Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Brentano
Brentano,1) Bernard von, Schriftsteller, * Offenbach am Main 15. 10. 1901, ✝ Wiesbaden 29. 12. 1964, Bruder von 5); schrieb v. a. sozialkrit. Romane, so den Familienroman »Theodor Chindler«, 1936, und Essays.
2) Bettina, Arnim, Bettina von.
3) Clemens, Dichter, * Ehrenbreitstein (heute zu Koblenz) 9. 9. 1778, ✝ Aschaffenburg 28. 7. 1842; Sohn eines italien. Kaufmanns und der Maximiliane La Roche, Bruder von Bettina von Arnim;
1803 mit Sophie Mereau (* 1770, ✝ 1806 ). B. ist neben Achim von Arnim ein Hauptvertreter der jüngeren Romantik. Er trat in Jena mit dem Kreis der Frühromantiker in Verbindung (»Godwi«, R., 1801). Mit Achim von Arnim gab er 1805-08 in Heidelberg die Volksliedersammlung »Des Knaben Wunderhorn« heraus, wurde 1809 in Berlin mit Arnim, F. Fouqué und H. von Kleist Mitgl. der »Christlich-Teutschen Tischgesellschaft«, lebte später auf dem Familiengut in Böhmen sowie in Wien, Berlin, Frankfurt am Main und München. Durch Luise Hensel wurde er 1817 zum kath. Glauben zurückgeführt. Nach dem Tod der stigmatisierten Nonne Anna Katharina Emmerick zeichnete er deren Visionen auf (u. a. in »Das bittere Leiden unseres Herrn Jesu Christi«, 1833). Als Lyriker steht B. mit seinen rhythm. und musikal. Versen ebenbürtig neben E. Mörike und J. von Eichendorff. Ebenso kunstvoll gestaltet sind seine Märchen und Erzählungen (»Geschichte vom braven Kasperl und dem schönen Annerl«, 1817; »Die mehreren Wehmüller und ungar. Nationalgesichter«, 1817; »Gockel, Hinkel und Gackeleia«, 1838); die größeren Werke blieben Fragment (»Romanzen vom Rosenkranz«, 1852). B. schrieb auch Dramen (»Ponce de Leon«, 1804; »Die Gründung Prags«, 1815); Fantasiereichtum zeigen auch seine Briefe.
Literatur:
Hartwig Schultz. C. B. 1778-1842. Zum 150. Todestag 1992, hg. v. Frankfurt am Main u. a. 1993.
4) Franz, Philosoph, * Marienberg (heute zu Osterspai, bei Boppard) 16. 1. 1838, ✝ Zürich 17. 3. 1917, Bruder von 6), Neffe von 3); 1864 zum Priester geweiht; war nach seinem Kirchenaustritt 1874-95 Prof. für Philosophie in Wien. Grundwissenschaft im Rahmen seiner Philosophie ist die Psychologie, die das Wesen des Bewusstseins in seiner Bezogenheit auf Objekte (Intentionalität) versteht. Er beeinflusste bes. die Phänomenologie (Lehrer E. Husserls) und die Gegenstandstheorie, mit seinen Untersuchungen zur Logik der Sprache auch die Entwicklung der analyt. Philosophie und ihre Sprachtheorie.
Werke: Psychologie vom empir. Standpunkt (1874); Vom Ursprung sittl. Erkenntnis (1889).
Literatur:
Münch, D.: Intention u. Zeichen. Untersuchungen zu F. B. u. zu Edmund Husserls Frühwerk. Frankfurt am Main 1993.
5) Heinrich von, Politiker, * Offenbach am Main 20. 6. 1904, ✝ Darmstadt 14. 11. 1964, Bruder von 1); Rechtsanwalt, 1945 Mitgründer der CDU in Hessen, war 1949-55 und 1961-64 Vors. der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag sowie 1955-61 Außenminister.
6) Lujo, eigtl. Ludwig Josef B., Volkswirtschaftler, * Aschaffenburg 18. 12. 1844, ✝ München 9. 9. 1931, Bruder von 4), Neffe von 3); Prof. u. a. in Wien, Leipzig und München, neben G. Schmoller und A. Wagner bedeutendster Vertreter der sozialpolit. Richtung der Nationalökonomie (Kathedersozialismus), Mitbegründer des Vereins für Socialpolitik (1872); trat für Gewerkschaften und Freihandel ein.
Werke: Die Arbeitergilden der Gegenwart, 2 Bde. (1871-72), Eine Gesch. der wirtsch. Entwicklung Englands, 3 Bde. (1927-29).
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