Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Böse
Bösedas, der ontologisch und metaphysisch dem Guten entgegengesetzte Seinsbereich; im eth. Sinn das sittlich verwerfl. Verhalten und das ihm zugrunde liegende Wollen, sofern dessen Verwerflichkeit bewusst wird.In der Philosophie sahen J. Böhme, F. W. Schelling und F. X. von Baader den Ursprung des B. in Gott als dem einzigen Urgrund der Welt. Dagegen stehen Auffassungen, die das B. lediglich als Mangel an Gutem, also als nicht seiend, charakterisieren (Platonismus, Augustinus, Thomas von Aquin, G. W. Leibniz). Die Möglichkeit einer freien Willensentscheidung wird betont (Pelagius, Leibniz) oder aber aufgrund der Erbsünden- und Prädestinationslehre verneint (Augustinus, Luther). Nach Kant beruht das Böse auf einem Missbrauch der menschl. Freiheit: Der Mensch handle nicht um des Sittengesetzes willen, sondern aus Selbstliebe. Für Hegel ist das B. notwendiges Durchgangsstadium des Weltprozesses. Nietzsche erblickt im B. wie im Guten lediglich Mittel zur Beherrschung des Menschen.
In der Religionsgeschichte finden sich von Anfang an dualist. Religionssysteme (Parsismus, Gnosis), in denen das gute und das böse Prinzip sich bekämpfen, das B. allerdings in jedem Fall dem Guten unterlegen ist oder sein wird. Im frühen A. T. ist Jahwe selbst Träger des B., wenn er z. B. David zur bösen Tat drängt (2. Sam. 24, 1). Erst allmählich kristallisiert sich eine böse, widergöttl. Macht heraus, die Jahwe gegenübertritt. Das menschl. B. ist begründet in Adams Fall.
Für die neuere Verhaltensforschung geht das B. auf den Aggressionstrieb zurück, was die Psychologie z. T. bestreitet.
▣ Literatur:
Peck, M. S.: Die Lügner. Eine Psychologie des Bösen u. die Hoffnung auf Heilung. A. d. Amerikan. München 1990.
⃟ Elf Reden über das B. Ringvorlesung der Philosophischen Fakultät der RWTH Aachen im Wintersemester 1990/91, hg. v. H. Siepmann u. K. Spinner. Bonn 1992.
⃟ Die andere Kraft. Zur Renaissance des Bösen, hg. v. A. Schuller u. W. von Rahden. Berlin 1993.
⃟ Das B. Eine histor. Phänomenologie des Unerklärlichen, hg. v. C. Colpe u. W. Schmidt-Biggemann. Frankfurt am Main 21993.
⃟ Das B. Jenseits von Absichten u. Tätern oder: ist der Teufel ins System ausgewandert? Redaktion: F. Rötzer. Göttingen 1995.
Bösedas, der ontologisch und metaphysisch dem Guten entgegengesetzte Seinsbereich; im eth. Sinn das sittlich verwerfl. Verhalten und das ihm zugrunde liegende Wollen, sofern dessen Verwerflichkeit bewusst wird.In der Philosophie sahen J. Böhme, F. W. Schelling und F. X. von Baader den Ursprung des B. in Gott als dem einzigen Urgrund der Welt. Dagegen stehen Auffassungen, die das B. lediglich als Mangel an Gutem, also als nicht seiend, charakterisieren (Platonismus, Augustinus, Thomas von Aquin, G. W. Leibniz). Die Möglichkeit einer freien Willensentscheidung wird betont (Pelagius, Leibniz) oder aber aufgrund der Erbsünden- und Prädestinationslehre verneint (Augustinus, Luther). Nach Kant beruht das Böse auf einem Missbrauch der menschl. Freiheit: Der Mensch handle nicht um des Sittengesetzes willen, sondern aus Selbstliebe. Für Hegel ist das B. notwendiges Durchgangsstadium des Weltprozesses. Nietzsche erblickt im B. wie im Guten lediglich Mittel zur Beherrschung des Menschen.
In der Religionsgeschichte finden sich von Anfang an dualist. Religionssysteme (Parsismus, Gnosis), in denen das gute und das böse Prinzip sich bekämpfen, das B. allerdings in jedem Fall dem Guten unterlegen ist oder sein wird. Im frühen A. T. ist Jahwe selbst Träger des B., wenn er z. B. David zur bösen Tat drängt (2. Sam. 24, 1). Erst allmählich kristallisiert sich eine böse, widergöttl. Macht heraus, die Jahwe gegenübertritt. Das menschl. B. ist begründet in Adams Fall.
Für die neuere Verhaltensforschung geht das B. auf den Aggressionstrieb zurück, was die Psychologie z. T. bestreitet.
▣ Literatur:
Peck, M. S.: Die Lügner. Eine Psychologie des Bösen u. die Hoffnung auf Heilung. A. d. Amerikan. München 1990.
⃟ Elf Reden über das B. Ringvorlesung der Philosophischen Fakultät der RWTH Aachen im Wintersemester 1990/91, hg. v. H. Siepmann u. K. Spinner. Bonn 1992.
⃟ Die andere Kraft. Zur Renaissance des Bösen, hg. v. A. Schuller u. W. von Rahden. Berlin 1993.
⃟ Das B. Eine histor. Phänomenologie des Unerklärlichen, hg. v. C. Colpe u. W. Schmidt-Biggemann. Frankfurt am Main 21993.
⃟ Das B. Jenseits von Absichten u. Tätern oder: ist der Teufel ins System ausgewandert? Redaktion: F. Rötzer. Göttingen 1995.