Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Bronzekunst
Bronzekunst['brɔ̃sə-], die Herstellung figürl. Bildwerke und kunsthandwerkl. Gegenstände in Bronzeguss. Die Legierung aus Zinn, Zink und Blei bei Hauptanteil Kupfer ergibt Rotguss; Kupfer nur mit Zink ergibt Gelbguss. Bei dem gebräuchlichsten Gussverfahren wird nach dem Modell aus Gips eine Hohlform gearbeitet und diese mit Bronze ausgegossen. Bei dem Wachsausschmelzverfahren oder »Guss mit verlorener Form« wird das Werk über einem feuerfesten Kern in Wachs modelliert und darüber ein Gussmantel aus Formsand aufgetragen; das Wachs wird ausgeschmolzen und in den leeren Raum zw. Kern und Hohlform die flüssige Bronze gegossen. Der massive Vollguss wird bei Kleinbronzen angewendet.Im Alten Orient und im Mittelmeerraum reicht die B. bis ins 3. Jt. v. Chr. zurück, in China bis in die Mitte des 2. Jahrtausends. Die grch. B. ist v. a. durch röm. Marmorkopien bekannt. Erhalten geblieben sind v. a. kleinplast. Werke, so auch von der etrusk. und der röm. B., deren bedeutendstes, der Zerstörung entgangenes Großbildwerk das Reiterdenkmal Mark Aurels in Rom ist. Wieder aufgenommen wurde die B. unter Karl d. Gr. (Gießhütte in Aachen). Mit den in der Werkstatt Bischof Bernwards von Hildesheim um 1000 entstandenen Arbeiten begann ihre Blüte in roman. Zeit. Aus den v. a. in Dtl. (Magdeburg) und im Maastal arbeitenden Werkstätten gingen Meisterwerke der B. hervor: Türflügel mit Reliefdarstellungen (Gnesen, Nowgorod), Kruzifixe, Taufbecken, kirchl. Gerät, Grabplatten und das Denkmal Heinrichs des Löwen in Braunschweig. Nachdem die B. in der Gotik an Bedeutung verloren hatte, wandte sich ihr die Renaissance wieder zu, in Italien L. Ghiberti (Bronzetüren am Baptisterium in Florenz), Donatello (Reiterstandbild des Gattamelata in Padua), A. del Verrocchio (Reiterstandbild des Colleoni in Venedig), in Dtl. bes. die Vischer-Werkstatt (Sebaldusgrab in Nürnberg). Zur Zeit des Manierismus waren die führenden Meister B. Cellini und Giambologna, dessen in Dtl. tätige Schüler A. de Vries, H. Gerhard und H. Reichle waren. Im Barock blühte die B. v. a. in Frankreich. Der dt. Hauptmeister war A. Schlüter (Reiterstandbild des Großen Kurfürsten in Berlin). Im 19. und 20. Jh. ragen in Dtl. hervor: G. Schadow, C. Rauch (Reiterdenkmal Friedrichs d. Gr. in Berlin), G. Kolbe, E. Barlach und G. Marcks, in Frankreich A. Rodin und A. Maillol. Bed. Bronzeplastiker der Gegenwart sind A. Giacometti, H. Moore, M. Marini und G. Manzù.
Literatur:
H. Born. Archäolog. Bronzen. Antike Kunst - Moderne Technik, hg. v. Berlin 1985.
Bol, P. C.: Antike Bronzetechnik. Kunst u. Handwerk antiker Erzbildner. München 1985.
Akten der 10. Internat. Tagung über Antike Bronzen, Freiburg, 18.-22. Juli 1988, hg. vom Landesdenkmalamt Bad.-Württ. Stuttgart 1994.
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