Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Bildwirkerei
Bildwirkerei, Herstellung von Woll- oder Seidenstoffen, bes. von Teppichen, in ornamentaler oder bildhafter Ausführung. Bei der B. werden jeweils versch. gefärbte Schussfäden über einer so großen Anzahl von Kettfäden in Leinwandbindung hin- und hergeführt, wie es die gewünschte Gestaltung der Farbflächen erfordert. Wo versch. Farben aneinander grenzen, entstehen vertikale Schlitze, die später zusammengenäht werden.
Reste von B. des 2. Jt. v. Chr. wurden in Ägypten gefunden. Aus frühchristl. Zeit sind kopt. Wirkereien (5.-8. Jh.) sowie Beispiele aus Kleinasien und Byzanz bekannt. Zu den ältesten in Dtl. gehören die Fragmente eines Bildteppichs aus St. Gereon in Köln (11. Jh.) und die Bildteppiche im Halberstädter Dom (12./13. Jh.). Seit dem Ende des 13. Jh. blühte die B. vor allem in Frankreich (Hauptwerke: Apokalypse-Teppiche in Angers, 1375-79). Hervorragende Wirkstätten gab es auch am Oberrhein und in Franken. Neben religiösen Darstellungen zeigte die B. Szenen des höf. Lebens und Sagenmotive. Führend im 15. und 16. Jh. waren die Werkstätten in Arras (Arazzi), Tournai und später in Brüssel, das bis ins 18. Jh. Mittelpunkt der B. blieb. 1662 wurde im Haus des Färbers Gobelin die Königl. Manufaktur in Paris gegründet, die große Teppichfolgen nach Entwürfen von C. Lebrun u. a. wirkte. Diese Erzeugnisse erhielten die Bez. Gobelins; der Name wurde dann verallgemeinert. Im 20. Jh. entstanden durch Zusammenarbeit der Manufakturen mit Malern wie J. Lurçat u. a. wieder künstlerisch wertvolle Werke. Die moderne kunstgewerbl. Teppichkunst wird heute allg. mit dem frz. Begriff Tapisserie belegt. - Im vorkolumb. Amerika gab es B. bes. in Peru, ferner bei den Nordwestküstenindianern.
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