Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Buchmalerei
Buchmalerei,Malerei oder Zeichnung in Handschriften und Büchern, auch Miniaturmalerei, ben. nach der im frühen MA. für Überschriften, Randleisten, Initialen verwendeten roten Mennigfarbe (lat. minium). Die B. umfasst die figürl. und ornamentale Ausstattung der Buchseiten durch Federzeichnung, aquarellierende Tönung, Grisaille und Deckfarbenmalerei (auch zus. mit Blattgold verwendet), ausgeführt von den Buchmalern (Miniatoren).
Die frühesten, einen Text begleitenden Bilder enthalten die auf Papyrusrollen geschriebenen ägypt. Totenbücher aus der Zeit des Neuen Reiches (1552-1070 v. Chr. ). Voraussetzung für die Entwicklung der B. war im 4. Jh. n. Chr. der Übergang von der Rolle zum Kodex, dem eigentl. Buch. Die karoling. B. (Handschriften der Aachener Hofschule Karls d. Gr., u. a. Adahandschrift, sowie der Reimser Schule, u. a. Utrechtpsalter, Codex aureus [München]) knüpfte v. a. an die illusionist. Raum- und Körperdarstellung spätantiker Tradition an. Insulare und merowing. Schulen schufen im 7. und 8. Jh. einen eigenen Stil (kelt. und syrisch-kopt. Vorbilder), der durch komplizierte Ornamentik gekennzeichnet ist (Evangeliare von Durrow, von Kells, beide in Dublin, und von Lindisfarne, in London). Seit Anfang des 11. Jh. (Romanik) stellten die von der karoling. Tradition wie auch von der byzantin. Kunst beeinflussten otton. Schulen (bes. die auf der Reichenau) auf Goldgrund in monumentalisierender Gebärdensprache nicht reale, sondern geistige Zusammenhänge dar (Bamberger Apokalypse, Evangeliar Ottos III., Perikopenbuch Heinrichs II., Evangeliar Heinrichs III.), während die Miniaturen des Mönchs Liuthar (Codex Egberti, Trierer Registrum Gregorii) und die Echternacher Prunkhandschriften auf konkrete räuml. Bezüge nicht völlig verzichteten. Die stilist. Entwicklung wurde in der Zeit zw. 1200 und 1400 (Gotik) vom Pariser Hof getragen. Jean Pucelle übernahm Elemente italien. Tafelmalerei. Die niederländisch-burgund. Schule begründeten die um 1410-16 im Auftrag des Herzogs J. von Berry arbeitenden Buchmaler (J. de Hesdin, die Brüder Limburg). In Zürich entstand die Manessische Handschrift . Seit Mitte des 15. Jh. trat in Frankreich J. Fouquet hervor (Einflüsse der italien. Renaissance). Am Ende der fläm. B. steht das Breviarium Grimani (um 1520). In Dtl. endete die große Zeit der B. mit dem Gebetbuch Kaiser Maximilians mit Randzeichnungen von Dürer, Cranach d. Ä., Burgkmair, Baldung u. a. (München und Besançon).
Literatur:
Rothe, E.: B. aus zwölf Jh. Bildaufnahmen v. K. G. Beyer. Berlin 1966.
Grimme, E. G.: Die Gesch. der abendländ. B. Köln 31988.
Pächt, O.: B. des MA. Eine Einführung. München 31989.
Jakobi, Chr.: B. Ihre Terminologie in der Kunstgeschichte. Berlin 1991.
Mayr-Harting, H.: Ottonische B. Liturg. Kunst im Reich der Kaiser, Bischöfe u. Äbte. A. d. Engl. Stuttgart u. a. 1991.
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