Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Biene
Biene(Honig-B., Imme, Apis mellifera), gesellig lebender Hautflügler, Bienen. Das B.-Volk (B.-Stock) besteht aus 20 000-60 000 Arbeits-B. (Arbeiterinnen), meist nur einer Königin und im Sommer 500-2 000 Drohnen. Die Königin (Weisel) legt täglich rd. 1 200 Eier. Die Drohnen (Männchen), von denen 6-10 die Königin begatten, sind kräftig, mit auffallend großen Facettenaugen und stachellos. Sie werden einige Monate nach dem Hochzeitsflug aus dem Staat vertrieben. Die nur 12-14 mm langen Arbeits-B. (unfruchtbare Weibchen) verbringen etwa drei Wochen im Stock (Wabenbau, Brutpflege) und fliegen dann zum Sammeln von Nektar und Pollen aus. Bei ihnen sind die Mundwerkzeuge kräftiger; am Hinterbein befindet sich am Unterschenkel außen das Körbchen, eine rings mit Borsten besetzte Mulde zur Aufnahme des Pollens, der am Bein »Höschen« bildet. Das hierauf folgende Fersenglied hat auf der Unterseite eine Bürste zum Pollensammeln. Der Stachel mit zwei Stechborsten und Giftdrüse sitzt am Hinterende. Beim Einbohren in zähe Haut wird der Stachel herausgerissen, eine Verletzung, die für die B. tödlich ist.
Entwicklungsverlauf: Drei Tage nach der Eiablage schlüpft die Larve, die sich nach sechs Tagen verpuppt. 10-18 Tage später schlüpft aus der Puppe (Nymphe) die junge Biene. Die Entwicklung erfolgt in einer sechseckigen Zelle aus Wachs. Die Zellen bilden die Waben; eine Anzahl Waben den Stock. Die Zellen werden teils für die Ernährung der Larven mit Speisebrei, teils mit Honig als Nahrung für das Volk gefüllt. Wenn nach Ausschlüpfen und Hochzeitsflug die begattete Königin in den Stock zurückkehrt, beginnt sie Eier zu legen. Die in eine Körpertasche geleitete Samenflüssigkeit reicht zeitlebens aus, ihre abgehenden Eier zu befruchten. Aus unbefruchteten Eiern entwickeln sich Drohnen. Wenn im Mai der Schwarmtrieb erwacht, werden Königinnenzellen errichtet und darin aus weibl. Larven durch Füttern mit dem Weiselfuttersaft (Gelée royale) Königinnen gezogen; die alte Königin fliegt mit einem Teil des Volkes aus (Schwarm) und gründet ein neues Volk.
Der Honig entsteht aus Blütensaft (Nektar) im Honigmagen der Arbeits-B., das Wachs in Blättchenform aus Drüsen der Bauchseite (den Wachsspiegeln). Außerdem sammeln die B. Blütenstaub (Pollen), der zu Nahrungsbrei für die Larven verarbeitet wird. Durch tanzartige Flugbewegungen zeigen sie ihren Artgenossen im Stock die Nahrungsquelle an. Die wilde Honig-B. baut ihre Waben in Baumlöchern und Felsnischen. - In Südamerika leben unbestachelte, beißende Honig-B. (Meliponen) aus anderer Familie. - Über Bienenhaltung Bienenzucht. Über Verletzung durch Stechen der B. Insektenstiche (Mörderbienen).
Die Überlieferung der antiken Vorstellung, dass die B. ihre Brut nicht zeugen, sondern von den Blüten sammeln, ließ die Christen die B. als Symbol der Jungfräulichkeit ansehen (B.-Korb auf Marienbildern). Auch als Herrschaftsemblem und Wappentier (Napoleon).
Literatur:
Hess, G.: Die Biene. Stuttgart 71992.
Ruttner, F.: Naturgeschichte der Honigbienen. München 1992.
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