Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Breslau
Brẹslau(poln. Wrocław),
1) Hptst. der poln. Wwschaft Niederschlesien, beiderseits der Oder, 642 700 Ew.; B. ist Erzbischofssitz sowie kulturelles und wiss. Zentrum mit mehreren Hochschulen (u. a. Univ., TU, Wirtschaftsakademie), wiss. Instituten, Bibliotheken, Museen, Theatern, Zoo, Filmstudio, Verlagen. Hauptindustriezweige sind Maschinen- und Waggonbau, Werft, Metall-, elektrotechn., chem., Lebensmittelind.; wichtiger Verkehrsknotenpunkt mit Binnenhafen und Flughafen.- Die an Bauwerken der Gotik und des Barock einst reiche Stadt wurde im Zweiten Weltkrieg zu 60 % zerstört. Die meisten bed. Bauten sind wiederhergestellt oder restauriert; auf der »Dominsel« im N liegen die Kathedrale St. Johannes der Täufer (13.-15. Jh.; roman. Krypta des Vorgängerbaus, got. Fresken, Renaissance- und Barockgrabmäler und -kapelle), der Bischofspalast (18. Jh.), die Heiligenkreuzkirche (um 1300), die spätroman. Ägidienkirche, westlich davon die Kirche Maria auf dem Sand (14. Jh.), südlich der Oder die Univ. (früher Jesuitenkolleg, 1728-42), daneben das von Lemberg nach B. verlegte Ossolineum, die drittgrößte Bibliothek Polens, in der Nähe die Vinzenzkirche (13. Jh.). Die Renaissance- und Barockfassaden der Häuser um den Ring sind in originaler Form wiederhergestellt. Im Rathaus (Ende 13. Jh./Anfang 16. Jh.) befindet sich ein stadtgeschichtl. Museum und ein Museum für Medaillenkunst. Südlich der Oder liegen auch die Kirchen St. Maria Magdalena (14. Jh.), St. Adalbert (13. Jh.), St. Christoph (13.-15. Jh.).Um 900 wurde von Böhmen aus die Burg gegründet (1017 als Wortizlawa bezeugt). Anfang des 13. Jh. entstand am linken Oderufer eine dt. Stadt, die durch die Mongolen 1241 niedergebrannt, aber schnell wieder aufgebaut wurde, 1261 Magdeburger Stadtrecht erhielt und seit dem 14. Jh. der Hanse angehörte. 1335 kam B. mit Schlesien an Böhmen. 1523 führte die Stadt die Reformation ein; 1526 kam sie mit Böhmen an die Habsburger. Durch den Breslauer Präliminarfrieden vom 11. 6. 1742 fiel B. mit Schlesien an Preußen. B. war an der Erhebung gegen Napoleon I. beteiligt; hier erließ König Friedrich Wilhelm III. von Preußen den »Aufruf an mein Volk« (17. 3. 1813). Im 19. Jh. stieg die Einwohnerzahl durch das Wachstum der Ind. sprunghaft an (1811: 62 000, 1890: rd. 400 000 Ew.). 1945 kam B. unter poln. Verwaltung. Die Zugehörigkeit zu Polen wurde 1950 durch den Görlitzer Vertrag und 1990 durch den Deutsch-Poln. Grenzvertrag anerkannt.
Literatur:
Scheuermann, G.: Das B.-Lexikon. 2 Bde. Dülmen 1994.
2) Erzbistum, um 1000 als Suffraganbistum von Gnesen gegr., wurde erst 1821 von diesem gelöst und dem Papst unmittelbar unterstellt; der Bischof führte den Titel Fürstbischof. 1930 wurde er Erzbischof und Metropolit der neuen Kirchenprovinz B. (Bistümer Berlin und Ermland, Freie Prälatur Schneidemühl). 1945-72 wurde der in der DDR gelegene Teil des Erzbistums von dessen Kapitelsvikar (seit 1959 Titularbischof) mit dem Sitz in Görlitz verwaltet; in dem Polen unterstellten Teil amtierten poln. Titularbischöfe. 1972 wurde das Erzbistum B. auf den poln. Anteil beschränkt und ein poln. Erzbischof ernannt; zur jetzigen Kirchenprovinz B. gehören die neuen Bistümer Oppeln und Landsberg/Warthe. Das Erzbischöfl. Amt Görlitz wurde als Apostol. Administratur selbstständig und gehört jetzt als Bistum Görlitz zur Kirchenprovinz Berlin.
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