Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Brandt
Brạndt,Willy, eigtl. Herbert Ernst Karl Frahm, Politiker, * Lübeck 18. 12. 1913, ✝ Unkel (Landkr. Neuwied) 8. 10. 1992; Journalist, trat 1930 der SPD, 1931 der SAP bei. 1933 emigrierte er nach Norwegen (nach Ausbürgerung in Dtl. 1938-47 norweg. Bürger), 1940 nach Schweden. 1945-47 arbeitete B. als Korrespondent skandinav. Zeitungen in Dtl.; 1947 ließ er sich unter seinem Pseudonym B. wieder in Dtl. einbürgern und trat erneut der SPD bei. B. war 1949-57 und 1969-83 MdB und als Nachfolger von O. Suhr 1957-66 Regierender Bürgermeister von Berlin. Als Kanzlerkandidat bei den Bundestagswahlen 1961 und 1965 erfolglos, war B. 1966-69 Vizekanzler und Außenmin. in der Regierung der »Großen Koalition« (aus CDU, CSU und SPD). Er setzte sich bes. für den Beitritt der Bundesrep. Dtl. zum Kernwaffensperrvertrag ein. Bei den Bundestagswahlen 1969 erreichte er den Machtwechsel. Als Bundeskanzler (1969-74) an der Spitze einer SPD/FDP-Koalitionsreg. (»sozialliberale Koalition«) stellte er unter dem Leitgedanken »Mehr Demokratie wagen« ein Reformprogramm in den Mittelpunkt seiner Innenpolitik. Deutschland- und außenpolitisch leitete B. unter dem Leitgedanken »Wandel durch Annäherung« eine neue Ostpolitik ein. 1970 unterzeichnete er den Moskauer Vertrag und den Warschauer Vertrag und traf sich mit dem MinPräs. der DDR W. Stoph. Für seine Bemühungen um die Entspannung im Ost-West-Konflikt erhielt er 1971 den Friedensnobelpreis. 1972 wurde die sozialliberale Koalition nach dem gescheiterten Misstrauensvotum der CDU/CSU-Opposition bei den Bundestagswahlen bestätigt; im Dez. 1972 wurde der Grundvertrag mit der DDR abgeschlossen. Die Entdeckung eines DDR-Spions im Bundeskanzleramt veranlasste B. im Mai 1974 zum Rücktritt. - Als Bundesvors. der SPD (1964-87; seitdem Ehrenvors.) suchte B. auf innerparteil. Konflikte ausgleichend einzuwirken. 1976-92 war er Präs. der Sozialist. Internationale. B. genoss hohes internat. Ansehen und war u. a. Leiter der Nord-Süd-Kommission.
Werke: Reden u. Interviews, 2 Bde. (1971-73); Links u. frei (1982); Der organisierte Wahnsinn (1985); Erinnerungen (1989); »... was zusammengehört«. Reden zu Deutschland (1990).
▣ Literatur:
Marshall, B.: W. B. Eine polit. Biographie. Bonn 1993.
⃟ Schröck, R.: W. B. Eine Bildbiographie. München 31993.
⃟ Die deutschen Kanzler. Von Bismarck bis Kohl, hg. v. W. von Sternburg. Neuausg. Frankfurt am Main 1994.
Brạndt,Willy, eigtl. Herbert Ernst Karl Frahm, Politiker, * Lübeck 18. 12. 1913, ✝ Unkel (Landkr. Neuwied) 8. 10. 1992; Journalist, trat 1930 der SPD, 1931 der SAP bei. 1933 emigrierte er nach Norwegen (nach Ausbürgerung in Dtl. 1938-47 norweg. Bürger), 1940 nach Schweden. 1945-47 arbeitete B. als Korrespondent skandinav. Zeitungen in Dtl.; 1947 ließ er sich unter seinem Pseudonym B. wieder in Dtl. einbürgern und trat erneut der SPD bei. B. war 1949-57 und 1969-83 MdB und als Nachfolger von O. Suhr 1957-66 Regierender Bürgermeister von Berlin. Als Kanzlerkandidat bei den Bundestagswahlen 1961 und 1965 erfolglos, war B. 1966-69 Vizekanzler und Außenmin. in der Regierung der »Großen Koalition« (aus CDU, CSU und SPD). Er setzte sich bes. für den Beitritt der Bundesrep. Dtl. zum Kernwaffensperrvertrag ein. Bei den Bundestagswahlen 1969 erreichte er den Machtwechsel. Als Bundeskanzler (1969-74) an der Spitze einer SPD/FDP-Koalitionsreg. (»sozialliberale Koalition«) stellte er unter dem Leitgedanken »Mehr Demokratie wagen« ein Reformprogramm in den Mittelpunkt seiner Innenpolitik. Deutschland- und außenpolitisch leitete B. unter dem Leitgedanken »Wandel durch Annäherung« eine neue Ostpolitik ein. 1970 unterzeichnete er den Moskauer Vertrag und den Warschauer Vertrag und traf sich mit dem MinPräs. der DDR W. Stoph. Für seine Bemühungen um die Entspannung im Ost-West-Konflikt erhielt er 1971 den Friedensnobelpreis. 1972 wurde die sozialliberale Koalition nach dem gescheiterten Misstrauensvotum der CDU/CSU-Opposition bei den Bundestagswahlen bestätigt; im Dez. 1972 wurde der Grundvertrag mit der DDR abgeschlossen. Die Entdeckung eines DDR-Spions im Bundeskanzleramt veranlasste B. im Mai 1974 zum Rücktritt. - Als Bundesvors. der SPD (1964-87; seitdem Ehrenvors.) suchte B. auf innerparteil. Konflikte ausgleichend einzuwirken. 1976-92 war er Präs. der Sozialist. Internationale. B. genoss hohes internat. Ansehen und war u. a. Leiter der Nord-Süd-Kommission.
Werke: Reden u. Interviews, 2 Bde. (1971-73); Links u. frei (1982); Der organisierte Wahnsinn (1985); Erinnerungen (1989); »... was zusammengehört«. Reden zu Deutschland (1990).
▣ Literatur:
Marshall, B.: W. B. Eine polit. Biographie. Bonn 1993.
⃟ Schröck, R.: W. B. Eine Bildbiographie. München 31993.
⃟ Die deutschen Kanzler. Von Bismarck bis Kohl, hg. v. W. von Sternburg. Neuausg. Frankfurt am Main 1994.