Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Brüssel
Brụ̈ssel(fläm. Brussel, frz. Bruxelles), Haupt- und Residenzstadt Belgiens, 135 000 Ew.; bildet mit 18 umgebenden Gemeinden die zweisprachige Region B. (162 km2, 951 600 Ew.). Die Stadt liegt an der Senne und ist durch den Brüsseler Seekanal mit Antwerpen und durch kleinere Kanäle mit Charleroi verbunden. B. ist Sitz von Reg. und Verwaltungsbehörden Belgiens, des ständigen Generalsekretariats der Benelux-Länder, der EU-Kommission, des Hauptquartiers der NATO, der Europ. Atomgemeinschaft (EURATOM); zwei Voll-Univ. (gegr. 1834 und 1970), drei Teil-Univ. (»Fakultäten«), Handels- und Wirtschaftshochschulen, Architekturhochschule, Hochschule für Übersetzer und Dolmetscher, die Europ. Univ. der Arbeit, wiss. Akademien, Bibliotheken. Die Ind. umfasst Textil-, Metall-, Elektro-, chem. Ind., Maschinen- und Fahrzeugfabriken sowie Lebensmittel- und Waschmittelherstellung; Hüttenwerke u. a. Schwerind.; U-Bahn seit 1976; lebhafter Handelsverkehr; internat. Flughafen.Die Altstadt (Unterstadt) zw. Nord- und Südbahnhof ist Sitz des Geschäftslebens; hier und nahebei bed. Bauwerke: Oper, Börse und am Marktplatz (Grand' Place), der zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt wurde, das Rathaus (1402 begonnen, mit got. Schauseite und 96 m hohem Turm), das Brothaus und die maler. Zunfthäuser (nach 1695 neu erbaut); die Galeries St. Hubert (1847), eine der ältesten überdachten Ladenstraßen Europas; der Brunnen Manneken-Pis. Am Hang die im Wesentlichen got. Kathedrale St. Michael (früher St. Gudula, 13.-17. Jh.) mit bed. Glasfenstergemälden aus habsburg. Zeit. Auf dem Höhenrand der Oberstadt die seit 1774 bebaute Rue Royale mit dem Nationalpalast (Ministerien, Parlament), dem Park und dem Königl. Schloss; von der Place Royale mit der Kirche Saint-Jacques sur Coudenberg erstreckt sich die Rue de la Régence, an der das Palais der Schönen Künste (Gemäldesamml.) liegt, zum gewaltigen, auf einer Terrasse gelegenen Justizpalast von Poelaert (1866-83). Im O das Quartier Léopold, mit Leopoldpark und Naturhistor. Museum. Park und Palais du Cinquantenaire (Ende 19. Jh.) mit Altertümer-, Völker-, Heeresmuseum u. a.; Weltausstellungen 1897, 1910 und 1958 (Atomium).B. entstand um eine Ende des 10. Jh. errichtete Burg der Grafen von Löwen (spätere Herzöge von Brabant) und war seit dem 12. Jh. ein Zentrum der Tuchmacherei; kam 1430 an Burgund und 1482 an die Habsburger, unter denen es die Hptst. der Niederlande wurde. 1576 schloss sich B. dem niederländ. Aufstand an, wurde aber 1585 von den Spaniern zurückerobert. 1695 brannten die Franzosen die Stadt fast ganz nieder. Unter der österr. Herrschaft (1713-94) nahm sie einen neuen Aufschwung. Die Stadt gehörte 1797-1814 zu Frankreich. 1815-30 war B. abwechselnd mit Den Haag der Sitz des Hofes und der Generalstaaten. 1830 war B. der Ausgangspunkt der Revolution, die zur Bildung des Königreichs Belgien führte, dessen Hptst. B. wurde.
Literatur:
Gaigl, H.: B. von den Anfängen zur Gegenwart. Skizze einer Stadtentwicklung. Leonberg 1993.
Neumann-Adrian, M.: Brüssel. Neuausg. München 1994.
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