Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Burundi
Burụndi Fläche: 27 834 km2
Einwohner: (1995) 6,39 Mio.
Hauptstadt: Bujumbura
Verwaltungsgliederung: 15 Provinzen
Amtssprachen: Rundi und Französisch
Nationalfeiertag: 1. 7.
Währung: 1 Burundi-Franc (F. Bu.) = 100 Centimes
Zeitzone: MEZ + 1 Std.
(amtl. Rundi Republika y'Uburundi, frz. République du B.), Binnenstaat in O-Afrika, grenzt im O und SO an Tansania, im W an die Demokrat. Rep. Kongo und im N an Ruanda.
Staat und Recht: Nach der Verf. vom 9. 3. 1992 (durch Referendum gebilligt) ist B. eine präsidiale Rep.; Staatsoberhaupt und oberster Inhaber der Exekutive ist der Präs. (auf fünf Jahre gewählt). Er ernennt das Kabinett unter Vorsitz des MinPräs. Gesetzgebendes Organ ist die Nationalversammlung (81 Abg., auf fünf Jahre gewählt). Die polit. Willensbildung erfolgt auf der Grundlage eines Mehrparteiensystems. Obwohl laut Verf. Parteien nicht auf ethn. Basis gebildet werden dürfen, spiegeln die bestehenden Parteien den ethn. Gegensatz zw. Hutu und Tutsi wieder. Der Front pour la démocratie du Burundi (FRODEBU) wird von den Hutu, die Unité pour le progrès national (UPRONA) von den Tutsi beherrscht.
Landesnatur: B. liegt im ostafrikan. Zwischenseengebiet, am NO-Ende des Tanganjikasees. Im W gehen die ausgedehnten, stark zerschnittenen Hochflächen (um 1 500 m ü. M.) in einen bis zu 2 670 m aufragenden Gebirgszug über, der verhältnismäßig steil zum Zentralafrikan. Graben mit dem Tanganjikasee abfällt. Das trop. Klima wird durch die Höhenlage gemildert, Regenzeiten im März-Mai und Sept.-Dez. In den feuchteren Gebieten tritt stellenweise Nebelwald auf, sonst ist Feuchtsavanne (Weideland) weit verbreitet.
Bevölkerung: B. ist einer der kleinsten, aber am dichtesten besiedelten Staaten Afrikas. 83 % der Bev. sind Ackerbau treibende Bantustämme (Hutu), 16 % gehören zum Hirtenvolk der Tutsi; Pygmäen nur noch 1 %. - Allg. Schulpflicht besteht vom 6.-12. Lebensjahr; die Analphabetenquote beträgt 50 % (über 15 Jahre); Univ. in Bujumbura (gegr. 1960). - 74 % der Ew. sind Katholiken, 8 % Protestanten, ferner Muslime (1 %) und Anhänger von Naturreligionen (15 %).
Wirtschaft, Verkehr: Die Landwirtschaft ist die Wirtschaftsgrundlage; sie beschäftigt rd. 83 % der Erwerbstätigen und erbringt über 90 % des Ausfuhrwertes (Kaffee, Tee, Baumwolle). 90 % der landwirtsch. Erzeugnisse (Mais, Bananen, Maniok, Bohnen, Süßkartoffeln, Reis) dienen der Eigenversorgung; daneben Viehzucht und Fischfang. Bodenschätze (reiche Vorkommen an Nickel- und Vanadiumerzen) werden kaum abgebaut. Die Ind. ist wenig entwickelt (Nahrungsmittel-, Bekleidungsind.). - Das Verkehrsnetz ist unzureichend, Straßennetz: 5 162 km, davon 310 km befestigt; Eisenbahnen fehlen. Schiffsverkehr auf dem Tanganjikasee; internat. Flughafen in Bujumbura.
Geschichte: B. wurde wahrscheinlich im 17. Jh. von den Tutsi gegründet. Ab 1890 war es Teil von Dt.-Ostafrika, bildete als Urundi zus. mit Ruanda ab 1919 das belg. Treuhandgebiet Ruanda-Urundi. Am 1. 7. 1962 wurde B. als Königreich unabhängig, nach einem Putsch 1966 Republik mit Michel Micombéro als Staats- und Reg.chef. Allein herrschende Staatspartei wurde die von den Tutsi bestimmte UPRONA. Ein Aufstand der Hutu wurde 1972 blutig niedergeschlagen. Nach dem Sturz Micombéros wurde 1976 Jean-Baptiste Bagaza Staatspräs., der durch einen Staatsstreich die Macht 1987 an das Militärkomitee der Nat. Rettung (CMSN) unter Major Pierre Buyoya abgeben musste: Die Nationalversammlung wurde aufgelöst und die Führung der UPRONA abgesetzt. 1988 kam es zu heftigen Kämpfen zw. der politisch rechtlosen Bev.mehrheit der Hutu und den politisch herrschenden Tutsi, die Tausende Opfer forderten. Im Dez. 1990 übernahm ein neues ZK der UPRONA unter Vorsitz von Präs. Buyoya die Machtbefugnisse des CMSN. 1991 stimmte die Bev. der von Buyoya vorgelegten Charta der Nat. Einheit zu, die Schritte zur Demokratisierung und zur Errichtung eines Mehrparteiensystems festlegte. Am 1. 6. 1993 wurde Melchior Ndadaye, ein Hutu, Mitgl. des FRODEBU, auf der Grundlage der Verf. von 1992 zum Präs. gewählt (Amtsantritt: 10. 7.). Seine Ermordung (21. 10. 1993) im Verlauf eines gescheiterten Militärputsches löste einen Bürgerkrieg zw. den Hutu und Tutsi aus, der Hunderttausende (v. a. Hutu) zur Flucht in die Nachbarländer Ruanda, Tansania und Zaire (heute Demokrat. Rep. Kongo) veranlasste und mehr als 150 000 Menschen aus beiden Volksgruppen das Leben kostete. Am 13. 1. 1994 wählte das Parlament den Hutu Cyprien Ntaryamira zum Staatspräs; als dieser Anfang April 1994 zus. mit dem Präs. von Ruanda J. Habyarimana bei einem Flugzeugabsturz getötet wurde, kam es in B. zu weiteren Ausbrüchen von Gewalt zw. Hutu und Tutsi. Nachdem sich die Staatskrise bis Juni 1996 zugespitzt hatte, übernahm am 25. 7. 1996 die Armee unter dem früheren Machthaber Buyoya, einem Tutsi, die Macht. Im Juli 1998 wurde eine Übergangs-Verf. unterzeichnet und eine Übergangs-Reg. mit Buyoya an der Spitze gebildet.
Literatur:
Hasselblatt, G.: Die Idylle der Despoten. Forschungsreise in ein Land ohne Trauer - B.: Katyn im Herzen Afrikas. Stuttgart 1991.
Robbert, J.: Familienrecht in B. Von der traditionellen Familienordnung zum Familiengesetzbuch. Münster u. a. 1993.
Laely, Th.: Autorität u. Staat in B. Berlin 1995.
Zingg, P.: Mutumba. Innenansichten von B. Fribourg 1996.
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