Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Bloch
Blọch,1) [engl. blɔk], Ernest, amerikan. Komponist schweizer. Herkunft, * Genf 24. 7. 1880, ✝ Portland (Oreg.) 15. 7. 1959, lebte seit 1916 in den USA; versuchte, einen spezifisch jüd. Stil zu schaffen; schrieb die Oper »Macbeth« (1910), Orchester- und Kammermusik.
2) Ernst, Philosoph, * Ludwigshafen am Rhein 8. 7. 1885, ✝ Tübingen 4. 8. 1977; 1933-48 im Exil, dann Prof. in Leipzig. Wegen zunehmender polit. Divergenzen (Beschränkung seiner Publikations- und Lehrtätigkeit, 1957 Zwangsemeritierung) siedelte er 1961 in die Bundesrep. Dtl. über und wurde Prof. in Tübingen. B. entwickelte, anknüpfend an Aristoteles, die »Linksaristoteliker« Ibn Sina und Ibn Ruschd, an Hegel und insbes. Marx, eine Ontologie des »Noch-Nicht«; ihr zugrunde liegt ein Begriff der Materie, der sie als reale Möglichkeit, offen für das Neue, denken lässt. Hieraus entfaltet B. seine »Philosophie der Hoffnung«; auf der Basis ihrer Entwicklungspotenzen soll die Gesellschaft durch die treibende Kraft des Hoffens zu einem »Reich der Freiheit« gestaltet werden. B. erhielt 1967 den Friedenspreis des Dt. Buchhandels.
Werke: Geist der Utopie (1918, 2. Fassung 1923); Thomas Müntzer als Theologe der Revolution (1922); Spuren (1930); Subjekt-Objekt (1951); Das Prinzip Hoffnung (3 Bde., 1954-59); Naturrecht und menschl. Würde (1961); Tübinger Einleitung in die Philosophie (2 Bde., 1963-64); Atheismus im Christentum (1968); Das Materialismusproblem (1972); Experimentum mundi (1975).
Literatur:
Markun, S.: E. B. Reinbek 30.-32. Tsd. 1990.
Kruttschnitt, E.: E. B. u. das Christentum. Mainz 1993.
Riedel, M.: Tradition u. Utopie. E. B.s Philosophie im Licht unserer geschichtl. Denkerfahrung. Frankfurt am Main 1994.
3) [engl. blɔk], Felix, amerikan. Physiker schweizer. Herkunft, * Zürich 23. 10. 1905, ✝ ebd. 10. 9. 1983; Prof. an der Stanford University (USA), untersuchte u. a. den Durchgang geladener Teilchen durch Materie (blochsche Bremsformel) sowie ferromagnet. Probleme (Bloch-Wand). B. erhielt 1952 zus. mit E. M. Purcell den Nobelpreis für Physik für die von ihm entwickelte Kernresonanzmethode der kernmagnet. Präzisionsmessung.
4) [engl. blɔk], Konrad Emil, amerikan. Biochemiker dt. Herkunft, * Neisse (heute Nysa, Wwschaft Opole) 21. 1. 1912; emigrierte 1936 in die USA, erhielt für Arbeiten über den Cholesterin- und Fettsäurestoffwechsel 1964 mit F. F. K. Lynen den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin.
5) [blɔk], Marc, frz. Historiker, * Lyon 6. 7. 1886, ✝ zw. Trévoux und Saint-Didier-de-Formans (Dép. Ain) 16. 6. 1944; aus einer jüd.-elsäss. Familie; 1921-36 Prof. in Straßburg, 1936-40 an der Sorbonne in Paris; schloss sich im Zweiten Weltkrieg der Résistance an, wurde 1944 von der Gestapo verhaftet und erschossen. - B., Mitbegründer der Schule der Annales und einer der bedeutendsten Vertreter der modernen sozialgeschichtl. Forschung, hatte wesentl. Anteil an der Etablierung von Mentalitäts- und Strukturgeschichte.
Literatur:
Raulff, U.: Ein Historiker im 20. Jh.: M. B. Frankfurt am Main 1995.
Werner, K. F.: M. B. u. die Anfänge einer europ. Geschichtsforschung. Vortrag, ... Saarbrücken 1995.
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: Bloch