Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
bosnische Literatur.
bọsnische Literatur. Auf dem Territorium Bosniens und der Herzegowina hat es seit dem MA. slaw. Schrifttum gegeben, das sowohl im Verhältnis zur kroatisch-glagolit. als auch zur serbisch-kyrill. Tradition Besonderheiten aufwies. In der osman. Zeit (seit 1463) entwickelte sich dann jener kulturelle Pluralismus, der die b. L. geprägt hat und als ihr besonderes Kennzeichen gelten kann. Zu einer reichhaltigen Literatur in oriental. Sprachen (Türkisch, Arabisch, Persisch) traten die literat. Bestrebungen der bosn. Franziskaner und der Serben (v. a. in den orth. Klöstern) in kroat. und serb. Sprache. Nach der Ankunft der aus Spanien vertriebenen Sephardim entfaltete sich hebr. Schrifttum. Weit verbreitet war das Aljamiado-Schrifttum (serbokroat. Texte in arab. Schrift).
Im Umkreis der Moderne traten Lyriker wie der Kroate S. S. Kranjčević, die Serben J. Dučić und A. Šantić sowie die Muslime S.-B. Bašagić-Redžepašić und M. Ćazim Ćatić auf. Beiträge zur realist. Erzählliteratur lieferten serb. (P. Kočić, S. Ćorović) und muslim. (E. Mulabdić) Schriftsteller. Die Bewegung der »Mlada Bosna« (Jung-Bosnien), an der u. a. I. Andrić teilnahm, war »jugoslawisch« gestimmt. In der Zwischenkriegszeit brachte die b. L. in allen Einzelsträngen beachtl. Erzähler hervor (I. Samokovlija, A. Muradbegović, H. Humo, B. Ćopić u. a.). Nach 1945 gestalteten S. Selimović in seinem philosophisch ausgerichteten Erzählwerk, Ć. Sijarić in Gesellschaftsromanen und D. Sušić in satir. Werken die Besonderheiten der bosn. Welt. Die Lyrik vertraten M. Dizdar und I. Sarajlić sowie in der jüngeren Generation S. Tontić und I. Horozović. Seit Ausbruch des bosn. Krieges 1992 zeichnet sich eine stärkere Akzentuierung der muslim. Traditionen ab.
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