Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Burg
I Burg,ein wehrhafter Bau, i. e. S. verteidigungsfähiger Wohnsitz (Wohn-B.) des Adels seit etwa 900 bis zum Ende des MA. Eine Höhen-B. ist auf einer beherrschenden Höhe gelegen, eine Wasser-B. von natürl. Gewässern oder Wassergräben umgeben, eine Höhlen-B. in Fels gebaut. Die Flucht-B. wurde nur bei Gefahr aufgesucht. Die Zwing-B. diente zur Beherrschung eines unterworfenen Gebietes, die Trutz-B. zur Überwachung oder Belagerung einer gegner. Burg.
Für den Burgenbau im Abendland brachten die Kreuzzüge Einflüsse aus Byzanz und dem Orient. Aufbau: Die gesamte Anlage wird von einer Ringmauer umschlossen, über die der Wehrgang läuft. Die entlang ihrer Innenseite errichteten Gebäude umgeben den B.-Hof. Wenn die Ringmauer durch eine zweite, äußere Mauer gesichert ist, entsteht zw. beiden ein Umgang, der Zwinger, der sich zu einer Vor-B. erweitern kann. Torgraben, Zugbrücke, Torbau mit Fallgitter oder Turmpaar an den Flanken, oft auch ein Vorwerk (Barbakane), schützen das Tor. Den Kern der dt. B. bildet ein starker Turm, der Bergfried, der im Notfall die letzte Zuflucht war: Über dem gewölbten, fenster- und türlosen Untergeschoss, das als B.-Verlies (Gefängnis) diente, befindet sich im 1. Obergeschoss eine kleine Öffnung (durch eine Leiter erreichbar). An Wohnbauten besaß eine kleinere dt. B. meist nur den Palas mit dem großen Saal im Obergeschoss und kleineren, z. T. heizbaren Wohngemächern (Kemenaten und Gaden). Fast jede B. hatte eine B.-Kapelle. In den roman. Ländern und in England wurden alle für Wirtschaft und Wohnen nötigen Räume in einem turmartig hohen Bau vereinigt, der sich frei inmitten eines durch Ringmauer und Graben umwehrten Hofes erhebt. Dieser Wohnturm heißt in Frankreich Donjon, in England Keep oder Keeptower. - Die Ordens-B. der geistl. Ritterorden war als Wohnsitz der Rittermönche eine Verbindung von B. und Kloster. Daneben gab es Kirchen-B. bzw. Wehrburgen. Christl. Kreuzfahrer errichteten im östl. Mittelmeerraum und in Kleinasien Kreuzfahrerburgen. Seit dem Ende des 14. Jh. führte die Vervollkommnung der Feuerwaffen zu Neuerungen im Burgenbau, bis die B. ihren Wert als sichere Zuflucht verlor, als Wohnsitz aufgegeben wurde und verfiel oder sich nach einer schon im MA. begonnenen Entwicklung zum Schloss wandelte.
In Japan entstanden zw. 1576 und 1610 befestigte B. unter europ. Einfluss. Erhalten ist die B. von Himeji, wegen ihrer weiß verputzten Wände auch »Weißes Reiherschloss« genannt. B.-Städte entstanden um 1600, die in ihrer räuml. Ordnung der sozialen Pyramide entsprachen. Der Aufbau der B.-Städte ist noch heute in Sasayama und Hagi erkennbar.
Literatur:
Hotz, W.: Kleine Kunstgeschichte der dt. B. Darmstadt 51991.
Hotz, W.: Pfalzen u. B.en der Stauferzeit. Darmstadt 31992.
Antonow, A.: Planung u. Bau von B.en im südwestdt. Raum. Frankfurt am Main 21993.
Brachmann, H.: Der frühmittelalterl. Befestigungsbau in Mitteleuropa. Berlin 1993.
Krahe, F.-W.: B.en des dt. Mittelalters. Würzburg 1994.
II Bụrg,
Krst. des Landkreises Jerichower Land, Sa.-Anh., am Elbe-Havel-Kanal (Hafen), 24 000 Ew.; Knäckebrot-, Schuhfabrik, Aluminiumpress-, Beschichtungswerk, Kran-, Förderanlagenbau.- Unterkirche (Nikolaikirche; 12. Jh.), Oberkirche (Liebfrauenkirche; 14. Jh.).- B., urkundl. 949 erwähnt, gehörte bis 1635 zum Erzstift Magdeburg, bis 1688 dann zu Kursachsen. Aus dem 13. Jh. ist das Burger Landrecht überliefert.
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