in das Innere des Erdballs«, 1788), mit dem er Vorläufer von J. Verne und H. G. Wells wurde, auch histor., mathemat. und satir. Schriften. - Als legendärer Liebhaber Gestalt zahlreicher literar. Werke (u. a. bei H. von Hofmannsthal, A. Schnitzler, C. Sternheim).
Literatur:
O. Krätz C. Liebhaber der Wissenschaften, Beiträge v. u. H. Merlin. München 1995.
Lehnen, C.: Das Lob des Verführers. Über die Mythisierung der C.-Figur in der deutschsprachigen Literatur zwischen 1899 u. 1933. Paderborn 1995.
Rives Childs, J.: G. C. de Seingalt. Reinbek 24.-25. Tsd. 1996.
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