Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Buchdruck
Buchdruck,ein Druckverfahren (Hochdruck). Gedruckt wird von zusammengesetzten Druckformen, die aus Satz (Hand- oder Maschinensatz, Setzerei), aus Originaldruckplatten (Ätzungen, elektron. Gravuren, Auswaschrelief-Druckplatten, manuell hergestellten Druckplatten) und aus Nachformungen (Stereos, Galvanos) bestehen können. Je nach Prinzip ist die Druckform eben (für Tiegeldruckmaschinen und Flachform-Zylinderdruckmaschinen) oder rund (für Rotationsdruckmaschinen). Die fertige Druckform wird in die Druckmaschine eingehoben.
Beim mechan. Druckvorgang wird die Druckfarbe von den eingefärbten erhabenen Stellen der Druckform durch den Anpressdruck des Tiegels oder Zylinders auf das Fundament bzw. den Druckträger (Papier, Metall oder Kunststofffolie u. a.) übertragen. Das Bedrucken der Vorderseite der Papierfläche heißt Schöndruck, das der Rückseite Widerdruck. Die Wahl der Druckmaschine hängt von der Art und der Auflagenhöhe des Druckauftrages ab. Akzidenzdruck in kleiner Auflage kann in Tiegeldruckmaschinen erfolgen. Flachform-Zylinderdruckmaschinen erfüllen die Ansprüche des Werk- und Bilderdrucks. Für Großauflagen, bes. auch für Zeitungen und Zeitschriften, wird der Rotations-B. (Rotationsdruckmaschine) angewandt. Der bis um 1970 dominierende B. ist gegenüber Offsetdruck und Tiefdruck (Druckverfahren) stark zurückgegangen, weil hierfür der Fotosatz größere Leistungsfähigkeit bietet.
Geschichte: Bereits vor J. Gutenberg wurde in Asien und Europa von eingefärbten Stempeln und Platten auf Stoffe und Papier gedruckt. Ebenso waren die Herstellung von Metallmatrizen und der Guss (sogar von Lettern) aus festen Formen schon im 15. Jh. bekannt. Neu aber war Gutenbergs Gedanke (um 1450), die einzufärbende Druckform aus bewegl. Metalltypen zusammenzusetzen, die in beliebiger Zahl, aber völlig gleicher Gestalt mithilfe von Stempel, Matrize und Gießinstrument angefertigt wurden. Die Verbindung dieses metalltechn. Verfahrens mit der Praxis des Farbdrucks war Gutenbergs eigentl. Erfindung. Während die Blockbücher das handgeschriebene Buch nicht verdrängen konnten, rief Gutenbergs B. in kurzer Zeit eine Umwälzung in der Buchherstellung hervor; an die Stelle des Einzelexemplars der Handschrift trat die gedruckte Vielzahl der »Auflage«. Der Rationalisierungsprozess in der Herstellung des Buchs veränderte die Struktur des Berufsstandes: An die Stelle des »Druckerverlegers«, der sein eigener Schriftschneider und Schriftgießer war, traten die Berufe des Schriftgießers, Druckers und Verlegers. Die Anfänge dieser Berufsgliederung reichen bis ins 15. Jh. zurück.
Noch im 15. Jh. war Italien (mit Aldus Manutius) neben Dtl. (u. a. J. Gutenberg) ein führendes Land des B. geworden. Auch in Frankreich und den Niederlanden kam es im 16. und 17. Jh. zu ausgezeichneten Leistungen (Schriftschneider C. Garamond in Frankreich, Offizin von C. Plantin und J. Moretus in Antwerpen, Buchdruckerfamilie der Elsevier in Leiden). Das 18. Jh. ist reich an klass. Werken des Schriftgusses und B. (P. S. Fournier, Familie Didot in Frankreich, W. Caslon, J. Baskerville in England, G. Bodoni in Italien, J. G. I. Breitkopf und J. F. Unger in Dtl.). Im 19. Jh. eröffneten techn. Neuerungen der Drucktechnik ganz neue Möglichkeiten: Erfindung der Zylinderdruckmaschine durch F. Koenig (1802), der Setzmaschinen Linotype durch O. Mergenthaler (1884) und Monotype durch T. Lanston (1897).
Literatur:
Stiebner, E. D.u. a.:Drucktechnik heute. Ein Leitfaden. München 21994.
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: Buchdruck