Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Blüte
Blüte, der geschlechtl. Fortpflanzung dienender, für die Samenpflanzen charakterist. Spross begrenzten Wachstums mit meist in Kreisen angeordneten Blättern spezieller Funktion. Die vollständige B. der Bedecktsamer besteht aus den an der B.-Achse sitzenden Staub- und Fruchtblättern, die von der B.-Hülle umgeben sind; diese ist unterteilt in meist grüne Kelch- und farbige Kronblätter. Staubblätter (Stamina, als Gesamtheit Andrözeum) tragen i. Allg. auf einem Stiel (Staubfaden, Filament) die Antheren (Staubbeutel), die aus zwei durch das Konnektiv verbundenen Fächern (Theken) bestehen. Jede Theke enthält zwei Pollensäcke, die viele Pollenkörner (Pollen, B.-Staub) erzeugen. Die Fruchtblätter (Karpelle, als Gesamtheit Gynözeum) werden zuletzt angelegt; sie tragen die Samenanlagen, frei bei den Nacktsamern, in einem geschlossenen Fruchtknoten bei den Bedecktsamern. Die Samenanlagen sind mit einem Stielchen (Funiculus) an der Plazenta befestigt. Sie enthalten den Embryosack mit der Eizelle. Eine B. mit Staub- und Fruchtblättern ist zwittrig (hermaphroditisch, monoklin), eine B. mit nur Staub- oder nur Fruchtblättern getrenntgeschlechtig (diklin). Wenn beide Geschlechter auf derselben Pflanze vereinigt sind (Monözie), ist die B.-Verteilung und die betreffende Pflanze einhäusig (monözisch), wenn sie hingegen auf versch. Pflanzen auftreten (Diözie) zweihäusig (diözisch). Die B.-Hüllblätter können als grüne Kelchblätter (Sepalen; ihre Gesamtheit: Kelch, Calyx) und als zartere, oft farbige oder weiße Kronblätter (Petalen; ihre Gesamtheit: Blumenkrone, Corolla) ausgebildet sein. Doppelte B.-Hüllen mit Kelch und Krone heißen Perianth. Ist keine zweigestaltige Ausbildung erkennbar, liegt ein Perigon vor. Die B.-Hülle dient teils zum Schutz, teils als Schauapparat zur Anlockung der Insekten (B.-Bestäubung, Bestäubung); sie kann auch fehlen. Fehlt nur die Krone, heißt die B. apetal. - Die Blattgebilde an der B.-Achse sind schraubig (azyklisch) oder wirtelig (zyklisch, in Kreisen) angeordnet. Nach den Symmetrieverhältnissen unterscheidet man: polysymmetr. (radiäre, strahlige, aktinomorphe) B. mit mehr als zwei Symmetrieebenen (z. B. Nelke), disymmetr. B. mit zwei Symmetrieebenen (z. B. Tränendes Herz); monosymmetr. (zygomorphe) B. mit nur einer Symmetrieebene (achsensymmetr., z. B. Taubnessel) und asymmetr. B. (z. B. das Blumenrohr Canna). Die Zahlen- und Stellungsverhältnisse der B.-Blätter lassen sich im Grundriss als B.-Diagramm darstellen. Einen Überblick über die B.-Gestalt vermittelt die B.-Formel. In ihr werden die Symmetrieverhältnisse durch * (radiär) oder ↓ (zygomorph) angegeben sowie P = Perigon, K = Kelch, C = Corolla, A = Andrözeum, G = Gynözeum (jeweils mit der Anzahl der zugehörigen Glieder). Die Fruchtknotenstellung wird durch einen Strich unter (oberständig) oder über (unterständig) oder über und unter (mittelständig) der Anzahl der Fruchtblätter bezeichnet. Untereinander verwachsene Glieder werden durch Klammern zusammengefasst. Für die Taubnessel lautet die B.-Formel z. B. ↓ K (5) [C(5)A2 + 2]G(2).
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