Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Burkina Faso
Burkina Faso Fläche: 274 200 km2
Einwohner: (1995) 10,32 Mio.
Hauptstadt: Ouagadougou
Verwaltungsgliederung: 30 Provinzen
Amtssprache: Französisch
Nationalfeiertage: 5. 8. und 11. 12.
Währung: CFA-Franc
Zeitzone: MEZ — 1 Std.
(amtlich frz. République de Bourkina Faso, bis 1984 Obervọlta), Binnenstaat in Westafrika, grenzt im W und N an Mali, im NO an Niger, im SO an Benin, im S an Togo, Ghana und die Rep. Elfenbeinküste.
Staat und Recht: Nach der Verf. vom 2. 6. 1991 ist B. F. eine präsidiale Rep. mit Mehrparteiensystem. Staatsoberhaupt und oberster Inhaber der Exekutive ist der auf sieben Jahre direkt gewählte Präsident. Er ernennt das Kabinett unter Vorsitz des MinPräs. Die Legislative liegt bei der Versammlung der Volksdeputierten (107 Abg., für fünf Jahre gewählt). Seit 1993 besteht eine zweite Kammer, das Repräsentantenhaus (120 vom Präs. ernannte Mitgl.) mit nur beratender Funktion.
Landesnatur: B. F. liegt inmitten der Landschaft Sudan, der N ragt in die Sahelzone. Weite Teile nimmt ein 250-350 m hoch gelegenes Plateau ein, überragt von Inselbergen. Größere Höhenunterschiede finden sich nur im SW, wo das Sikasso-Sandsteinplateau mit mächtiger Steilstufe nach S abbricht. Der einzige ganzjährig Wasser führende Fluss ist der Schwarze Volta. - Der S und zentrale Teil haben wechselfeuchtes Tropenklima, der N hat Trockenklima. Die Feuchtsavanne im S geht bei abnehmenden Niederschlägen nach N in Trocken- und Dornstrauchsavanne über.
Bevölkerung: Von den etwa 160 Stammesgruppen sind die sudaniden Mosi mit knapp 50 % am bedeutendsten, weitere größere Gruppen sind Fulbe, Tuareg, Mande, Bobo. Weite nördl. Gebiete sind fast unbesiedelt. - Das Schulsystem ist nach frz. Vorbild aufgebaut, dennoch ist der Anteil an Analphabeten mit (1991) etwa 82 % der Bev. sehr hoch; Univ. (gegr. 1974) in Ouagadougou. - Etwa 45 % der Bev. sind Anhänger von traditionellen Naturreligionen, 43 % Muslime, 12 % Christen.
Wirtschaft, Verkehr: B. F. ist ein Agrarland; die Mehrheit der Bev. ist in landwirtsch. Familienbetrieben tätig; für den Eigenbedarf werden Hirse, Mais, Reis, Süßkartoffeln und Hülsenfrüchte angebaut, für den Export bes. Baumwolle, Sesam, Erdnüsse und Tabak. Rinderhaltung hat traditionell Bedeutung. Die geringen Bodenschätze (Mangan, Gold, Zink, Titan, Vanadium, Phosphat) werden bisher wenig genutzt; die Ind. ist ungenügend entwickelt und verarbeitet v. a. landwirtsch. Produkte. - Exportiert werden v. a. Baumwolle (etwa 50 % vom Exporterlös), Sesam, Erdnüsse, Tabak, Lebendvieh und tier. Erzeugnisse. Haupthandelspartner sind Frankreich u. a. EU-Staaten sowie die Rep. Elfenbeinküste. Wichtigster Ind.standort und Haupthandelsplatz ist Bobo-Dioulasso. - Das Straßen- und Wegenetz umfasst 13 130 km, davon 1 500 km asphaltiert; an der Eisenbahnstrecke nach Abidjan hat B. F. einen Anteil von 622 km. Internat. Flughäfen Ouagadougou, Bobo-Dioulasso.
Geschichte: 1896 eroberte Frankreich das Königreich der Mosi, deren Gebiet 1947 als »Obervolta« Frz.-Westafrika eingegliedert wurde. 1958 erhielt Obervolta Autonomie, 1960 die Unabhängigkeit. Nach dem Militärputsch gegen Staatspräs. Maurice Yaméogo (1960-66) versuchte sein Nachfolger General Sangoulé Lamizana (1966-80) die Wirtschafts- und Versorgungslage zu verbessern und bemühte sich um polit. Neuordnung des Landes. 1980, 1982 und 1983 wechselte die Staatsführung jeweils durch einen Militärputsch. Der Landesname wurde 1984 durch Präs. Thomas Sankara in B. F. geändert. Präs. ist seit einem Militärputsch 1987 Blaise Compaoré, der bei den ersten demokrat. Wahlen im Dezember 1991 im Amt bestätigt wurde (Wiederwahl 1998) und einen Demokratisierungsprozess sowie die Anpassung an marktwirtsch. Strukturen einleitete.
Literatur:
Hammer, T.: Angepaßte Strategien zur Entwicklung des ländl. Raums. Das Beispiel B. F. aus der Sicht einer theorie- u. praxisorientierten Entwicklungsgeographie. Bern u. a. 1992.
Waibel, G.: Frauen in B. F. Lebensverhältnisse, Handlungsperspektiven u. Organisationsformen. Saarbrücken u. a. 1992.
Englebert, P.: B. F. Unsteady statehood in West Africa. Boulder, Colo., 1996.
Diallo, Y.: Les Fulbe du Boobola. Genèse et évolution de l'état de Barani (B. F. Köln 1997.
McFarland, D. M. u. Rupley, L A.: Historical dictionary of B. F. Lanham, Md., u. a. 21998.
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