Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
bürgerliche Gesellschaft
bürgerliche Gesellschaft, eine vom Bürgertum angestrebte und in den bürgerl. Revolutionen in England (1688/89), Nordamerika (1776) und Frankreich (1789) teilweise durchgesetzte Gesellschaftsvorstellung mit den Leitprinzipien Eigentumsordnung, persönl. (Denk- und Glaubens-)Freiheit, Vertragsfreiheit, Rechtsordnung. Ideengeschichtl. entscheidende Impulse erhielt die b. G. von T. Hobbes, G. W. Leibniz, J. Locke, J.-J. Rousseau, A. Smith und G. W. F. Hegel. Hobbes untersuchte den Zusammenhang von individueller Freiheit und Autonomie und einer alle verpflichtenden Staatsordnung. Leibniz betonte, Freiheit sei durch den Gebrauch der Vernunft zu ergänzen, damit Freiheit nicht in Willkür umschlage. Hobbes und Locke sahen das Eigentum als Fundament von Freiheit und führten den Gedanken der Vertragsfreiheit ein, der von Rousseau zur Idee des Gesellschaftsvertrags weiterentwickelt wurde. Smith verwies auf die Bedeutung von Wettbewerb und Markt für die b. G. und Hegel auf eine die Freiheit sichernde Rechtsordnung.
Literatur:
Haltern, U.: B. G. Sozialtheoret. u. sozialhistor. Aspekte. Darmstadt 1985.
Kofler, L.: Zur Gesch. der b. G., 2 Bde. Neuausg. Berlin 1992.
Offe, C.: Der Tunnel am Ende des Lichts. Erkundungen der polit. Transformation im Neuen Osten. Frankfurt am Main u. a. 1994.
Habermas, J.: Strukturwandel der Öffentlichkeit. Neuausg. Frankfurt am Main 41995.
Polanyi, K.: The great transformation. Polit. u. ökonom. Ursprünge von Gesellschaften u. Wirtschaftssystemen. A. d. Engl. Frankfurt am Main 31995.
Schrader, F. E.: Die Formierung der b. G. 1550-1850. Frankfurt am Main 1996.
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: bürgerliche Gesellschaft