Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Bücherverbrennung
Bücherverbrennung,Verbrennung missliebiger Bücher aus religiösen oder polit. Gründen, teils von der Obrigkeit angeordnet, teils aus Protest gegen sie, um auf Unterdrückungsmaßnahmen aufmerksam zu machen. B. gab es im alten China (213 v. Chr.) wie auch in der Antike. Im MA. und im Zeitalter der Glaubensspaltung veranlassten die Inquisitionsbehörden B., bei denen z. T. auch Autoren mit ihren Büchern verbrannt wurden. Am 10. 12. 1530 verbrannte M. Luther in Wittenberg die päpstl. Bannandrohungsbulle und ein Exemplar des Corpus Iuris Canonici. Alle ihnen missliebigen Bücher ließen, soweit sie erreichbar waren, die Täufer in Münster verbrennen; Ähnliches geschah mit J. Miltons Büchern 1660 nach Wiederherstellung der Monarchie in England. Auf dem Wartburgfest am 18. 10. 1817 verfuhren die Burschenschafter mit 28 nach ihrer Ansicht reaktionären Schriften in ähnl. Weise. Die folgenschwerste B. inszenierten die Nationalsozialisten mithilfe der »Dt. Studentenschaft« am 10. 5. 1933 auf dem Berliner Opernplatz und in anderen dt. Universitätsstädten. Die Verbrennung von Werken jüd. Schriftsteller sowie von als marxistisch oder pazifistisch angesehenen Autoren bildete den Auftakt zur Vertreibung und Verfolgung unzähliger Repräsentanten der deutschen bzw. deutschsprachigen Kultur.
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