Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Bronzezeit
Bronzezeit['brɔ̃sə-], vorgeschichtl. Kulturstufe zw. Jungsteinzeit und Eisenzeit, in der die Bronze der wichtigste Werkstoff für Waffen, Geräte und Schmuck war. Die ältesten Bronzegeräte traten in Mesopotamien, Kreta und in Ägypten auf (um 2500 v. Chr.). Die eigtl. B. begann in Vorderasien mit dem 2. Jt., auf der Pyrenäenhalbinsel, in Mittel- und N-Europa in der Zeit von 1800 bis 1550 v. Chr. Sie endete in den meisten Gebieten um 800-700 v. Chr. Die B. wird in mehrere Abschnitte eingeteilt, deren Benennung regionale Unterschiede aufweist.Wichtige Kulturgruppen der B. außerhalb der Hochkulturen sind 1) die Aunjetitzkultur und die Rhonekultur (frühe B.); 2) der Nord. Kreis in Skandinavien und N-Dtl., die Hügelgräberkultur des südl. Mitteleuropa (mittlere und jüngere B.); 3) die Lausitzer Kultur und die Urnenfelderkultur. Die jüngere B. stand in ganz Europa unter dem Einfluss der seit etwa 1200 v. Chr. einsetzenden Urnenfelderbewegung.Die B. brachte gegenüber der Jungsteinzeit Veränderungen in vielen Lebensbereichen. In der Landwirtschaft führte die zunehmende Verwendung des Pfluges zur Intensivierung des Ackerbaus. Die verschiedenen techn. Verfahren der Metallgewinnung und -verarbeitung führten zur Entstehung neuer Berufe (Bergleute, Gießer, Schmiede, Händler). Der Handel (Rohmetall, Bronze, Salz, Pelzwerk) wurde ausgedehnt; er verband Europa mit Ländern des östl. Mittelmeergebiets und solchen jenseits des Urals.Im Hausbau und Siedlungswesen gab es in Mitteleuropa weiterhin mehr oder weniger befestigte dörfl. Siedlungen; bes. zu erwähnen sind die als Pfahlbauten bekannten Seeufersiedlungen des nördl. und südl. Alpenvorlandes. Die vielfältigen Möglichkeiten bei der Bronzeverarbeitung brachten eine sich ständig wandelnde Formenfülle bei Schmuck, Waffen und Gerät in stetem Wechselspiel zur Entwicklung der Kleidung, des Kriegswesens und der Arbeitsprozesse hervor. Die Bronzewaffen (Dolch, Dolchstab, Streitaxt, seit der mittleren B. auch das Schwert) waren weitgehend auch Herrschafts- und Rangabzeichen. Dazu kam der vom Pferd gezogene zweirädrige Streitwagen. Die Verwendung des Pferdes als Reittier im takt. Sinn ist erst für die ausgehende B. belegt.Felsbilder, Kultsteine, Kleinplastiken, Kultwagen, Luren und symbol. Darstellungen auf Bronzemessern des Nord. Kreises geben neben den Bestattungsfunden wichtige Aufschlüsse über Kult und Religion. Die Bestattungssitten sind in den einzelnen Kulturkreisen unterschiedlich.
Literatur:
Müller-Karpe, H.: Handbuch der Vorgeschichte, Bd. 4: B., 3 Teilbde. München 1980.
Orientalisch-ägäische Einflüsse in der europ. Bronzezeit. Beiträge v. T. Bader u. a., hg. vom Römisch-Germanischen Zentralmuseum. Bonn 1990.
B. in Deutschland, hg. v. A. Jockenhövel u. W. Kubach. Stuttgart 1994.
Handel, Tausch u. Verkehr im bronze- u. früheisenzeitl. Südosteuropa, hg. v. B. Hänsel. München u. a. 1995.
Seidel, U.: B., hg. vom Württembergischen Landesmuseum. Stuttgart 1995.
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