Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Bremen
Bremen, 1) (Freie Hansestadt B.) das kleinste Bundesland Deutschlands, 404 km2, (1997) 673 900 Ew. (davon rd. 82 % evang., rd. 10 % kath.). Regierungssitz: Bremen. Das Land besteht aus den Städten B. und Bremerhaven, die durch niedersächs. Gebiet voneinander getrennt sind.
Verfassung: Nach der Verf. vom 21. 10. 1947 liegt die Legislative bei der Bürgerschaft (100 auf vier Jahre gewählte Abg.); sie wählt die Reg. und den Senat. Der Präs. des Senats ist zugleich Erster Bürgermeister der Stadtgemeinde Bremen.-
Geschichte Bremen 2).
2) Stadt zu beiden Seiten der unteren Weser, Sitz der Regierung von 1), 548 800 Ew.; nach Hamburg die wichtigste dt. Seehafenstadt, obwohl die offene See 113 km entfernt ist. B. ist Sitz der höchsten Gerichte des Landes sowie zahlreicher Bundes- und Landesbehörden wie Bundesverwaltungsamt (Amt für Auswanderung), Bundesamt für Schiffsvermessung. Die Bremischen Häfen umfassen den Hafen von B. und die Überseehäfen von Bremerhaven. B. ist Sitz einiger Reedereien und einer Wertpapierbörse. Handel bes. mit Baumwolle, Tabak, Kaffee und Tee. Nahrungs- und Genussmittelind.; elektrotechn., chem. und Erdöl verarbeitende Ind.; Maschinen-, Straßen-, Luft- und Raumfahrzeugbau, Eisen schaffende Industrie.- Im Zweiten Weltkrieg wurden zahlreiche bed. Bauten zerstört. Erhalten oder wiederhergestellt sind u. a. die got. Liebfrauen-, Martini- und Stephanikirche, die Böttcherstraße (mit Roseliushaus und Paula-Becker-Modersohn-Haus) das Schnoorviertel sowie die alten Bauten am Marktplatz, der Dom (11. Jh.), der Schütting, ein altes Gildehaus (1537-94), das Rathaus (1405-10) mit Renaissancefassade (1608-12) und die Rolandsäule (1404). - Mehrere Theater, Bibliotheken, Staatsarchiv, Kunsthalle, Überseemuseum, Focke-Museum (Landesmuseum für Kunst- und Kulturgeschichte), Roseliushaus, botan. Garten, Aquarium; Univ., Hochschule Bremen mit acht Fachbereichen, Hochschule für gestaltende Kunst und Musik, Verwaltungshochschule, Seefahrtsschule, Max-Planck-Inst. für mikrobielle Ökologie; Radio Bremen (Rundfunk- und Fernsehanstalt); Spielbank.- B. wurde 787 Bischofssitz, 845 anstelle Hamburgs Sitz eines Erzbischofs; es war Ausgangspunkt der christl. Mission für Nordeuropa. Die Stadt blühte bes. unter Erzbischof Adalbert (1043-72) auf, erlangte 1186 städt. Privilegien und im 13. Jh. die Unabhängigkeit von der geistl. Herrschaft und trat 1358 der Hanse bei. Seit 1522 war sie evangelisch (lutherisch, seit Anfang des 17. Jh. reformiert). 1646 wurde B. Reichsstadt. Nach seiner Mediatisierung nannte sich B. 1806 »Freie Hansestadt B.«. 1810-13 Hptst. des zum frz. Kaiserreich gehörenden Dép. Wesermündungen. 1815-66 war B. Mitgl. des Dt. Bundes. Die Gründung Bremerhavens (1827) sicherte die Seehafenstellung der Stadt. 1871 wurde B. Bundesstaat des Dt. Reichs, 1888 auch Mitgl. des Dt. Zollvereins. 1920 gab sich B. eine demokrat. Verf.; 1933-45 unterstand es mit dem Land Oldenburg einem NS-Reichsstatthalter. 1945-49 gehörte die Stadt zus. mit Bremerhaven als »Enklave Bremen« zur amerikan. Besatzungszone. 1947 errichtete die US-Militärverwaltung das Land Bremen, das 1949 Bundesland der Bundesrep. Dtl. wurde. Führende Partei in der Bremer Bürgerschaft (Landesparlament) war stets die SPD; 1971-91 regierte sie ohne Koalitionspartner; sie stellte auch alle Senats-Präs. und Bürgermeister (1945-65 W. Kaisen, 1965-67 W. Dehnkamp, 1967-85 H. Koschnick, 1985-95 K. Wedemeier, seit 1995 H. Scherf).
Literatur:
Schwarzwälder, H.: Gesch. der Freien Hansestadt B., 5 Bde. Neuausg. Bremen 1995.
Kloos, W. u. Thiel, R.: Bremer Lexikon. Ein Schlüssel zu B. Bremen 31997.
Weidinger, U.: Mit Koggen zum Marktplatz. Bremens Hafenstrukturen vom frühen Mittelalter bis zum Beginn der Industrialisierung. Bremen 1997.
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