Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Burgund
Burgụnd(frz. Bourgogne),
1) Region im O Frankreichs, umfasst die Dép. Côte-d'Or, Nièvre, Saône-et-Loire und Yonne mit insgesamt 31 582 km2 und 1,62 Mio. Ew., Hptst. ist Dijon. Kerngebiet ist die Saône-Senke, im W überragt von der Côte-d'Or und den Bergen des Charollais. Von hier reicht B. in den Jura im O, in das Zentralplateau bis zum Morvan im W und nordwärts in die Kalklandschaften des Pariser Beckens (Tonnerre, Chablis, Auxerre). B. ist ein bekanntes Weinbaugebiet mit den Mittelpunkten Dijon, Beaune, Mâcon.
Geschichte: Die ostgerman. Burgunder gründeten nach 443 ein Reich im Rhônegebiet (Königssitz seit 461 Lyon), das 534 von den Franken unterworfen wurde. Aus dem fränk. Teilreich Burgundia (neben Austrasien und Neustrien) gingen nach der Teilung von Verdun 843 das Königreich und das Herzogtum B. hervor.
2) Königreich B., umfasste den östl. Teil des fränk. Teilreichs Burgundia; hier entstanden zunächst ein Königreich Provence (»Nieder-B.«, 855) und ein Königreich im Juragebiet (»Hoch-B.«, 888). 934 wurden beide Reiche vereinigt. Hauptstadt wurde Arles (daher wurde das Königreich B. ab etwa 1200 auch Arelat genannt). Dieses Königreich wurde 1032 Teil des Hl. Röm. Reiches. Der Hauptteil (Provence, Dauphiné) kam im späteren MA. an Frankreich, 1678 auch der nördl. Teil, die Freigrafschaft B. (Franche-Comté) und die Reichsstadt Besançon.
3) Herzogtum B., der 843 an Karl den Kahlen gefallene Teil des fränk. Teilreichs Burgundia; es wurde von Nebenlinien des frz. Königshauses regiert. 1363 wurde B. Philipp dem Kühnen verliehen. Er und seine Nachfolger, Johann ohne Furcht und Philipp der Gute, erwarben 1384 Flandern, Artois und die Franche-Comté, 1390 das Charolais, 1419 Boulogne, 1429 Namur, 1430 Brabant und Limburg, 1433 Hennegau, Holland, Seeland, 1435 Mâcon, Auxerre, einen Teil der Picardie, 1443 Luxemburg; so entstand ein mächtiges dt.-frz. Zwischenreich, dessen südl. Teil die Bourgogne (Hptst.: Dijon) und dessen nördl. Teil die Niederlande waren. Am Hofe der Herzöge von B. erlebte die frz. Ritterkultur eine Spätblüte. Karl der Kühne unterlag 1476/77 in den Burgunderkriegen gegen die Schweizer bei Grandson, Murten und Nancy. Durch die Heirat seiner Erbtochter Maria mit Maximilian I. von Österreich 1477 kamen die burgund. Besitzungen ohne das Herzogtum B. selbst, Boulogne und die Picardie, die an Frankreich zurückfielen, an die Habsburger (Niederlande, Geschichte).
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: Burgund