Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Brunnen
I Brunnen, Anlage zur Gewinnung von Grundwasser, das zu Trink- oder Betriebswasser aufbereitet wird.Die übl. Form einer B.-Anlage ist der Schacht- oder Kessel-B.: Ein runder, gemauerter oder betonierter Schacht wird bis zu den Wasser führenden Schichten hinabgeführt. In ihm tritt das Wasser durch die offene Sohle oder durch seitl. Schlitze ein. Gehoben wird es mit einem Schöpfeimer (Schöpf- oder Zieh-B.) oder einer Pumpe. Bei den Bohr-B. unterscheidet man vertikale Bohr-B. und Horizontalbrunnen. Der vertikale Bohr-B. besteht aus einem zusammengesetzten Rohrstrang, der nach der Bohrung in das Bohrloch eingesetzt wird. Die Rohrwandungen besitzen in Höhe der Wasser führenden Schichten Eintrittsöffnungen (Filterrohre). Für geringmächtige, Grundwasser führende Schichten eignet sich der Horizontalfilterbrunnen. Er besteht aus einem wasserdichten Schacht mit Sohle, von dem aus horizontale Filterrohre radial in die Grundwasser führenden Schichten vorgetrieben werden. Ramm-, auch Abessinier-B.: Mithilfe einer Ramme wird ein kräftiges eisernes Rohr mit Stahlspitze und Schlitzen in den Boden getrieben; verwendbar bei sandigem Boden. Bei artesischen B. steigt das Wasser unter eigenem Überdruck zutage. Sie können dort angelegt werden, wo das Grundwasser zw. zwei undurchlässigen (Ton-)Schichten fließt und an einer Stelle angebohrt wird, die tiefer liegt als die Zuflussstelle. Der Name geht auf die frz. Landschaft Artois zurück, in der diese B. aufkamen. Beobachtungs-B. dienen der laufenden Untersuchung der Spiegelhöhe und der Qualität des Grundwassers, Versickerungs- oder Schluck-B. zur Einleitung von Wasser in den Untergrund.Kunstgeschichtliches: Künstlerisch gestaltete B. waren seit dem Altertum üblich: Markt-B. und große Wandbrunnenanlagen (Septiconium in Rom), Zier-B. im Peristyl röm. Wohnhäuser (Pompeji) und in Binnenhöfen des Orients (Löwen-B. der Alhambra), Reinigungs-B. im Atrium christl. Basiliken und im Vorhof der Moscheen, B.-Häuser in Klosterkreuzgängen (Maulbronn). Im späten MA. wurden viele B. mit Bildwerken auf Stadtplätzen errichtet (Perugia, Siena), auch architektonisch reich ausgestaltet (»Schöner B.« in Nürnberg), in Dtl. meist mit einer figurenbekrönten Säule inmitten des B.-Beckens (Stock-B.). In der italien. Renaissance entstanden B. mit monumentalen, den Platz beherrschenden Figuren (von Giambologna in Bologna, von B. Ammanati in Florenz). Dt. Städte schlossen sich dem italien. Vorbild an (Danzig und bes. Augsburg, A. de Vries; Frankfurt am Main). Zu höchster Prachtentfaltung entwickelten sich die B. im italien. Barock (B. von Bernini, Fontana di Trevi u. a. in Rom). In den fürstl. Parkanlagen waren B. und Wasserspiele wichtige Gestaltungsmittel der Gartenarchitektur. Städt. B. wurden dagegen nördlich der Alpen nur noch selten geschaffen (B. von G. R. Donner in Wien). Im 19. Jh. verlor der B. seine eigentl. Funktion, er wird dennoch z. B. als Teil architekturbezogener Kunst bis heute verwendet.
II Brụnnen,
Luftkurort im Kt. Schwyz, Schweiz, am O-Ufer des Vierwaldstätter Sees (Urner See), am Beginn der Axenstraße, 430 m ü. M.; B. gehört zur Gem. Ingenbohl, 6 200 Ew. - In B. erneuerten die drei Urkantone am 9. 12. 1315 nach der Schlacht von Morgarten ihren »Ewigen Bund« von 1291.
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Ansicht: Brunnen