Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Brauch
Brauch(Volksbrauch), überlieferte oder neu entstandene und für unterschiedl. Zeitdauer verbindl. Äußerungsform gesellschaftl. Verhaltens, die zumeist sozial bestimmt und von der Sitte gefordert ist; nach M. Weber »die Regelmäßigkeit im sozialen Handeln«. Die konkreten Ausformungen von Bräuchen umfassen nicht nur die festl. Seiten des Lebens- (z. B. Geburt, Taufe, Hochzeit, Begräbnis) und Jahreslaufs (z. B. Fastnacht, Ostern, Pfingsten, Weihnachten, Silvester/Neujahr), sondern ebenso den Alltag des Einzelnen und der sozialen Gruppen (z. B. Ess- und Bekleidungsgewohnheiten, B. zur Aufnahme [Grundsteinlegung] oder zum Abschluss bestimmter Arbeiten [Richtfest]) sowie traditionelle Hilfs- und Heilverfahren (Beschwören, Besprechen).
Die früher für die Gesamtheit der Sitten und Bräuche übl. Bez. Brauchtum wird von der Wiss. nur noch einschränkend benutzt; im Sprachgebrauch ist damit auch die bewusste Traditions- und Brauchtumspflege gemeint. Zunächst Gegenstand volkskundl. Forschung, sucht heute die B.-Forschung mit konsequent histor. Methodik die Entwicklung von B.-Phänomenen in den Bindungen an Ort, Trägerschicht und kulturelle Umwelt sowie ihrem ständigen wirtsch.-, sozial- und geistesgeschichtl. Zusammenhang und Wandel zu erfassen. Verwandte, jedoch eigene Begriffe, sind Gewohnheit, Sitte, Tradition.
Literatur:
M. Scharfe. Brauchforschung, hg. v. Darmstadt 1991.
Hartinger, W.: Religion u. B. Darmstadt 1992.
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: Brauch