Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
byzantinische Kunst
byzantinische Kunst, die Kunst des Byzantin. Reichs, entwickelte sich nach der Erhebung von Byzanz (Konstantinopel) zur Hauptstadt aus der in der frühchristl. Kunst fortwirkenden Spätantike sowie aus kleinasiat., syr. und kopt. Quellen zu ihrer ersten Blütezeit unter Kaiser Justinian I. (527-565). Die b. K. beeinflusste die Kunst der Nachbarvölker und des Abendlandes. Ihre Entwicklung wurde zweimal unterbrochen: durch den Bilderstreit (1. Phase: 726-780, 2. Phase 815-843) und durch die Eroberung Konstantinopels durch die Kreuzfahrer (1204). 1453 fand sie ihr Ende.Frühbyzantinische Zeit: Im Sakralbau entstanden versch. Typen von Kuppelbauten: Kuppelbasilika (Hagia Sophia in Konstantinopel), Kreuzkuppelkirche (in Daphni; Hagia Sophia in Saloniki); von den Mosaiken der Zeit sind nur wenige erhalten (u. a. in Ravenna und Rom).Mittelbyzantinische Zeit: Als weiterer Kirchentyp entstand ein Kuppelbau, bei dem von einem Quadrat mit acht Stützen mittels Trompen zum Rund übergeleitet wird (Klosterkirche Hosios Lukas und Daphni, Mittelgriechenland). Malerei und Mosaikkunst: im 9. Jh. bewegter linearer Stil (Mosaiken in der Hagia Sophia von Konstantinopel [Apsis] und Saloniki [Kuppel]), im 9./10. Jh. antikisierende Buchmalerei (Homilien des Gregor von Nazianz [= Pariser Kodex 510], Pariser Psalter, Josuarolle) sowie Fresken von Castelseprio (N-Italien). Im 11. Jh. ekstatisch-linear-graf. Richtung: Mosaiken in Ohrid [Hagia Sophia], Makedonien, in Hosios Lukas sowie Nea Moni auf Chios; Fresken: Krypta von Hosios Lukas; Buchmalerei aus Klöstern in Konstantinopel (Menologion für Basileios II.; Vatikan. Sammlungen; Pariser Kodex 64). Blüte der Goldschmiede-, Emailkunst, der Elfenbeinschnitzerei und der Seidenweberei. Unter den Komnenen Fortführung der klass. expressiven Malerei (Mosaiken von Daphni, um 1100), psychologisch-empfindsamer Stil seit Mitte des 12. Jh., der aber die Monumentalität b. K. wahrt (Ikone der Muttergottes von Wladimir, Russland; Fresken der Klosterkirche von Nerezi in Makedonien). Die b. K. wurde in Sizilien nach 1204 aufgenommen (Eroberung Konstantinopels durch die Kreuzfahrer), der komnenische Stil in Nizäa, in Epirus, im serb. Reich (Fresken von Sopočani) weitergeführt.Spätbyzantinische Zeit: Der palaiolog. Stil (nach den Palaiologen, der letzten Herrscherfamilie), vorbereitet in der serb. Kunst, gewinnt Räumlichkeit, Bildtiefe und Körperlichkeit (Mosaiken der Chorakirche in Konstantinopel und der Apostelkirche in Saloniki; Malereien in Mistra und Saloniki). Die Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen 1453 hat diesen Stil auf Klöster abgedrängt, bes. auf dem Athos lebte der spätpalaiolog. Stil fort.
Literatur:
Beck, H.-G.: Byzantin. Erotikon. München 1986.
Hutter, I.: Frühchristl. u. byzantin. Kunst. Malerei, Plastik, Architektur. Sonderausg. Stuttgart u. a. 1991.
Studien zur byzantin. Kunstgeschichte. Festschrift für Horst Hallensleben zum 65. Geburtstag, hg. v. B. Borkopp u. a. Amsterdam 1995.
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