Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Blut
Blut (lat. Sanguis), im Herz-Kreislauf-System (Blutkreislauf) zirkulierende Körperflüssigkeit, die dem allg. Stofftransport und -austausch dient. Das B. kann als flüssiges Gewebe oder als Organ des Körpers angesehen werden. Es bringt als Transportmittel Sauerstoff aus der Lunge und Nährstoffe aus dem Darm in die Gewebe, Kohlendioxid und Abbauprodukte des Stoffwechsels in die Ausscheidungsorgane (Lunge, Niere) und überträgt Hormone, Vitamine und Enzyme. Es dient der chem. Verknüpfung der Organe und der Aufrechterhaltung des Wasser- und Salzhaushaltes des Körpers. Wichtige Eigenfunktionen des B. sind die Fähigkeiten, Puffer im Säure-Basen-Haushalt zu sein, als Träger von Antikörpern und Leukozyten eingedrungene Fremdstoffe, Gifte und Fremdorganismen abzuwehren (Immunreaktion) und eröffnete B.-Gefäße (B.-Gerinnung) verschließen zu können. Die B.-Menge des Menschen beträgt etwa 7-8 % seines Körpergewichts, beim Erwachsenen (bei 70 kg Körpergewicht) etwa 5-5,5 l. Das B. setzt sich aus dem B.-Plasma (B.-Flüssigkeit) und aus den geformten Bestandteilen, den B.-Körperchen, zusammen.Das B.-Plasma besteht aus Wasser (90 %), Elektrolyten (bes. Natrium, Kalium und Calcium), den transportierten Stoffen und aus Proteinen (6-8 %). B.-Proteine sind Albumine, die an der Regulation des Wasserhaushaltes beteiligt sind, Globuline, die Antikörper enthalten, und Fibrinogen, das für die B.-Gerinnung verantwortlich ist. Plasma ohne Fibrinogen wird als B.-Serum bezeichnet. Von den geformten B.-Bestandteilen überwiegen zahlenmäßig (etwa 4,5-5 Mio./mm3) die roten B.-Körperchen (Erythrozyten), scheibenförmige, kernlose, in der Mitte eingedellte Zellen von etwa 0,007 mm Durchmesser. Sie bestehen aus einer Gerüstsubstanz, in die der B.-Farbstoff (Hämoglobin) eingelagert ist. Das Hämoglobin ermöglicht Atmung und Stoffwechselvorgänge durch seine Fähigkeit, Sauerstoff zu binden (in der Lunge) oder abzugeben (im Gewebe) entsprechend der in der Umgebung vorhandenen Sauerstoffkonzentration. Im Unterschied zu den roten sind die weißen B.-Körperchen (Leukozyten) kernhaltig und enthalten keinen Farbstoff. Ihre Zahl beträgt 4 000-9 000/mm3 Blut. Man unterscheidet Granulozyten, Monozyten und Lymphozyten; sie sind (mit Ausnahme der Lymphozyten) größer als die roten B.-Körperchen. Die Granulozyten werden je nach Anfärbbarkeit ihrer Körnchen (Granula) mit sauren oder bas. Farbstoffen in neutrophile, eosinophile und basophile Granulozyten unterteilt. Die neutrophilen Granulozyten machen den Hauptbestandteil der weißen B.-Körperchen aus. Sie sind aktiv beweglich, können, durch Stoffwechselprodukte von Krankheitserregern oder Zerfallsprodukten der Proteine angelockt, die B.-Bahn verlassen (Diapedese), nehmen die Fremdstoffe auf (Phagozytose) und verdauen sie. Zugrunde gegangene Granulozyten bilden die Hauptmasse des Eiters. Die anderen Arten von weißen B.-Körperchen sind ebenfalls an der Körperabwehr beteiligt. Monozyten sind zur Phagozytose größerer Fremdkörper in der Lage, die Lymphozyten besitzen die Fähigkeit, Antikörper zu bilden, und sind Grundlage der Immunität. Die ebenfalls farblosen B.-Plättchen (Thrombozyten) sind als Bruchstücke von Knochenmarkzellen die kleinsten B.-Körperchen (etwa 0,003 mm Durchmesser), ihre Zahl in 1 mm3 B. beträgt 200 000-400 000. Sie sind für die B.-Gerinnung wichtig. Die B.-Körperchen und ihre Vorstufen entstehen vorwiegend im Knochenmark.
Literatur:
Birkner, B.u. Hoffmann, Georg: Das B. Steckbrief unserer Gesundheit. Aufgaben im Körper, Barometer für Gesundheit u. Krankheit. München u. a. 1991.
Nagai, T. u. a.: Über Blutmystizismus. Volksaberglaube, Märchen, Religion, Volksmedizin u. Wissenschaft. Pähl 1995.
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