Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Boden
Boden, 1) Geologie: die oberste, belebte Verwitterungsschicht der Erde. Der Grad der Verwitterung hängt von physikal., chem. und biolog. Faktoren ab. Die Böden weisen eine im Profil sichtbare horizontale Schichtung (B.-Horizonte) auf, die den jeweiligen Zustand oder die Entstehung des B. kennzeichnen (B.-Typen). Der A-Horizont, wegen der Humusanreicherung auch Krume genannt, bildet die oberste Schicht, der C-Horizont den unveränderten Untergrund. Kennzeichnend ist das A/C-Profil der Steppenböden im kontinentalen Klima, in denen Humus stark angereichert ist (Schwarzerden). Im gemäßigten Klima entstehen bei starker Zersetzung der organ. Substanz Braunerden. Überwiegt die Durchwaschung des B., so wird der A-Horizont zum Eluvialhorizont, und die Verlagerungsprodukte werden im neu gebildeten B-Horizont (Illuvial- oder Einschwemmungshorizont) abgesetzt (Bleicherde). Der verdichtete und stark versauerte eisenhaltige B-Horizont heißt Ortstein. Gleyböden entstehen durch wechselnden Grundwasserstand. Überwiegt die Verdunstung des B., kommt es zu Salzausblühungen, es entstehen Salzböden. Verwitterung unter trop. Bedingungen führt zu Laterit, Latosol, Roterde, Plastosol, Rotlehm oder Vertisol; diese sind arm an Kieselsäure und Humus.Die B.-Arten werden nach der Korngröße der Bestandteile unterschieden: Bei »schweren« Böden (Ton- bis Lehm-B.) überwiegen die feinen Teilchen, bei »leichten« Böden (Sand-B.) grobe Teilchen. Die Sand- und Steinanteile werden als B.-Skelett bezeichnet. Die wertvollsten mineral. Fraktionen sind der Schluff und der Ton. Die Humusstoffe sind Verrottungsprodukte aus organ. Substanzen. Vom Kalkgehalt des B. wird der Säurezustand (pH-Wert, B.-Acidität, B.-Versauerung) bestimmt. - Die Oberfläche der Tonminerale ist der Ort der chem. und physikal. Aktivität des Bodens. Die dort adsorbierten Ionen sind u. a. für die Ernährung der Pflanzen wirksam. Günstig für Wasserhaushalt und Durchlüftung ist die Vereinigung der Einzelteilchen zu Aggregaten (Krümelstruktur); bedeutend ist v. a. die Krümelfraktion zw. 1 und 10 mm Durchmesser. Die Tätigkeit pflanzl. und tier. Organismen beeinflusst Krümelung und Durchlüftung des Bodens. - Als antiphytopathogenes Potenzial des B. bezeichnet man seine Fähigkeit, Pflanzenkrankheiten auslösende Keime oder Bestandteile durch bodeneigene Bakterien, Algen und Pilze zu unterdrücken oder zu hemmen. (Bodenerosion)
Literatur:
Georg Müller. Bodenkunde, hg. v. Berlin-Ost 31989.
Hartge, K. H. u. Horn, R.: Einführung in die Bodenphysik. Stuttgart 21991.
Schroeder, D.: Bodenkunde in Stichworten. Berlin 51992.
Semmel, A.: Grundzüge der Bodengeographie. Stuttgart 31993.
Mückenhausen, E.: Die Bodenkunde u. ihre geolog., geomorpholog., mineralog. u. petrolog. Grundlagen. Frankfurt am Main 41993.
Bodenkunde, Beiträge v. H. Kuntze u. a. Stuttgart 51994.
Hintermaier-Erhard, G. u. Zech, W.: Wörterbuch der Bodenkunde. Systematik, Genese, Eigenschaften, Ökologie u. Verbreitung von Böden. Stuttgart 1997.
Rowell, D. L.: Bodenkunde. Untersuchungsmethoden u. ihre Anwendung. A. d. Engl. Berlin u. a. 1997.
Scheffer, F. u. Schachtschabel, P.: Lehrbuch der Bodenkunde. Stuttgart 141998.
2) Volkswirtschaftslehre: originärer Produktionsfaktor (neben Arbeit und Kapital), der der landwirtsch. Erzeugung, der Rohstoffgewinnung und als Fläche zur Bebauung dient. Der B. ist außer durch Meliorationen und/oder Neulandgewinnung nicht beliebig vermehrbar. (Bodenertrag, Bodenpolitik, Grundrente)
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